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Wie Händler ihre Nachfolger suchen

Christa Hummel führt vier Jahrzehnte die Drogerie in Herrnhut und geht bald in Rente. Das Geschäft aber bleibt.

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© Matthias Weber

Von Steffen Gerhardt

Herrnhut. Schon viele Geschäfte hat Christel Hummel in der Löbauer Straße öffnen und auch wieder schließen gesehen. Ein ganzes Buch könnte sie darüber schreiben, hätte sie nur die Zeit dazu. Denn Christa Hummel steht selbst in einem der Herrnhuter Geschäfte – und das mittlerweile 45 Jahre lang. Seit 1971 arbeitet die gelernte Drogistin in ein und demselben Geschäft, der heutigen Drogerie Hummel. Damit zählt sie wohl mit zu den dienstältesten Geschäftsinhabern, die in Herrnhut auch heute noch hinter der Ladentheke stehen.

Leere Läden auf der Löbauer Straße in Herrnhut ärgern nicht nur den Hauseigentümer, sondern auch die Herrnhuter, die gern mehr Vielfalt in den Angeboten der Geschäfte haben möchten.
Leere Läden auf der Löbauer Straße in Herrnhut ärgern nicht nur den Hauseigentümer, sondern auch die Herrnhuter, die gern mehr Vielfalt in den Angeboten der Geschäfte haben möchten. © Matthias Weber

Inzwischen hat es sich unter ihrer Kundschaft herumgesprochen, dass Christel Hummel in den Ruhestand gehen will. „Viele meiner Kunden fragen mich, wann es denn soweit ist und was dann aus der Drogerie wird“, sagt die Geschäftsfrau. Eine gewisse Sorge hat die Kundschaft schon, dass das Geschäft dann einfach zu ist. „Das sind auch meine Bedenken gewesen, was wird aus der Drogerie?“, betont sie. Zum einen ist an ihrer Seite Petra Fröde. Sie arbeitet seit 34 Jahren zusammen mit Christel Hummel als Verkäuferin. Andererseits sind da die Kunden, die nicht nur das Angebot schätzen, sondern auch die gute fachliche Beratung und den praktischen Service wie Geschenke einpacken, Paketversand und Lotto-Annahme.

„Meine Mitarbeiterin hat noch ein Jahr länger bis zum vorzeitigen Ruhestand zu arbeiten“, sagt die Geschäftsinhaberin. Eigentlich wollte sie mit ihr gemeinsam in den Ruhestand gehen. Christel Hummel wäre deshalb noch ein Jahr mehr in der Drogerie geblieben – hätte sich kein Nachfolger gefunden. Aber das ist nicht der Fall. „Zum Glück!“, betont sie. Denn bereits im vergangenen Jahr hatte sie begonnen, sich nach einem Nachfolger umzuschauen. Ihre beharrliche Suche führte zum Erfolg. Da Frau Fröde noch mindestens ein Jahr in der Drogerie tätig ist„ dann mit einer neuen Inhaberin, sieht Christel Hummel beste Voraussetzungen, um den Fortbestand der Drogerie zu sichern. Wer ihre Nachfolgerin ist, will sie aber jetzt noch nicht verraten. Denn der Geschäftswechsel ist erst für den Oktober dieses Jahres vorgesehen. „Bis zum Wechsel sind Frau Fröde und ich weiter für die Kunden da.“ Umgebaut wird in der Drogerie bereits jetzt schon fleißig, da einige positive Veränderungen geplant sind. Auch wenn sich Christel Hummel schon jetzt auf ihren neuen Lebensabschnitt mit Gartenpflege und Enkelbetreuung Zuhause in Obercunnersdorf freut, wird ihr der Abschied nicht leicht fallen.

Christel Hummel begann mit der Ausbildung zur Drogistin in der Fachdrogerie Hoberg in Neugersdorf. Ihr Berufsstart vollzog sich in der Konsum-Drogerie in Herrnhut. Dort wurde sie als Verkaufsstellenleiterin eingesetzt. Nach der Wende wurde die Drogerie privatisiert und erfolgreich weitergeführt. An ihrer Seite arbeitet neben Petra Fröde auch Ingrid Kirschke.

Ihr Mann Heinz ist seit einigen Jahren bereits Rentner und unterstützt sie auch geschäftlich. Zumal der Versicherungsmakler im selben Haus sein Büro führte. Ihm gelang es bereits vor zehn Jahren, einen Nachfolger für seine Kunden zu finden und einzuarbeiten. Dieser hat nach wie vor seinen Sitz in den Geschäftsräumen neben der Drogerie.

Somit steht das Wohn- und Geschäftshaus Löbauer Straße 16 auch künftig nicht leer. Ein Umstand, auf den Familie Hummel stolz, und der für Herrnhut nicht alltäglich ist. Denn nur wenige Meter weiter sind immer noch drei leere Geschäfte in der Reihe der Geschäftshäuser entlang der Löbauer Straße. Hausbesitzer Roland Künzel wäre es wohler, würden auch dort die Herrnhuter wieder ein- und ausgehen können. „Bisher haben wir aber keinen Interessenten, der die Räume nutzen würde, sagt der in Berlin lebende Eigentümer zu den beiden Geschäften in der Löbauer Straße 13. Auch im Nachbarhaus, der 11, steht der Laden weiterhin leer. In diesen Räumen hat Christel Hummel als Drogeriefachfrau begonnen zu arbeiten.

Mit den Wohnungen im Obergeschoss sieht es dagegen günstiger aus, sagt Roland Künzel. Diese sind alle vermietet. Nur das Gewerbe tut sich in Herrnhut schwer, ist sein Eindruck. Deshalb lohnt es auch nicht, die Räume vorab zu renovieren, wenn kein Mieter folgt. Denn die Erfahrung lehrt, dass meistens dann noch mal umgebaut werden muss. „Wir sind dankbar für jeden Interessenten oder Hinweis auf eine Nutzung“, betont Roland Künzel.

Dankbar ist ebenfalls Elke Krauspenhaar. Sie führt ihre Galerie „geschmack.Sache“ zwar auf der August-Bebel-Straße, aber sie hat das gleiche Problem, eine Nachfolgerin zu finden, wie Christel Hummel. Die SZ berichtete bereits im Februar darüber, dass die gelernte Textilgestalterin zum Jahresende aufhören möchte. „Durch den Zeitungsartikel sind einige Interessierte aufmerksam geworden“, sagt Elke Krauspenhaar, und das mit Erfolg: „Bei einer Frau besteht die Aussicht, dass sie meine Galerie fortführen will – in meinem Sinn und mit den vorhandenen Angeboten bis hin zu den vielen Teesorten.“ Schließlich fragen auch die Kunden der Galerie, ob sie der Stadt erhalten bleibt.