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Blackstone-Gläubiger fordern vom insolventen Batteriehersteller über 16 Millionen Euro

Nach erfolglosen Gesprächen mit Investoren will der Insolvenzverwalter nun die Anlagen des Pleitebetriebs in Döbeln verkaufen. Ihr Wert deckt nicht die Forderungen.

Von Michael Rothe
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Prüfender Blick des Wirtschaftsingenieurs Michael
Kretschmer (M.). Der Premier ist beim Besuch „sehr beeindruckt, was Blackstone schon erreicht hat“.
Prüfender Blick des Wirtschaftsingenieurs Michael Kretschmer (M.). Der Premier ist beim Besuch „sehr beeindruckt, was Blackstone schon erreicht hat“. © Dietmar Thomas

Döbeln. Im Fall der insolventen Blackstone Technology GmbH in Döbeln haben 84 Gläubiger Forderungen von über 16 Millionen Euro angemeldet. Das erfuhr die SZ am Freitag nach der Gläubigerversammlung in Chemnitz vom Insolvenzverwalter Thomas Beck. Allein die Blackstone Resources AG, Schweizer Mutter des selbst ernannten Batterieherstellers, habe gut acht Millionen Euro geltend gemacht.

Die Vertreter von Banken, Finanzamt, Arbeitsagentur sowie Vermieter und einstige Beschäftigte – in Summe mit Forderungen gut drei Millionen Euro – hätten ihn jetzt beauftragt, „die bestmögliche Verwertung durchzuführen“, sagt Beck. Das heißt: Verkauf der Anlagen und Labore – am besten im Stück. Noch sei nichts verschwunden. Weil Blackstone nie Außenumsätze erwirtschaftet habe, stecke das Vermögen nur in den Anlagen vor Ort“, so der Verwalter. Ihr Wert decke „auf keinen Fall“ die Forderungen. Die Quote werde wohl sehr gering sein, macht Beck den Anwesenden wenig Hoffnung auf nur geringe Verluste.

Die SZ hatte über Ungereimtheiten beim Unternehmen und seiner Mutter, einer Briefkastenfirma in Baar, berichtet. Sie wollten den Markt mit Batteriezellen aus dem 3-D-Drucker aufmischen: Kleinserien mit einer um 20 Prozent höheren Energiedichte als Lithium-Ionen-Batterien, wasserbasiert, nachhaltiger, effizienter produziert. Konzernchef Ulrich Ernst hatte beim angeblichen Produktionsstart 2021 Serienreife verkündet. Vom "Game Changer" war die Rede, der 400 Jobs schaffen wollte.

Die Euphorie war so groß, dass das Bundeswirtschaftsministerium einen Förderbescheid über 24,1 Millionen Euro erteilte. Für ein Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mit fünf Partnern waren 17, 2 Millionen Euro bewilligt und 8.567 Euro ausgezahlt worden. Der Bau der Betriebsstätte sollte mit gut 5,7 Millionen Euro gefördert werden, wovon 843.000 Euro ausgezahlt wurden – je hälftig von Bund und Freistaat.

Insolvenzverwalter: "Das Produkt an sich ist gut"

Das noch 2022 von Bundes- und Landespolitik gefeierte Unternehmen hatte Ende Juni Insolvenz beantragt. Doch schon seit dem vorherigen Herbst ruhte die Produktion. Beschäftigte klagten über ausstehende Löhne, Lieferanten über offene Forderungen. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Chemnitz wegen Subventionsbetrugs. Die meisten der gut 20 Mitarbeitenden glaubten nicht mehr an Versprechungen der Chefs und suchten sich neue Jobs.

Ex-Geschäftsführer Michael Hingst schob die Schieflage auf Pandemie und Ukrainekrieg, was Investorengespräche erschwert habe. Zugesagte Fördergelder von über einer Million Euro seien nicht rechtzeitig auf den Konten gewesen. Er räumte aber ein, kein marktfähiges Produkt gehabt zu haben. Potenzielle Investoren seien trotz Zusage kurzfristig abgesprungen.

Auch Insolvenzverwalter Beck hatte „mit drei, auch namhaften Investoren gesprochen“, doch sie hätten letztlich kein Angebot abgegeben. Ziel sei die Entwicklung des Standorts gewesen, denn „das in Döbeln entwickelte Produkt ist an sich gut“, beruft er sich auf Bewertungen des Fraunhofer Instituts, einem der Gläubiger. „Aber in der Kommunikation war mehr Schein als Sein“. Die Förderinstitute hätten nicht ausgezahlte Gelder sogar an Folge-Investoren übertragen können. Doch nun verlangten Bund und Freistaat Ihre Zuschüsse zurück.