Die Stadt ist stark von der Entwicklung der Halbleiterindustrie abhängig. Noch jammert die Stadt auf hohem Niveau.
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Von Andreas Weller und Bettina Klemm
Lange Zeit konnte sich die Stadt Dresden über eine dynamische Entwicklung der Wirtschaft freuen. Die Halbleiterindustrie hatte sich angesiedelt und viele Arbeitsplätze geschaffen. Im Umfeld entstanden zahlreiche Zulieferer. Doch die Branche ist vom Weltmarkt abhängig und sehr anfällig. Das wurde spätestens nach der Pleite des Unternehmens Qimonda vor sechs Jahren deutlich. Gern haben die Dresdner über die Leipziger und Chemnitzer gelächelt. Das ist vorbei: Beide sächsischen Städte weisen inzwischen eine größere Dynamik auf. Leipzig profitiert von der Ansiedlung der Autohersteller BMW und Porsche sowie des Logistik-Riesen DHL.
Die Wirtschaftsziele der OB-Kandidaten
Beim Betrachten des Bruttoinlandsprodukts je Einwohner liegen inzwischen Dresden und Leipzig nahezu Kopf an Kopf. Nur Dresden ist von einem deutlich höheren Niveau gestartet als Leipzig. Der Wirtschaft in der Landeshauptstadt fehlt derzeit der Schwung. Namhafte Neuansiedlungen hat es in den vergangenen Jahren kaum gegeben. 2014 gab es 71 Nachfragen an Ansiedlungsmöglichkeiten. Sieben Neuansiedlungen führten zum Erfolg.
Auch bei den Einnahmen an Gewerbesteuern gibt es in der Stadt eine Zickzackkurve. Die Schwankungen werden vor allem von den großen Unternehmen verursacht, die die Verluste an anderen Standorten verrechnen können. Einen Konzernsitz kann Dresden ohnehin nicht aufweisen, anders als Leipzig. 2014 hat Leipzig rund 60 Millionen Euro mehr Gewerbesteuern eingenommen als Dresden.
Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) setzt auf den Mittelstand. „Diese Unternehmen haben ein kontinuierliches Wachstum“, sagt er. Wichtig sei es, diesen Firmen gute Entwicklungsmöglichkeiten zu sichern. 63 Firmen haben im vergangenen Jahr in der Stadt vorgesprochen, weil sie sich vergrößern wollen.
Dresden jammert auf hohem Niveau, denn insgesamt sind die Wirtschaftsdaten nicht schlecht. 37,7 Prozent der Einwohner sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das bedeutet im bundesweiten Vergleich nach Stuttgart, München und Potsdam den vierten Platz. Beim Rückgang der Arbeitslosenzahlen landet die Stadt nach Erfurt und Stuttgart auf dem dritten Platz.
Besonders ärgerlich ist das Thema Wirtschaftsförderung. Seit mehr als zwei Jahren ist dieses Amt nicht besetzt und wird derzeit zu einem Wahlkampfthema. Einige Zeit hat der Wirtschaftsbürgermeister die Funktion selbst übernommen. Er setzt zudem auf seine Kompetenz-Manager, die sich um die Entwicklung der jeweiligen Branchen bemühen.
Eine erste Ausschreibung des Postens führte zu keinem Erfolg. Sie wurde wiederholt. Morgen sollen den Stadträten in einer nichtöffentlichen Beratung drei Bewerber vorgestellt werden. Das neue Stadtoberhaupt wird bei der Entscheidung ein gehöriges Wort mitreden. Im Wahlkampf nennen nahezu alle Bewerber die Wirtschaftsförderung als eine der wichtigsten Herausforderungen. Sie wollen sie zur Chefsache machen. Nach Umfragen ist mit einer knappen Entscheidung zwischen drei Bewerbern zu rechnen.