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Wie geht es der Jugend am Stadtrand?

Forscher schauen auf die Probleme junger Menschen abseits der großen Wohnviertel.

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© Christian Juppe

Von Nora Domschke

Ihr Vorteil: Sie sind mobil. Von ihrem bunt bemalten Büro an der Reicker Straße aus sind die drei Sozialpädagogen Jennifer Trebeljahr, Christian Hager und Johann Wiederanders seit einem Jahr in den Stadtteilen im Dresdner Süden unterwegs. Anders als viele sicherlich vermuten, befassen sie sich derzeit allerdings weniger mit den Jugendlichen, die in den sozial schwächeren Gebieten wohnen wie in Prohlis oder am Koitschgraben.

„Dort ist das Angebot an Jugendhäusern und anderen Treffpunkten inzwischen gut ausgebaut“, erklärt Christian Hager. Der 32-Jährige ist Teil des Trios, das sich Anfang 2017 zusammenfand – und seitdem vor allem die Heranwachsenden in den Dresdner Randgebieten im Focus hat. Wie leben junge Menschen in den Vierteln abseits von Einkaufszentren und Geschäften, Kneipen und Diskotheken?

Das Team: Trio mit genauem Blick auf Wohnviertel am Stadtrand

Was alle drei gemeinsam haben: Sie studierten Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule Dresden. Jennifer Trebeljahr, 27 Jahre alt, und Johann Wiederanders, 24, sind dafür von Leipzig in die Elbestadt umgezogen, Christian Hager ist nach seiner Tischlerlehre im Vogtland nach Dresden gekommen. Für ihr Masterstudium nutzen Johann und Jennifer jetzt den Auftrag der Stadt an soziale Vereine, mit Jugendlichen in den Randgebieten ins Gespräch zu kommen, nach Problemen zu fragen, sie zu unterstützen. Für eine Forschungsarbeit nehmen sie nun das junge Leben in Lockwitz unter die Lupe. „Wir stehen aber noch ganz am Anfang“, sagt Jennifer.

Das Gebiet: Sozialpädagogen befragen Jugendliche im Dresdner Süden

Untersucht werden auch die Stadtteile Nickern, Kauscha und Leubnitz-Neuostra. Auf den ersten Blick scheinen junge Menschen, die hier mit ihren Familien wohnen, recht sorglos aufzuwachsen. Interessant für die Jugendarbeiter sind vor allem jene Bereiche, die in Bezug auf die Wohnverhältnisse ähnliche Strukturen aufweisen – keine Plattenbaugebiete, stattdessen viele Einfamilien- und kleinere Mehrfamilienhäuser, etwa im früheren Kasernengelände Nickern. Die Art zu wohnen spiegelt sich auch in der finanziellen Situation der Familien wieder: So leben nur fünf Prozent der Lockwitzer Kinder in Haushalten, die auf Sozialhilfe angewiesen sind. In Leubnitz-Neuostra – mit Plattenbaugebieten und geringeren Mieten – sind es indes zwölf Prozent, in Prohlis-Süd sogar 54 Prozent.

Die Probleme: Freizeitangebote fehlen, der schulische Leistungsdruck ist groß

Trotz stabiler finanzieller Verhältnisse haben junge Dresdner auch in den Vierteln am Stadtrand ihre Sorgen. Das sei eine erste Erkenntnis aus den Gesprächen des mobilen Teams mit Jugendlichen vor Ort, sagt Christian Hager. „Probleme innerhalb der Familie oder in der Schule wollen einige lieber mit uns besprechen, als mit ihren Eltern.“ Schüler an Gymnasien hätten oft mit hohem Leistungsdruck, Mobbing und auch Drogen zu kämpfen. Zudem fehlten Treffpunkte innerhalb der eigenen Viertel. Und wenn es welche gibt, beschweren sich Anwohner über laute Musik und Gespräche.

Lösungsansätze: Treffpunkte vor Ort schaffen, Ansprechpartner sein

Einen ersten Erfolg verzeichnet das Team der Mobilen Jugendarbeit Süd in Leubnitz-Neuostra. Auch dort gab es Ärger, weil sich eine Gruppe mit 15 bis 20 Jugendlichen regelmäßig auf einem Spielplatz an der Wilhelm-Busch-Straße traf. Hier kommt Christian Hager seine Tischlerlehre zugute: Gemeinsam mit der Gruppe hat er in fünf Tagen Arbeit einen Holzpavillon gebaut, seitdem gebe es keine Probleme mehr.

Hier sind das Trio und auch andere Teams der Mobilen Jugendarbeit erreichbar: www.mobsued.de