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Wiederaufbau nach Brand fast geschafft

Hinter Familie Schlimpert liegen aufregende Wochen. Erst wurden sie von Behörden ausgebremst und dann gab es nur ein geringes Budget von der Versicherung.

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© André Braun

Von Marion Gründler und Sylvia Jentzsch

Geringswalde/Aitzendorf. Die neuen Getreidesilos vom Reitstall Schlimpert in Aitzendorf sind aufgestellt. An der Stroh- und Technikhalle fehlen noch ein paar Platten. Dann kann die Ernte eingefahren werden. Die Depots und die Halle waren bei einem Brand im Januar zerstört worden.

Eile ist geboten. Alles muss fertig werden. Es wird Platz für das Stroh, Heu und die Haferkörner benötigt.

Hinter Familie Schlimpert liegt eine aufregende Zeit. Jetzt können sie nach den derzeit obligatorischen 16-Stunden-Tagen etwas ruhiger schlafen. Denn es stehen wieder fünf Getreidesilos in Reih und Glied vor der noch nicht ganz fertig sanierten Stroh- und Technikhalle. Die Silos ersetzen die Depots, die im Januar mitsamt dem Futter verbrannten. Der Vorrat sollte für zwei Jahre reichen.

„Nun benötigen wir noch die restlichen Platten für die Verkleidung der Halle. Mein Sohn hat genauso viele bestellt, wie beim Aufbau der alten Halle. Doch die Platten sind kleiner. Nun ist Geduld gefragt“, so Seniorchefin Annerose Schlimpert.

Im Frühjahr, als der Wiederaufbau über Wochen durch Behörden-Hick-Hack ausgebremst worden war – so musste unter anderem der Bauantrag neu gestellt werden –, blieb die Familie nicht untätig. Denn Ersatz für die Silos musste her. Sven Schlimpert durchforstete das Internet nach brauch- und bezahlbaren Behältern und wurde in Sachsen-Anhalt fündig. Die Abholung hatte die Spedition Thalmann aus Aitzendorfübernommen. „Wir können uns keine neuen Silos kaufen, weil das Budget, das uns die Versicherung zur Verfügung gestellt hat, sehr gering ist“, so Annerose Schlimpert. Reitstall-Chef Sven Schlimpert ist glücklich, dass seine Planungen aufgehen. Möglich ist das, weil er die richtigen Handwerker gefunden hat. So hat sich zum Beispiel der Burgstädter Dachdeckerbetrieb von Sven Stopp extra den Samstag freigehalten, um die Silos an der Stroh- und Technikhalle anzubringen. 19 Kubikmeter Getreide fasst jeder Bunker, was etwa dem Fassungsvermögen von 1900 Wassereimern entspricht.

Annerose Schlimpert hatte in den vergangenen Wochen alle Hände voll zu tun. Kinder verbrachten in drei Durchgängen ihre Ferien auf dem Reiterhof. Trotz des Trubels bewahrt die Seniorchefin die Ruhe. „Wir wollten zwar vermeiden, in den Schulferien eine Baustelle auf dem Hof zu haben. Aber nun ist genau das eingetreten, und es blieb nichts anderes übrig, als sich damit zu arrangieren.“ Die Eltern der Ferienkinder hätten viel Verständnis. Und wenn ein Laster den Zugang zur Sitzfläche versperrte, ginge die Welt davon auch nicht unter. „Wir haben in den Monaten nach dem Brand so viel Solidarität erfahren. Das war unglaublich rührend und hat uns gestärkt“, sagt die Landwirtin. So brachten Bekannte eine Fünf-Tonnen-Ladung Hafer vorbei. Nachbarn, Eltern von Reiterkindern und Freunde kamen mit Heu und Stroh und sprachen der Familie Mut zu. Und noch etwas lag den Schlimperts am Herzen. Sie wollten sich bei den Feuerwehrleuten bedanken. Kurzerhand hatten sie für den 11. Juni ein Feuerwehrfest arrangiert, dafür extra ein Rind geschlachtet, und den mehr als 50 Feuerwehrleuten, die an dem Abend gekommen waren, ein üppiges Festmahl bereitet.

Der Großbrand der Stroh- und Technikhalle hatte im Januar fast 90 Feuerwehrmänner der Wehren aus Altgeringswalde, Arras, Geringswalde, Hartha, Hermsdorf, Rochlitz, Waldheim und Zettlitz rund anderthalb Tage in Atem gehalten. Die Polizei, die von Brandstiftung ausgeht, hat Anfang Mai ihre Ermittlungen gegen Unbekannt abgeschlossen und die Unterlagen der Staatsanwaltschaft übergeben.

„Das Tagesgeschäft muss weitergehen. Wir krempeln die Ärmel hoch und dann klappt das schon. Da bin ich mir sicher“, so Annerose Schlimpert. (mit FP)