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„Wir sind nah dran an den Problemen der Menschen“

Die Freien Wähler haben wieder einen Kreisverband Meißen gegründet und rechnen sich gute Chancen bei den Wahlen aus.

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Brit Reimann-Bernhardt ist die Vorsitzende des wieder neu gegründeten Kreisverbandes der Freien Wähler.
Brit Reimann-Bernhardt ist die Vorsitzende des wieder neu gegründeten Kreisverbandes der Freien Wähler. © privat

Frau Reimann-Bernhardt, welchen Anstoß gab es für Sie, in Meißen wieder einen Kreisverband der Freien Wähler zu gründen?

Ausgangspunk war ein Treffen von etwa 40 Bürgerinnen und Bürgern aus der Mitte der Gesellschaft auf Gut Gödelitz. Einig waren wir uns alle in dem Unbehagen über das Abdriften von Teilen der Gesellschaft hin zu politischen Extremen. Dem wollen wir ideell etwas entgegensetzen. So entstanden die ersten Gödelitzer Impulse.

Das müssen Sie näher erklären.

Es handelt es sich um eine Sammlung von Gedanken, Anregungen, Forderungen zu unterschiedlichen Bereichen wie Demokratie, Heimat oder Bildung. Die Gödelitzer Impulse sollen kein fertiges Programm liefern, sondern eine Basis bilden, auf der sich weiter diskutieren und arbeiten lässt.

Wo kommen die Freien Wähler ins Spiel?

Nachdem die Gödelitzer Impulse in der Landespressekonferenz vorgestellt wurden, hat sich für mich die Frage gestellt, wie es nun weitergeht. Ich wollte es nicht beim Reden belassen, sondern tätig werden. Die Begegnung in Gödelitz mit Pfarrer Anselm Meyer aus Zwickau und Bernd Gerber aus Werdau lieferte bereits im Sommer die Anregung, in diese Richtung weiterzugehen.

Was haben die Freien Wähler, was andere Parteien nicht haben?

Ganz grundsätzlich sind sie sehr unterschiedlich von ihren Mitgliedern her und gleichzeitig bodenständig. Ich habe das Gefühl, dass sie nah dran sind an den Menschen und die Probleme verstehen, welche die Menschen in den Dörfern und Städten bewegen. Das Schubladendenken in Links und Rechts wird aufgebrochen, und es gibt nicht diese typischen Karrieren als Parteisoldaten, die sie anderswo finden.

Trotzdem wollen die Freien Wähler ja bei den Landtagswahlen 2019 antreten und dabei eventuell von dem Schwung aus Bayern profitieren, wo sie mittlerweile an der Regierung beteiligt sind.

Bayern ist tatsächlich ein Sonderfall. Die Freien Wähler haben in den vergangenen Jahren im süddeutschen Raum sehr stabile und gut funktionierende Strukturen entwickeln können. Aktuell stellen sie in Bayern allein zehn Landräte. Damit können wir uns nicht vergleichen. Ein Engagement im Landtag halte ich trotzdem für richtig und wichtig, weil die Kommunalpolitiker dort einfach Vertreter und Ansprechpartner aus den eigenen Reihen benötigen. Ohne die geht es nicht.

Wie organisiert die neue Kreisvereinigung ihre Arbeit?

Im Vorstand haben wir – denke ich – eine gute Mischung aus erfahrenen Kommunalpolitikern und neuen Leuten hinbekommen. Eine erste Aufgabe ist jetzt, thematische Schwerpunkte festzulegen. Wir möchten uns stark machen für wohnortnahe Schulen oder auch für unfallsichere Verkehrswege und Infrastrukturen auf dem Land. Also für die ganz praktischen Dinge, die vielen Leuten auf den Nägeln brennen.

An welchen Wahlen werden sie sich beteiligen?

Im Blick haben wir jetzt die Kreistagswahlen und die Kommunalwahlen in den Gemeinden. Dafür suchen wir noch Kandidaten. Aus meiner Sicht gibt es die viel beschworene Politikverdrossenheit so gar nicht. Verdrossen sind gerade junge Menschen eher über die eingefahrenen Strukturen bei den Parteien, über den geifernden Ton in der politischen Auseinandersetzung, die gegenseitigen Blockaden. Diesen enttäuschten Wählern wollen wir Mut machen, sich wieder einzubringen, sich in der Politik selbst zu verwirklichen.

Wie stehen die Freien Wähler zu bereits existierenden Initiativen wie den Bürgern für Meißen, die mit Frank Richter fast ihren Kandidaten für das Meißner Oberbürgermeisteramt durchgesetzt hätten?

Kontakte zur Meißner Bürgerinitiative und zu den Freien Wählern z.B. in Radebeul haben wir bereits geknüpft, aber uns geht es um ein breites Bündnis. Wir möchten Leute einbinden und gewinnen, die nicht polarisieren und konfrontativ arbeiten, sondern von ihrer Persönlichkeit her geeignet sind, das Vertrauen der Wähler zu gewinnen und natürlich auch anschließend mit ihrem Engagement diesem Vertrauen gerecht zu werden.

Das Gespräch führte Peter Anderson.