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Wie kommt die Wirtschaft in Schwung?

Die Stadt ist stark von der Entwicklung der Halbleiterindustrie abhängig. Noch jammert die Stadt auf hohem Niveau.

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© dpa

Von Andreas Weller und Bettina Klemm

Lange Zeit konnte sich die Stadt Dresden über eine dynamische Entwicklung der Wirtschaft freuen. Die Halbleiterindustrie hatte sich angesiedelt und viele Arbeitsplätze geschaffen. Im Umfeld entstanden zahlreiche Zulieferer. Doch die Branche ist vom Weltmarkt abhängig und sehr anfällig. Das wurde spätestens nach der Pleite des Unternehmens Qimonda vor sechs Jahren deutlich. Gern haben die Dresdner über die Leipziger und Chemnitzer gelächelt. Das ist vorbei: Beide sächsischen Städte weisen inzwischen eine größere Dynamik auf. Leipzig profitiert von der Ansiedlung der Autohersteller BMW und Porsche sowie des Logistik-Riesen DHL.

Die Wirtschaftsziele der OB-Kandidaten

Eva-Maria Stange Ausgründungen aus den Forschungsinstituten und Universitäten und neue Unternehmen der Kreativwirtschaft – das braucht die Stadt nach Meinung von Eva-Maria Stange (SPD) unbedingt. „Dafür muss die Stadt vor allem bezahlbare Räume zur Verfügung stellen. Diese Unternehmen sind schnell und haben Zukunft. Wenn man da nicht umgehend reagiert, sind die weg.“ Ein gutes Beispiel sei der Campus in Chemnitz, wo aus der Uni und den Fraunhofer-Instituten viele Ausgründungen entstanden sind und weiter entstehen. Platz für Kreativwirtschaft sieht sie im Kraftwerk Mitte und im Umfeld der Messe. Für die großen Ansiedlungen setzt Stange auf einen externen Wirtschaftsförderer. Das könne die Stadtverwaltung nicht leisten. Zumal in der Verwaltung das Amt für Wirtschaftsförderung seit Jahren keinen Chef mehr hat. In anderen Städten funktioniere es auch erfolgreich, eine externe Firma zu beauftragen, die gezielt neue Unternehmen nach Dresden lockt. Die Ansiedlungen sollen dann in der Verwaltung unterstützt und Behördenwege deutlich verkürzt werden.
Eva-Maria Stange Ausgründungen aus den Forschungsinstituten und Universitäten und neue Unternehmen der Kreativwirtschaft – das braucht die Stadt nach Meinung von Eva-Maria Stange (SPD) unbedingt. „Dafür muss die Stadt vor allem bezahlbare Räume zur Verfügung stellen. Diese Unternehmen sind schnell und haben Zukunft. Wenn man da nicht umgehend reagiert, sind die weg.“ Ein gutes Beispiel sei der Campus in Chemnitz, wo aus der Uni und den Fraunhofer-Instituten viele Ausgründungen entstanden sind und weiter entstehen. Platz für Kreativwirtschaft sieht sie im Kraftwerk Mitte und im Umfeld der Messe. Für die großen Ansiedlungen setzt Stange auf einen externen Wirtschaftsförderer. Das könne die Stadtverwaltung nicht leisten. Zumal in der Verwaltung das Amt für Wirtschaftsförderung seit Jahren keinen Chef mehr hat. In anderen Städten funktioniere es auch erfolgreich, eine externe Firma zu beauftragen, die gezielt neue Unternehmen nach Dresden lockt. Die Ansiedlungen sollen dann in der Verwaltung unterstützt und Behördenwege deutlich verkürzt werden.
Markus Ulbig: Wirtschaftsförderung will CDU-Kandidat Markus Ulbig zur Chefsache machen. „Wir wollen miteinander in eine neue Gründerzeit aufbrechen.“ Das bedeute, dass Menschen mit Ideen, mit dem Mut, einen neuen Schritt zu wagen, darin bestärkt werden, ihre Ideen als Gründer umzusetzen. Dafür habe Dresden die besten Voraussetzungen: mit Exzellenz-Uni, Fachhochschulen, Berufsakademien, Max-Planck, Fraunhofer, Leibnitz und Helmholtz auch mehr als jede andere Stadt in der Bundesrepublik. „Ein Oberbürgermeister muss sich daran messen lassen, dass noch mehr von dem Wissen hier zu Produkten, Gütern und Dienstleistungen wird.“ Deshalb sollen Start-ups bei der Suche nach Flächen und Entwicklungsräumen von der Stadt mehr unterstützt werden. „Mein Motto: Kümmern Sie sich um Ihre Geschäftsideen, wir kümmern uns dann um den Rest.“ Außerdem will Ulbig schnelles Internet und eine bessere Verkehrsanbindung. „Damit Menschen, Waren, Güter, Produkte und Ideen in unsere Stadt und auch wieder hinaus in alle Welt gelangen.“
Markus Ulbig: Wirtschaftsförderung will CDU-Kandidat Markus Ulbig zur Chefsache machen. „Wir wollen miteinander in eine neue Gründerzeit aufbrechen.“ Das bedeute, dass Menschen mit Ideen, mit dem Mut, einen neuen Schritt zu wagen, darin bestärkt werden, ihre Ideen als Gründer umzusetzen. Dafür habe Dresden die besten Voraussetzungen: mit Exzellenz-Uni, Fachhochschulen, Berufsakademien, Max-Planck, Fraunhofer, Leibnitz und Helmholtz auch mehr als jede andere Stadt in der Bundesrepublik. „Ein Oberbürgermeister muss sich daran messen lassen, dass noch mehr von dem Wissen hier zu Produkten, Gütern und Dienstleistungen wird.“ Deshalb sollen Start-ups bei der Suche nach Flächen und Entwicklungsräumen von der Stadt mehr unterstützt werden. „Mein Motto: Kümmern Sie sich um Ihre Geschäftsideen, wir kümmern uns dann um den Rest.“ Außerdem will Ulbig schnelles Internet und eine bessere Verkehrsanbindung. „Damit Menschen, Waren, Güter, Produkte und Ideen in unsere Stadt und auch wieder hinaus in alle Welt gelangen.“
Dirk Hilbert: Oberste Priorität haben für Dirk Hilbert ansässige, bestehende Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe. Diese beschäftigen knapp 30 000 Mitarbeiter, investieren hier und sind der Stadt verbunden. Er nennt es „organisches Wachstum“ und setzt sich dafür ein, dass Entscheidungen zu geplanten Firmenerweiterungen im Rathaus schneller und effizienter erfolgen müssen. Ein Beispiel ist Theegarten-Pactec. Der Finanzbürgermeister wollte die Erweiterungsfläche meistbietend verkaufen. Theegarten wäre weggezogen. Dass das Unternehmen jetzt seine größeren Hallen in Betrieb nehmen kann, verdankt es dem Einsatz von Hilbert. Als hochdynamisch bezeichnet er den Software-Bereich mit über 10 000 meist gut bezahlten Beschäftigten. Ebenso wichtig sind Handel und Tourismus. Dresden müsse besonders an Bekanntheit und Image arbeiten, das erfordere auch eine bessere Ausstattung der Dresden Marketing GmbH. Um genügend Arbeitskräfte zu haben, müssen Studenten gewonnen werden, in der Stadt zu bleiben, sowie die Quote der Schulabbrecher gesenkt werden.
Dirk Hilbert: Oberste Priorität haben für Dirk Hilbert ansässige, bestehende Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe. Diese beschäftigen knapp 30 000 Mitarbeiter, investieren hier und sind der Stadt verbunden. Er nennt es „organisches Wachstum“ und setzt sich dafür ein, dass Entscheidungen zu geplanten Firmenerweiterungen im Rathaus schneller und effizienter erfolgen müssen. Ein Beispiel ist Theegarten-Pactec. Der Finanzbürgermeister wollte die Erweiterungsfläche meistbietend verkaufen. Theegarten wäre weggezogen. Dass das Unternehmen jetzt seine größeren Hallen in Betrieb nehmen kann, verdankt es dem Einsatz von Hilbert. Als hochdynamisch bezeichnet er den Software-Bereich mit über 10 000 meist gut bezahlten Beschäftigten. Ebenso wichtig sind Handel und Tourismus. Dresden müsse besonders an Bekanntheit und Image arbeiten, das erfordere auch eine bessere Ausstattung der Dresden Marketing GmbH. Um genügend Arbeitskräfte zu haben, müssen Studenten gewonnen werden, in der Stadt zu bleiben, sowie die Quote der Schulabbrecher gesenkt werden.

