Merken

Wie kommt ein Pilsner ins All?

SZ und Radeberger Brauerei holten die Musiker von „Trojka“ zu Bier & Kultur nach Radeberg. Es wurde ein Familientreffen.

Von Jens Fritzsche
Teilen
Folgen
NEU!
Die drei Musiker von „Trojka“ hatten viel Spaß bei ihrem Auftritt in Radeberg – und auch das Publikum ließ sich sofort von dieser Begeisterung anstecken.
Die drei Musiker von „Trojka“ hatten viel Spaß bei ihrem Auftritt in Radeberg – und auch das Publikum ließ sich sofort von dieser Begeisterung anstecken. © Thorsten Eckert

Radeberg. Es war wie ein fröhliches Familientreffen. Und das lag nicht allein daran, dass gleich in der ersten Reihe die kleine Nichte saß, die ihrem Onkel sogar extra ein Bild gemalt hatte. Der Onkel ist Rico Wolf und Gitarrist des Trios „Trojka“, das Freitagabend im ausverkauften Saal des Conrad-Brüne-Hauses der Radeberger Exportbierbrauerei für Begeisterung sorgte. Brauerei und Rödertal-SZ hatten die drei Musiker in die gemeinsame Veranstaltungsreihe „Bier & Kultur“ eingeladen. Und da Rico Wolf in Radeberg aufgewachsen ist, ließ sich seine Familie den Auftritt zu Hause natürlich nicht entgehen.

Aber dieses wunderbar sympathische Familiäre des Abends machte vor allem die unglaubliche – und unglaublich ansteckende – Spielfreude der drei hochprofessionellen Musiker aus, die das Publikum von der ersten Note an zu einer gut gelaunten Gemeinschaft werden ließ.

Wunderbar skurrile Geschichten

Die Drei – neben Rico Wolf sind das Pianist Albrecht Schumann und Cellist Matthias Hübner – sind dabei wunderbare Geschichtenerzähler; und lassen ihre Zuhörer ohne große Umwege direkt am sprichwörtlichen Familientisch Platz nehmen. Wenn Albrecht Schumann beispielsweise von einem polnischen Untermieter aus seiner Kindheit in Limbach-Oberfrohna erzählt, der irgendwo in Polen in einer Leberwurstfabrik gearbeitet hat, in der offenbar sehr eigenwillige Bräuche herrschten, was die Herstellung von und den Umgang mit der Wurst betrifft. Oder wenn Matthias Hübner vom bisher der Welt weitgehend verborgen gebliebenen Raumfahrtprogramm in der einstigen Tschechoslowakei zu berichten weiß, bei dem unsere tschechischen Nachbarn unbedingt eine Flasche Pilsner ins All schicken wollten – was zwar leider misslang, aber zumindest für einen fröhlichen Umtrunk am Moldau-Ufer genutzt wurde … Ob die eine oder andere Geschichte geflunkert war? Egal, denn das Faszinierende passiert, wenn die Drei anschließend zu den Instrumenten greifen! Denn dann kommen sie vollkommen ohne Worte aus. Und bleiben dennoch auch hier wunderbare Geschichtenerzähler. Ihre Melodien, ihre Noten lassen so ganz ohne den heute zunehmend üblichen Sprachschnickschnack in Liedtexten spielend in der Fantasie der Zuhörer die Geschichten noch einmal lebendig werden. Wenn sie beispielsweise in einem der Lieder ihrer neuen CD „Dschabba“ musikalisch über die Shopping-Sucht philosophieren und man tatsächlich die gierigen modischen oder farblichen Fehlgriffe hören kann, über die sich die Kaufwütigen dann vorm heimischen Spiegel ärgern. Bevor es zielstrebig taumelnd zur Umtausch-Orgie zurück ins Kaufhaus geht …

Hervorragende Musiker, eine wunderbare Atmosphäre und ein begeistertes Publikum, das sich gleich zwei Zugaben erklatschte – spätestens mit der nächsten CD wird „Trojka“ bestimmt noch einmal zum Familientreffen bei „Bier & Kultur“ in Radeberg vorbeischauen!

In der nächsten Ausgabe von „Bier&Kultur“ am 12. April sind ab 19.30 Uhr Jennipher und Carmen-Maja Antoni zu Gast, die Geschichten und Gedichte von Peter Hacks präsentieren. Tickets für 21 Euro gibt es ab sofort unter Telefon 03528 454260, [email protected] oder am Empfang der Radeberger Exportbierbrauerei.