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Wie misst man eine Würgeschlange?

13 Paar Hände bändigen bei der Zooinventur den kräftigen Netzpython. Der landet später noch in einem alten Bettbezug. 

Von Juliane Richter
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Mehr als Atmen ist der Netzpython in diesem Griff nicht mehr möglich. Aber nur so können die Zoomitarbeiter herausfinden, wie lang das 25 Jahre alte Tier mittlerweile ist.
Mehr als Atmen ist der Netzpython in diesem Griff nicht mehr möglich. Aber nur so können die Zoomitarbeiter herausfinden, wie lang das 25 Jahre alte Tier mittlerweile ist. © Sven Ellger

Der Griff sitzt. Zootierpfleger Michael Hoffmann packt den Netzpython blitzschnell knapp hinter dem Kopf und wuchtet den ersten Meter der Schlange aus ihrem verglasten Gehege. Bevor das 25 Jahre alte Tier sich winden kann, packen ein weiteres Dutzend Paar Hände zu, rollen das Tier aus und drücken es auf den Fliesenboden im Terrarium. Auch Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (CDU), zugleich Zoo-Aufsichtsratschef, ist sich nicht zu schade, sich in Anzughose neben das Tier zu knien und beim Festhalten zu helfen.

„Da ist schon Kraft drin“, kommentiert er fasziniert und ergänzt später, dass es durchaus ein angenehmes Gefühl sei, die Schlange einmal berühren zu dürfen. Aber klar, allein wolle er einem so großen Tier nicht begegnen. Um herauszufinden, wie groß das Weibchen denn wirklich ist, misst eine Zoomitarbeiterin mit dem Bindfaden vom Kopf bis zur Schwanzspitze. 5,63 Meter und damit sechs Zentimeter mehr als noch im Vorjahr, lautet das Ergebnis. Die zweite, nun folgende Prozedur ist nicht minder spannend. Mit vereinter Kraft lassen die Zoomitarbeiter die Schlange in einen alten, ausgeblichenen Bettbezug hinab. Gut verschnürt wird das Stoffpaket auf die Waage gelegt und ergibt ein Gewicht von 61 Kilogramm. 

So wurde die Schlange gewogen
So wurde die Schlange gewogen © Juliane Richter

Dass das fünf Kilo weniger als noch im Vorjahr sind, könne laut Pfleger Hoffmann passieren. Sei aber nicht beunruhigend. Vielleicht liegt es auch daran, dass das Tier in diesem Jahr noch nichts zu fressen bekommen hat. Erst kommende Woche wird ihm ein gut 2,5 Kilogramm schweres Kaninchen gegeben – das dann wieder mehrere Wochen vorhält.

Bei der Zooinventur sind jedoch nicht nur Maße und Zustand der Tiere relevant, sondern vor allem deren Anzahl. Überraschungen gibt es dabei kaum. Der aktuelle Tierbestand umfasst 246 verschiedene Arten mit mindestens 1.316 Exemplaren. Hinzu kommen noch zahlreiche Tiere, die einfach nicht erfasst werden können, etwa bei den Fischen oder den Reptilien. 

Gezählt wurden auch die Rosenkäfer und vor allem deren Larven: Davon gibt es etwa 1000 Stück. 
Gezählt wurden auch die Rosenkäfer und vor allem deren Larven: Davon gibt es etwa 1000 Stück.  © Sven Ellger

Zur Bilanz des Zoojahres gehören aber auch die ungewöhnlichen Todesfälle, wie der Verlust der Riesenschildkröte Hugo I oder eine Zebrastute, die wegen chronischer Entzündungen an den Hufen eingeschläfert werden musste. Der Zoo möchte in diesem Jahr eine neue Stute nach Dresden holen.

Für mehr Aufregung dürfte die Ankunft eines Koala-Weibchens irgendwann im Frühjahr sorgen. Bis zum Koala-Nachwuchs wird es aber ein langer Weg. Erst einmal muss das Weibchen noch ein wenig heranwachsen und sich einleben, bevor es Kontakt zu einem der beiden Männer bekommt. Weiter sind da schon die Elefantenkühe, die mit dem neuen Bullen Tembo friedlich zusammenleben. Allerdings braucht auch hier alles seine Zeit. Bisher wurden noch keine Deckakte beobachtet.

Die Fertigstellung des Afrikahauses könnte sich auch in der steigenden Besucherzahl widerspiegeln: 903.635 Gäste kamen im vergangenen Jahr in den Zoo - ein neuer Rekord.