Beim Betrachten des Bruttoinlandsprodukts je Einwohner liegen inzwischen Dresden und Leipzig nahezu Kopf an Kopf. Nur Dresden ist von einem deutlich höheren Niveau gestartet als Leipzig. Der Wirtschaft in der Landeshauptstadt fehlt derzeit der Schwung. Namhafte Neuansiedlungen hat es in den vergangenen Jahren kaum gegeben. 2014 gab es 71 Nachfragen an Ansiedlungsmöglichkeiten. Sieben Neuansiedlungen führten zum Erfolg.

Auch bei den Einnahmen an Gewerbesteuern gibt es in der Stadt eine Zickzackkurve. Die Schwankungen werden vor allem von den großen Unternehmen verursacht, die die Verluste an anderen Standorten verrechnen können. Einen Konzernsitz kann Dresden ohnehin nicht aufweisen, anders als Leipzig. 2014 hat Leipzig rund 60 Millionen Euro mehr Gewerbesteuern eingenommen als Dresden.

Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) setzt auf den Mittelstand. „Diese Unternehmen haben ein kontinuierliches Wachstum“, sagt er. Wichtig sei es, diesen Firmen gute Entwicklungsmöglichkeiten zu sichern. 63 Firmen haben im vergangenen Jahr in der Stadt vorgesprochen, weil sie sich vergrößern wollen.

Dresden jammert auf hohem Niveau, denn insgesamt sind die Wirtschaftsdaten nicht schlecht. 37,7 Prozent der Einwohner sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das bedeutet im bundesweiten Vergleich nach Stuttgart, München und Potsdam den vierten Platz. Beim Rückgang der Arbeitslosenzahlen landet die Stadt nach Erfurt und Stuttgart auf dem dritten Platz.

Besonders ärgerlich ist das Thema Wirtschaftsförderung. Seit mehr als zwei Jahren ist dieses Amt nicht besetzt und wird derzeit zu einem Wahlkampfthema. Einige Zeit hat der Wirtschaftsbürgermeister die Funktion selbst übernommen. Er setzt zudem auf seine Kompetenz-Manager, die sich um die Entwicklung der jeweiligen Branchen bemühen.

Eine erste Ausschreibung des Postens führte zu keinem Erfolg. Sie wurde wiederholt. Morgen sollen den Stadträten in einer nichtöffentlichen Beratung drei Bewerber vorgestellt werden. Das neue Stadtoberhaupt wird bei der Entscheidung ein gehöriges Wort mitreden. Im Wahlkampf nennen nahezu alle Bewerber die Wirtschaftsförderung als eine der wichtigsten Herausforderungen. Sie wollen sie zur Chefsache machen. Nach Umfragen ist mit einer knappen Entscheidung zwischen drei Bewerbern zu rechnen.