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Spülmittelhersteller Fit träumt von "windigen" Geschäften

Der Zittauer Spülmittelhersteller Fit GmbH blickt zum "70." auf sein erfolgreichstes Geschäftsjahr zurück. Bald sollen nicht nur die produzierten Flaschen grün sein.

Von Michael Rothe
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Wolfgang Groß ist seit 1993 Chef der Fit GmbH in Zittau-Hirschfelde – und er denkt auch mit 72 Jahren noch lange nicht ans Aufhören.
Wolfgang Groß ist seit 1993 Chef der Fit GmbH in Zittau-Hirschfelde – und er denkt auch mit 72 Jahren noch lange nicht ans Aufhören. © SAE Sächsische Zeitung

Nur wer über sich hinauswächst, kann Großes leisten“, heißt es auf der Website des Spül- und Waschmittelherstellers Fit. Das Unternehmen mit Sitz in Zittau-Hirschfelde nimmt diesen Leitspruch in den nächsten Jahren wörtlich. Denn sein Chef Wolfgang Groß träumt von einem eigenen Windrad in unmittelbarer Nähe. „Wahrscheinlich brauchen wir sogar zwei, um die für uns nötige Energiemenge zu produzieren“, sagt der Geschäftsführer.

Mit dem erzeugten grünen Strom „werden wir ganz fantastische Sachen machen“, gerät Groß ins Schwärmen und spricht von selbst hergestelltem Wasserstoff, mit dem dann, „zusammen mit dem CO2 aus der Luft oder vom nahen Kraftwerk“, Tenside für die Wasch- und Spülmittel produziert werden können – preisgünstig und umweltfreundlich. Der rund 15 Millionen Euro teure Traum ergänzt bereits fest eingeplante Investitionen etwa für neue Maschinen und Erweiterung des Lagers in gleicher Höhe. Der Chef hofft nun auf „wohlwollende und zügige Genehmigungsverfahren“.

Dass das Unternehmen zu derlei Kraftakten in der Lage ist, verdankt es einer außergewöhnlichen Erfolgsstory, für die Groß, seit gut 30 Jahren im Amt, 2011 auch „Sachsens Unternehmer des Jahres“ gekürt wurde und im vergangenen Jahr mit dem Sächsischen Verdienstorden geehrt wurde.

Erfolgreichstes Jahr aller Zeiten

Das ungebremste Wachstum von Fit, das 1954 in die Patentrolle der DDR eingetragen wurde, hielt auch in der Folge an. Besonders nach Marken-Zukäufen habe es einen Schub gegeben, blickt der promovierte Chemiker zurück. Zum Portfolio gehören neben dem namengebenden Kult-Geschirrspülmittel auch die „West-Übernahmen“ Sunil, Rei, Sanso, die Haarpflegemarke Gard, das Kosmetiklabel Fenjal, zuletzt das Deo Mum – sowie der Weichspüler Kuschelweich, der gerade ein halbes Jahrhundert alt wurde.

Zum Doppel-Jubiläum beschenken sich die Oberlausitzer selbst: „Hinter uns liegt das erfolgreichste Jahr aller Zeiten“, sagt der Geschäftsführer und „Wir sind von einem Rekord zum nächsten gehetzt“. Der 72-Jährige spricht für 2023 von einem „nie gekannten Umsatzplus“ um gut 54 Prozent auf 363 Millionen Euro. Das Ergebnis verrät er auch auf Nachfrage nicht. Nur so viel: „Wir sind zufrieden“. Auch die Belegschaft sei größer denn je – und von den 271 Beschäftigten, darunter zehn Lehrlinge, etwa jede/r zehnte aus dem nahen Polen.

Dennoch hat das Unternehmen Personalsorgen. Vor allen in gehobenen Verwaltungspositionen sei es schwer, in der Lausitz Fachkräfte zu bekommen, räumt Groß ein. Derzeit gebe es etwa 15 offene Stellen. Die Folge: Für Azubis, die mindestens mit der Note 2 abschließen, gibt es eine Einstellungsgarantie.

Rasanter Aufstieg zur Nummer 2 der Branche

Wer bei Fit beschäftigt ist, kann sich immerhin rühmen, bei der Nummer 2 der Branche in Deutschland zu arbeiten. Diese Positionen hat es bei Handspülmitteln und bei Weichspülern inne – nach Pril von Henkel bzw. Lenor von Procter & Gamble. Innerhalb der Umsatzbringer hat sich das Gefüge verschoben. Fit, Ursprung der Erfolgsgeschichte, trägt nur noch zu 21 Prozent zum Gesamtgeschäft bei, von dem Kuschelweich gut die Hälfte ausmacht. Allerdings sei „Fit Original“, welches meist grün im Supermarktregal steht, mit 29 Millionen die meistverkaufte Spülflasche, bedient Groß noch einen Superlativ. Unterm Strich seien alle Produktgruppen gewachsen.

Der Firmenchef verweist auf Konflikte mehrerer Hersteller mit Edeka, Kaufland & Co, die nicht immer bereit seien, Preise der Hersteller zu akzeptieren. Die Handelsketten unterstellen Preistreiberei im Zuge der allgemeinen Inflation und reagieren mit Auslistung mehrerer Produkte. Sein Unternehmen habe Glück gehabt und sei mit drei Preissteigerungen in den letzten zwei Jahren „gut durchgekommen“, so der Geschäftsführende Gesellschafter.

Der gebürtige Baden-Württemberger ist besonders stolz darauf, dass er das einst nur in der DDR verbreitete Fit ab 1994 auch im Westen etablieren konnte, nachdem das „die guten Freunde von Henkel in Düsseldorf“ zunächst verhindern wollten. Während der Konkurrent im vergangenen Jahr Marktanteile verlor, habe Fit gewonnen. Der uneingeschränkte Ost-Primus habe auch im Westen beim Umsatz deutlich zugelegt: um 33 Prozent. Alle Fit-Produkte haben den Angaben zufolge im vergangenen Jahr etwa 1,3 Millionen neue Käufer gewonnen. Insgesamt hätten 38 Prozent aller deutschen Haushalte mindestens ein Produkt GmbH gekauft, sagt Groß.

Wiege in Chemnitz wird gefeiert

Auch das Exportgeschäft wuchs auf 28,5 Millionen Euro – unter anderem durch die jüngste Übernahme der Marke Mum, die auch im Nahen Osten und in Australien vertrieben wird. Groß sieht den Zukauf der ältesten deutschen Deoroller-Marke auch als „Türöffner“ für Australien und Amerika.

Der Geschäftsführer weiß: „Nach dem Rekordjahr liegt die Messlatte für dieses Jahr hoch, doch wir blicken voller Zuversicht in die Zukunft.“ Das erste Quartal ließ sich gut an: mit einem Mehrgeschäft von über 20 Millionen Euro gegenüber 2023. Doch im Jubeljahr wird auch gefeiert: mit einer goldenen Fitflasche sowie Schaumpartys in 14 deutschen Städten, Ballonfahrten und anderen Events.

Außerdem ist Fit Sponsor von Chemnitz als Europas Kulturhauptstadt 2025. Wo vor 70 Jahren die Wiege des Unternehmens stand, wird im Dezember der Rote Turm, Vorbild für die viereckige Fit-Flasche, feierlich angestrahlt.