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„Wir fliegen einfach durch das Geschäft“

Nach dem Weihnachtsfest ist es soweit: Die Inhaber von Geschäften und Betrieben rüsten sich zur alljährlichen Inventur. Eine Notwendigkeit, die vor allem eines erfordert: Viel Fleiß.

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Von C. Karlshaus und G. Niehus

Heute ist es soweit: Monika Richter, Inhaberin des Geschenkelädchens auf der Meißner Straße in Großenhain wird – so wie in jedem Jahr um diese Zeit – ein Schild an die Tür hängen. Auf diesem teilt sie ihren Kunden freundlich mit, dass das Geschäft für einen Tag geschlossen bleibt. Nicht etwa, dass Monika Richter und ihre Kollegin etwas Besseres vorhätten. Nein, sie machen einfach „nur“ Inventur.

Ein „nur“, das angesichts der vielen kleinen erzgebirgischen Figuren, der Räuchermänner und Pyramiden, Tischdeckchen oder Utensilien aus Keramik und Porzellan Schwerstarbeit bedeuten dürfte. „Ganz so schlimm ist es nicht. Wir fangen früh um 8 Uhr an und sind dann so gegen 17 Uhr fertig“, sagt Monika Richter und lächelt optimistisch. Bevor es allerdings soweit sei, müsse sie jeden einzelnen Artikel benennen, und ihre Mitarbeiterin würde diesen in eine Liste eintragen. „Wir machen also wirklich alles mit der Hand. Abends haben wir dann meist so um die 50 Seiten beschrieben“, erinnert sich Richter.

Wie viele es in diesem Jahr sein werden, weiß Siegfried Jentzsch noch nicht. Der Inhaber des gleichnamigen Blumengeschäftes in Großenhain geht allerdings davon aus, dass er mindestens zwei Tage benötigt, um das Inventar in seinem Laden aufzulisten. „Wir müssen ja die einzelnen Pflanzen auflisten, auch die Übertöpfe und Vasen. Überhaupt all das, was an Dekorationsmaterial da ist“, erklärt Jentzsch. Da könne es schon mal vorkommen, dass man von Ecke zu Ecke eile und trotzdem noch ein neues Stück finde. Einziger Vorteil: Die Schnittblumen müssten nicht gezählt werden.

Leise sein, sonst hört man das Piepsen nicht

Entspannt zurücklehnen können sich indes die Verkäuferinnen von „Schneider-Moden“ in Großenhain. Bereits am 23. Dezember seien die ersten Vorkehrungen in Sachen Bestandsaufnahme getroffen worden. „Nach dem Weihnachtsfest geht es bei uns immer gleich los mit der Zählerei“, sagt Filialleiterin Kathi Zimmermann. Dank der modernen Technik sei der Aufwand jetzt auch wesentlich geringer als früher. „Da mussten wir jedes einzelne Kleidungsstück mit der Hand zählen. Jetzt werden einfach die Etiketten der Artikel eingescannt und die Ware somit viel schneller erfasst“, so Zimmermann. Ein Verfahren, das die Inventur um die Hälfte der Zeit verkürze. „Insofern fliegen wir einfach durch das Geschäft und sind ruck zuck fertig.“

„Hier müssen wir leise sein, sonst hört man das Piepsen nicht.“ Chefin Christine Schindler betritt den Lagerraum des Schuhgeschäftes Reno im Riesapark. Und tatsächlich. Erst piepst es rechts, gleich danach links. Typische Inventurgeräusche bei Reno. Vier Frauen und ein Mann zählen, was an Schuhen da ist. Erst zwei Mal per Hand, dann wird der Strichcode per Scanner eingelesen. Hat er die Daten gefressen, piepst er. „Wir machen die Inventur an zwei Tagen“, erklärt Christine Schindler. „Am Freitag zählen wir die Ware im Lager, am Montag die im Laden.“ Deshalb ist Montagvormittag der Laden auch zu. Erst wenn alles erledigt und die Zentrale im Schwarzwald alle Daten erhalten hat, darf das Schuhgeschäft wieder öffnen.

Einmal im Jahr muss jeder Betrieb Inventur machen, um den Buchbestand – also das, was da sein müsste – mit dem zu vergleichen, was wirklich noch da ist. Ist es zu wenig, spricht man von Inventurdifferenzen. Zu deutsch, es wurde gemopst. Wie viel auf diese Weise verschwindet, will die Reno-Chefin nicht verraten. Nur so viel: „Es werden bei uns deutlich mehr Herren- als Damenschuhe geklaut.“

Wahre Inventurspezialisten sind Jeanett Falkenberg und Kerstin Hoppstock vom Drinki-Getränkemarkt in Riesa. Alle sechs bis acht Wochen müssen dort Flaschen und Kästen gezählt werden. „Das ist im Getränkehandel so üblich“, sagt Hoppstock. Insofern war die Jahresinventur am 31. Dezember nichts Besonderes. Eine Premiere war es für die beiden Angestellten dennoch: Zum ersten Mal mussten sie es alleine ohne Chefs machen. „War schon ordentlich Arbeit, lief aber ziemlich gut“, so Hoppstock.