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Wirbelwind mag sentimentalen Walzer

Tabea Hünerfauth hat den nächsten Wettstreit im Blick. Ihre Eltern suchen schon nach einem Partner für die Kleine.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Leisnig/Meinitz. Ruhig und konzentriert sitzen kann Tabea eigentlich nur am Klavier. Ein neues E-Piano hat sich die Familie zu Weihnachten gegönnt. Ein schönes mit Holztasten ist es geworden. Eigentlich hätte der Hausherr gern ein „richtiges“ Klavier angeschafft. Doch die Familie lebt in Meinitz in einer alten, restaurierten Mühle und ist nach wie vor skeptisch, dass die Balkenkonstruktion ein Klavier tragen würde. Abgesehen davon geht es nur über schmale Treppen hinauf ins Wohn- und Musikzimmer. Also entschieden sich die Hünerfauths für eine hübsche Alternative.

Sowohl Vater Jürgen, als auch die Kinder Max und Tabea sind musikalisch begabt, alle drei spielen Klavier. Mutter Ulrike singt im Kirchenchor – und beaufsichtigt die Proben ihrer Tochter. Mit dem Vater übt die Achtjährige, die Ende des Monates neun wird, neue und schwierige Stücke ein. „Ich bin manchmal ganz schön streng“, gibt Ulrike Hünerfauth zu. Doch sie spart auch mit Lob und motivierenden Worten nicht. Die genießt der kleine Wirbelwind scheinbar nur nebenbei. Ansonsten wuselt Tabea mehr hin und her, holt ihre Urkunden und Preisen von zurückliegenden Wettbewerben.

Bei dem bevorstehenden Regionalwettbewerb muss Tabea als eine von 64 Solisten vier Klavierstücke präsentieren: die Kindersonate von Schumann, den sentimentalen Walzer von Schostakowitsch, die Sonata von Cimarosa und das Spinnliedchen von Ellmenreich. Das es ihr gerade der sentimentale Walzer angetan hat, ist kaum zu glauben. Denn ansonsten greift die aufgeweckte Grundschülerin resolut in die Tasten, spielt nach kurzer „Auftauphase“ souverän und nahezu fehlerfrei.

Mit Notenlesen angefangen

Die Teilnehmer

Am Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ vom 20. bis 22. Januar nehmen aus der Region Döbeln teil:

Klavier Solo: Philipp Hoffmann, Tabea Hünerfauth, Emilia Vetter, Adrian Cyrnik (alles Schüler von Galina Freind), Janica Roitzsch, Jari Roitzsch (beide Schüler von Björn-Helmer Schmidt)

Blockflöten-Trio: Josephine Adam, Ancilla Piechaczek, Inga Lehle (Schüler von Tina Bartel)

Holzbläser-Trio: Meta und Johanna Schumann, Simon Günther (Schüler von Karl-Heinz Weigel).

Beim Landeswettbewerb vom 17. bis 19. und 24. bis 26. März in Bautzen werden die Sieger der Regionalwettbewerbe antreten.

Beim Bundeswettbewerb vom 1. bis 7. Juni gehen in Paderborn die besten Nachwuchsmusiker aus ganz Deutschland an den Start.

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„Tabea konnte schon Noten lesen, ehe sie in der Schule Lesen und Schreiben lernte“, erzählt Jürgen Hünerfauth. Eigentlich wollte die damals Fünfjährige trommeln lernen. „Doch ich habe sie dann überredet, es mit dem Klavier zu versuchen“, so Mutter Ulrike. Sie übt jetzt, vor den Wettbewerben und den Lampenfieberkonzerten, jeden Tag bis zu anderthalb Stunden mit Tabea. Ansonsten kommt die Drittklässlerin auch schon mal mit einer halben Stunde Üben am Tag aus. Nach der musikalischen Früherziehung bei Schulleiterin Margot Berthold nimmt Tabea jetzt Unterricht bei Galina Freind. Den Weg nach Döbeln scheut die Familie nicht. „Ich kenne keine andere Lehrerin, die soviel Herzblut, Mühe und Freizeit in die Kinder investiert“, so Ulrike Hünerfauth.

Ob ihre Tochter die Musik einmal zum Beruf macht, das wollen die Eltern dem Mädchen selbst überlassen. Darüber nachzudenken, sei noch zu früh, findet die Mutter. Stattdessen suchen sie und ihr Mann bereits nach einem Partner für die Tochter – einem musikalischen versteht sich. Wenn Tabea bei weiterführenden Wettbewerben teilnehmen, sich dafür qualifizieren will, dann spielt auch das vierhändige Klavierspiel eine Rolle. Dafür bedarf es eines ungefähr gleichaltrigen Partners oder einer Partnerin. Obendrein muss er oder sie noch in etwa den gleichen Leistungsstand haben wie die junge Meinitzerin.

Wegen des Altersunterschiedes kommt Bruder Max als Klavierpartner nicht infrage. Der hat ohnehin jetzt eine andere Leidenschaft entdeckt. „Er spielt mit großem Eifer in der Schulband“, sagt Ulrike Hünerfauth. Nur noch selten sitze er daheim am Klavier – zu einer kleinen Hausmusik oder, wenn er sich von seiner Schwester zum gemeinsamen Üben überreden lassen hat.