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Granatsplitter in Harthaer Pestalozzi-Schule verteuern die Sanierung

Erst jetzt sind bei den Arbeiten an der Sandstein-Fassade die Folgen des Beschusses der Stadt Hartha am Ende des Zweiten Weltkriegs sichtbar geworden. Welche Folgen das hat.

Von Lea Heilmann
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Die Sandstein-Fassade der Pestalozzi-Schule wird aufwendig und teilweise in Handarbeit erneuert. Die Sanierung ist aufwendiger als anfangs gedacht, doch die Stadträte zeigen Verständnis für die gestiegenen Kosten.
Die Sandstein-Fassade der Pestalozzi-Schule wird aufwendig und teilweise in Handarbeit erneuert. Die Sanierung ist aufwendiger als anfangs gedacht, doch die Stadträte zeigen Verständnis für die gestiegenen Kosten. © SZ/DIetmar Thomas

Hartha. Die Pestalozzi-Oberschule in Hartha zieht mit ihrer Natursteinfassade die Blicke auf sich. 1901 errichtet, war bis zu diesem Jahr die Hauptfassade weitgehend original erhalten. 2023 startete die Sanierung der Sandsteinfassade, damit sie wieder in altem Glanz erscheint. Seit Monaten fertigt die Firma Susann Tauscher Naturstein GmbH einzelne Elemente aus Sandstein aufwendig an, um alte Elemente am Mittelbau zu ersetzen.

Für die Sanierung waren ungefähr 300.000 Euro geplant. Im Laufe der Arbeiten mussten sechs Nachtragsvereinbarungen getroffen werden, mit einer zusätzlichen Vergütung in Höhe von knapp 27.000 Euro.

Auch bei der letzten Stadtratssitzung mussten erneut zusätzliche Kosten beschlossen werden. Bau- und Ordnungsamtsleiter Ronald Fischer gab einen Einblick in die bisherigen Arbeiten. Grund für die höher ausfallenden Kosten seien zum einen erhebliche Schäden durch den Beschuss der Schule im April 1945.

Etwa 2.000 Granaten wurden damals auf die Stadt abgefeuert, viele Häuser wurden beschädigt. Wie groß der Schaden an der Schule wirklich war, sei bisher nicht bekannt gewesen, sagte Fischer. „Wir haben das erst bei den Arbeiten festgestellt, das war vorher nicht zu erkennen“, erklärte er und zeigte den Stadträten einen großen Granatsplitter, der bei den Arbeiten gefunden wurde.

Aufwand größer als gedacht

Durch die Einschüsse wurde beispielsweise ein Ornament unter dem Dachkasten beschädigt. „Das ist ein sehr großer Aufwand, diese Sandsteinteile wieder herzustellen“, so Fischer. Die Elemente werden alle in Handarbeit gefertigt.

Auch im zweiten Obergeschoss wurde festgestellt, dass massiver in die Substanz eingegriffen werden muss als gedacht. Der Bestand wurde laut Fischer außerdem teilweise mit Beton nachgebildet.

„Dadurch waren Elemente auch sehr stark verwittert und mussten neu erstellt werden“, erklärte der Bau- und Ordnungsamtsleiter gegenüber den Stadträten und zeigte mithilfe einer Präsentation die betroffenen Stellen.

Probleme machen auch Reparaturversuche in den vergangenen Jahrzehnten, wie bei dem stark verwitterten Dachkasten oder der Ecksäule am Aulafenster. Insgesamt entstehen Mehrkosten von 103.000 Euro.

Zum einen müssen mehr Fenstergewände als gedacht getauscht und sieben von acht Volutenkonsolen, also aus der Wand hervortretende Vorsprünge, komplett erneuert werden. Auch die Fugendichtungen wurden erneuert, die Sanierung des Holzdachkastens war aufwendiger als anfangs gedacht.

Kostensteigerungen ergaben sich auch bei der Rückverankerung des Fensters im ersten Dachgeschoss auf der Südseite sowie bei der Taubenabwehr. Neben Spikes auf den Sims kam auch eine chemische Substanz zum Einsatz, die die Tauben die nächsten zehn bis 15 Jahre abhält, erklärte Fischer weiter.

Eine dritte Baustelle sind die Dächer über den Eingangsportalen der Nord- und Südseite. Diese bestehen nicht, wie von der Firma gedacht, aus einer oberseitigen Holzkonstruktion, sondern aus Natursteinelementen. Zur Verbesserung der Ablaufsituation müssen die Gefälleausbildungen umgearbeitet und Elemente aufgrund des vorgefundenen Schädigungsgrades ausgetauscht werden.

Stadträte zeigen Verständnis

Insgesamt erhöhen sich die Kosten auf ungefähr 435.000 Euro. Fischer betonte allerdings, dass sie damit nach wie vor im Rahmen des Stadtumbaukontingents liegen. Er wisse, dass dies eine große Summe ist, aber alles, was die Firma an Leistung bisher gebracht habe, ist nachweisbar und wurde kontrolliert.

Er selbst war auch vor Ort und hatte mit den Arbeitern alles durchgesprochen. Die Stadträte reagierten verständnisvoll auf die steigenden Kosten. So sagte Christian Zimmermann (CDU), dass es deutlich geworden ist, dass mit viel Überlegungen an die Sanierung gegangen wurde.

„Es ist schon gut, dass es so gemacht wird. Das ist eins der markantesten Gebäude in der Stadt“, sagte er und ergänzte: „Ich bin froh, dass die Schule als solche erhalten geblieben werden konnte.“

Auch Sven Voigtländer, ebenfalls CDU-Fraktion, schloss sich dem an und brachte auch den Aspekt der Sicherheit mit ein. Da es sich um eine öffentliche Einrichtung handele, sei die Stadt verpflichtet, zu handeln.

Wolfgang Fichtner, Stadtrat für die Freien Wähler, zeigte sich beeindruckt, was bisher bei der Sanierung geleistet wurde. Auch er betonte noch mal, dass die Kostensteigerung gerechtfertigt sei, da die Schäden nicht von Beginn an zu sehen waren. Die Stadträte stimmten dem Beschluss einstimmig zu.