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Wieder Elchkälber im Wildgehege

Nach fünf Jahren gibt es in Moritzburg Nachwuchs beim Wappentier. Und dann gleich Zwillinge.

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© Andreas Weihs

Von Susanne Plecher

Moritzburg. Im Moritzburger Wildgehege ist die Vorsicht fast so groß wie die Freude: Denn dass die junge Elchkuh gleich zwei Kälber geboren hat – und dem renommierten Tierpark damit nach fünf Jahren zum ersten Mal wieder einen Nachwuchs des Wappentiers schenkte – sorgt einerseits für Jubel. Andererseits will man aber so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf die kleine Tierfamilie lenken. Zu groß ist die Furcht, dass Mama Elch bei zu viel Trubel ihre Kinder im Stich lassen könnte.

Dieser Elch-Bulle ist der Vater.
Dieser Elch-Bulle ist der Vater. © Andreas Weihs

Gut, dass Elche in typischer Hirschmanier die Jungen im hohen Gras ablegen. Im etwa 1,5 Hektar großen Gehege sind sie deshalb nur sehr schwer zu entdecken – und vor all vor neugierigen Augen gut geschützt. Noch enthält die junge Elchkuh selbst den Tierpflegern ihre beiden Kinder vor. Die sind zwar schon zwölf Tage alt, aber zur Futterstelle hat sie noch nicht mitgenommen. Deshalb kann nicht einmal das Fachpersonal sagen, ob es sich um kleine Bullen oder Kühe handelt.

Sich den Riesen im Gehege zu nähern, ist keinesfalls empfehlenswert. „Elche sind sehr territorial und mit die gefährlichsten Tiere, die wir im Wildgehege haben“, erklärt Zootierpfleger Florian Hanisch. Das gilt für Muttertiere umso mehr. „Die Kuh würde ihre Jungen bis aufs Blut verteidigen. In freier Wildbahn schlägt sie Bären und Wölfe in die Flucht, wenn sie ihnen zu nahe kommen“, weiß er.

Wer großes Glück hat, kann die beiden Neuen im Elchgehege nach geduldiger Suche trotzdem finden. So ist es unserem Fotografen gelungen, nach über zweistündiger Pirsch die beiden Jungtiere mit ihrer Mutter vor sein Objektiv zu bekommen. Das Zeitfenster war dabei sehr klein. „Die Kuh säugte nur zehn Minuten. Vorher lagen die Kleinen im Gras, wo sie nicht zu entdecken waren“, sagt Andreas Weihs. Zum Verdauen kehrten sie in ihre Deckung zurück, die sie in freier Wildbahn vor hungrigen Jägern schützt.

Sie lieben Algen und Wasserpflanzen

Elchkälber sind kurz nach der Geburt etwa 80 Zentimeter groß und wiegen zwischen zehn und 15 Kilogramm. Sie haben einen gesunden Appetit. Bis zu achtmal säugt die Mutter ihre Kleinen pro Tag. Die Jungtiere trinken anfangs 1,5 Liter Milch, später steigern sie die Menge pro Mahlzeit auf satte drei Liter. Für die Elchkuh bedeutet das: Fressen, was irgendwie zu bekommen ist.

Da Elche zu den Konzentratselektierern gehören, haben sie es ohnehin auf besonders energiereiche Nahrung wie junge Baumtriebe abgesehen. Diese enthalten wesentlich mehr Proteine und Mineralien als Gras. Zu den üblichen Gaben an Kastanien-, Linden-, Eichen- oder Weidenlaub bieten die Tierpfleger der Kuh zusätzlich Quetschhafer oder Haferflocken an. „Das ist Kraftfutter und kann ihren erhöhten Bedarf an Kalorien decken“, so Hanisch.

Einen besonderen Leckerbissen, den frei lebende Elche sich gern einmal gönnen, kann ihnen der Tierpark jedoch nicht ohne Weiteres am Futterplatz zur Verfügung stellen. Elche sind unter den Hirschen die einzigen, die unter Wasser äsen können. Dort machen sie sich gern über Algen und Wasserpflanzen her, die einen hohen Natriumgehalt aufweisen. Dafür hat sich die Natur einen Trick einfallen lassen: Die großen Tiere können ihre Nasenlöcher verschließen und so in aller Gemütsruhe die Unterwasserweiden abgrasen. „Wir haben im hinteren Bereich des Geheges eine Sumpffläche angelegt und die wasserführenden Gräben so gestaltet, dass sie durch das Areal hindurch gehen“, so Hanisch. Was sich da im Wasser ansiedelt, dürfte zu den Lieblingsleckereien der Einzelgänger gehören.

Doch auch, wenn sich nach langer Suche die scheuen Babyelche nicht zeigen sollten, lohnt sich für Freunde von Tierkindern ein Ausflug nach Moritzburg. In fast jedem Gehege gibt es Nachwuchs. Die Besucherlieblinge sind dabei die drei kleinen Minischweine, die seit Anfang Juni ihr Gatter unsicher machen. In unmittelbarer Nachbarschaft lebt die Damwildherde, die ebenfalls interessanten Nachwuchs zu bestaunen hat. Dort haben eine weiße Kuh und ein weißer Bulle ein schwarzes Kalb gezeugt. Viele Damwildkälbchen haben ihre Rückzugspunkte im hohen Gras aufgegeben und sind mit den erwachsenen Tieren unterwegs. Man kann sie und das junge Rotwild am besten während des Schaufütterns um 14 Uhr beobachten. Auch die Mufflons und die Sikas haben inzwischen jeweils fünf Jungtiere.