Merken

Wie weiter mit dem Dittersbacher Kulti?

Der einstige Pächter ist weg, jetzt entwickelt der Ortschaftsrat neue Ideen, denn die Mehrzweckhalle ist unverzichtbar.

Teilen
Folgen
NEU!
© www.foto-sampedro.de

Von Anja Beutler und Susanne Sodan

Die Speisekarte verheißt an einem Tag Anfang März so manch Gutes: Hörnchennudeln und Gulasch, Milchreis und Schnitzel, Kartoffeln mit Leberwurst und Kassler standen an der Tür zum Dittersbacher Sport- und Kulturzentrum. Ein Angebot, das auch dem Düsseldorfer Autofahrer schmecken würde, der an diesem Tag die Auffahrt zum Kulti hinauffährt. „Komisch“, sagt der Mann, „ist heute noch gar nicht offen?“ Er war manchmal im Sport- und Kulturzentrum essen, wenn er beruflich in der Oberlausitz zu tun hat, erzählt er – und setzt sich erst einmal wieder ins Auto, weil er warten will, ob sich die Eingangstür doch noch öffnet. Doch es passiert nichts. Seit 28. Februar ist das Sport- und Kulturzentrum offiziell geschlossen. Ein Hinweisschild dazu sucht man vergebens. Das Gebäude gehört der Stadt Bernstadt, Pächter war in den vergangenen Jahren Jens Leistner aus Kiesdorf. Er hatte die Einrichtung 2012 übernommen, nachdem der Schlegler Wirt und Ortsvorsteher Frank Sieber nach 34 Jahren im Kulti in den Ruhestand gegangen war. Nun ist Leistners Pachtvertrag nicht verlängert worden, bestätigt Bernstadts Bürgermeister Markus Weise auf Nachfrage. Der Grund für diese Entscheidung sind nach SZ-Recherchen wirtschaftliche Schwierigkeiten. Erreichbar war Leistner für die SZ in den vergangenen Wochen nicht.

Sichtbare Anzeichen, dass ein Pächterwechsel am Kulti ansteht, gab es nach außen nicht unbedingt: Zum Faschings-Auskehrball Mitte Februar gab es die letzte große Fete, danach war es etwas ruhiger, erzählen manche Dittersbacher. Auch diejenigen, die über die mobile Essensversorgung bislang von Jens Leistner beliefert wurden, wussten schon ein bisschen früher Bescheid und haben sich einen neuen Lieferanten gesucht.

Die Entscheidung über die Zukunft des Hauses liegt nun bei der Stadt – genauer gesagt bei den Stadträten. Ein Konzept entwickeln wollte Bürgermeister Markus Weise aber keineswegs über die Köpfe der Dittersbacher hinweg – schließlich sei es ihr Kulti. „Der Ortschaftsrat ist jetzt am Zug und wird Vorschläge erarbeiten, auf deren Grundlage wir dann gemeinsam entscheiden können“, erklärt Weise die nächsten Schritte. Und wenn klar ist, wie die Halle genutzt werden soll, kann die Stadt auch klären, ob dazu noch Investitionen nötig sind – beispielsweise in eine neue Heizung.

Roberto Engler, Mitglied des Dittersbacher Ortschaftsrates und Stadtrat in Personalunion, ist auch nicht bange, dass ihm und seinen Mitstreitern zum Kulti nichts Passendes einfällt. Seit vielen Jahren hat die Mehrzweckhalle oberste Priorität für die Dittersbacher. „Wir müssen sie für die Dorfgemeinschaft erhalten“, betont er. Anknüpfungspunkte für die Zukunft gebe es genügend, denn in der Halle treffen sich nicht nur die Fußballer, Tennisspieler und Turnfrauen zum Training – auch der Schönauer Karneval Club ist seit Jahren zur Faschingssaison hier zu Gast, auch Vorträge und Feiern finden hier statt. „Wir wollen darauf aufbauen“, betont Roberto Engler.

Fragen gibt es dennoch einige zu klären: Wie die Kellerbar künftig genutzt werden soll oder welche Rolle die Gastronomie im Kulti spielen kann und soll, gilt es zu besprechen. „Wir würden uns natürlich freuen, wenn sich ein neuer Betreiber meldet“, sagt Engler. Man wolle aber auf keinen Fall eine Konkurrenz zur benachbarten „Grünen Aue“ aufbauen. Immerhin habe das Mit- und Nebeneinander von Kulturzentrum und Gaststätte immer funktioniert. Vielleicht ergebe sich künftig ja auch die Chance, beides enger zu verbinden.

Roberto Engler hofft derweil, dass auch die Dittersbacher selbst bei der Ideensuche mit dabei sind: Am 21. April ist Frühjahrsputz in der Gemeinde anberaumt und der soll in Dittersbach rund um und im Kulti stattfinden. Das sei eine gute Gelegenheit, mit den Einwohnern über die Zukunft des Sport- und Kulturzentrums zu reden. Denn Engler und die anderen Ortschaftsräte wollen klarmachen: „Es gibt hier keinen Stillstand, wir sind dran.“ Das heißt übrigens auch, dass die bereits gebuchten Veranstaltungen wie gewohnt in der Mehrzweckhalle stattfinden werden. „Der nächste Termin ist der Maitanz der Feuerwehr am 30. April und am 5. Mai dann die traditionelle Wiedersehensdisco ,Einmal im Jahr‘ vom Jugendverein Eintracht“, sagt Engler. Ein neues Konzept wird bis dahin sicher noch nicht stehen: „Wir nehmen uns die nötige Zeit, wollen es aber auch nicht unnötig in die Länge ziehen“, sagt Roberto Engler.