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Pirnas Scheunenhofcenter sucht noch Mieter

Das von Edeka gebaute Einkaufszentrum in der Innenstadt ist seit fast einem Jahr offen. Doch vor allem im historischen Altbau fehlt noch etwas.

Von Thomas Möckel
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Blick auf das Scheunenhofcenter mit Altbau (r.): Für das Ensemble wird noch ein Café- und Imbissbetreiber gesucht.
Blick auf das Scheunenhofcenter mit Altbau (r.): Für das Ensemble wird noch ein Café- und Imbissbetreiber gesucht. © Archiv: Daniel Förster

Knapp ein Jahr ist es jetzt her, als eines der größten und teuersten Bauvorhaben in Pirna fertig wurde und an den Start gehen konnte. Am 2. September 2020 eröffnete Edeka sein für rund 25 Millionen Euro gebautes Scheunenhofcenter in der Innenstadt. Das ging recht unbeschwert über die Bühne, weil der Termin im Frühherbst genau zwischen zwei Corona-Lockdowns lag. Die Aufnahme des Geschäftsbetriebes markierte zugleich ein Finale: Vorbei war die jahrzehntelange Odyssee um das einst brachliegende Areal zwischen Bahnhofstraße, Hospitalstraße und Robert-Koch-Straße.

Schon seit Anfang der 1990er-Jahre gab es Pläne, das Karree mit einem Einkaufszentrum zu bebauen. Investoren kamen und gingen, Pläne reiften und wurden verworfen. Erst zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts fand Pirna in der Edeka-Unternehmensgruppe Nordbayern-Sachsen-Thüringen einen potenziellen Bauherrn. Aber auch er ließ sich viel Zeit. 2017 begannen dann tatsächlich die Bauarbeiten, zweieinhalb Jahre später konnten Kunden das Einkaufszentrum erstmals betreten.

Weiterer Zuwachs bleibt bisher aus

Die großen Geschäfte im Center waren da schon fast alle vermietet. Der Textilhändler Ernsting's Family, die Drogeriekette Rossmann, Apollo-Optik sowie die Pluspunkt-Apotheke waren ins neue Zentrum gezogen. Edeka selbst betreibt dort einen 2.500 Quadratmeter großen Frischemarkt.

Im Dezember 2020 folgte dann der Nonfood-Händler Tedi, der den großen Laden links am zentralen Eingangsbereich an der Robert-Koch-Straße bezog. Und ein weiterer Zuwachs war für das Frühjahr 2021 avisiert - einer, der bislang allerdings ausblieb.

Imbiss-Betreiber ist abgesprungen

Zum Scheunenhofcenter - modern verkleidet mit Aluminium-Elementen und in einer Optik gehalten, die an die zerklüftete Felsenwelt des Elbsandsteingebirges erinnern soll - gehört auch ein wenig historische Bausubstanz. Mitsaniert und integriert wurde das Haus an der Ecke Robert-Koch-Straße/Bahnhofstraße, lange eine Ruine, jetzt altrosa getüncht.

Dieses barocke Wohnhaus, so hatte der Pirnaer Historiker Rainer Rippich recherchiert, erbaute sich 1770/85 der Rats- und Amtsmaurermeister Johann Daniel Kayser. In der Folgezeit wechselten dann die Eigentümer mehrfach.

Dieses sanierte barocke Kleinod sollte ursprünglich der kulinarische Anlaufpunkt des neuen Einkaufszentrums werden. Geplant war, dass im Frühjahr dieses Jahr ein Café und ein Imbiss einziehen. Doch die Räume sind noch immer verwaist. Nach Aussage von Edeka sei der potenzielle Betreiber des Gastronomie-Angebotes wegen der Corona-Pandemie abgesprungen.

Die Folge: Jene Räume im Altbau sind weiterhin zu vermieten, gesucht wird nun ein neuer Anbieter, der künftig den Kunden und anderen Hungrigen einige Gaumenfreuden kredenzt.

Ziemlich verfallen: So sah das barocke Wohnhaus Bahnhofstraße 1 in Pirna vor der Sanierung und dem Neubau des angrenzenden Scheunenhofcenters aus.
Ziemlich verfallen: So sah das barocke Wohnhaus Bahnhofstraße 1 in Pirna vor der Sanierung und dem Neubau des angrenzenden Scheunenhofcenters aus. © Archiv: Daniel Förster

Praxen und Wohnungen sind sehr gefragt

Darüber hinaus sind in dem Altbau auch noch einige Büro- und Praxisflächen frei, die gemietet werden können. Und im Scheunenhofcenter-Neubau steht noch ein 120 Quadratmeter großer Laden leer, dessen Schaufensterfront zur Bahnhofstraße zeigt.

Ansonsten ist das Einkaufszentrum schon seit geraumer Zeit gut gefüllt, auch abseits der Einzelhandelsflächen. Im Neubau haben neben den Läden die Augenarzt-Praxis "Augenzentrum Pirna", die Zahnärztin Dr. Lydia Lippert sowie die Physiotherapie-Praxis von Angela Herold ihren Sitz. Und die Psychologen Bianca und Lutz Gottfried zogen mit ihrer Psychotherapie-Praxis in den Altbau.

Sie alle waren zuvor auf der Suche nach modernen, größeren Räumen, möglichst zentral gelegen, barrierefrei zu erreichen - und flutsicher. Die 65 seniorengerechten Wohnungen in den oberen Etagen des Scheunenhofcenters - die die Johanniter als Generalmieter betreuen - waren ohnehin schon vor Eröffnung des Zentrums vermietet, das Interesse an den Quartieren war und ist noch immer groß.

Verstärkt den Leerstand bekämpfen

Ein Problem besteht allerdings nach wie vor: Mit Ernsting's Family, Rossmann und der Pluspunkt-Apotheke waren drei große Geschäfte von der Dohnaischen Straße ins Scheunenhofcenter gezogen. Deren alte Räume in der Fußgängerzone standen damit leer. Immerhin gibt es für die Apotheke inzwischen einen Nachfolger: In das Eckhaus Dohnaische Straße/Schössergasse ist vor kurzem das DDV-Lokal - der Treffpunkt der Sächsischen Zeitung - gezogen. Bezüglich der anderen leerstehenden Läden gibt es auch schon Gespräche mit möglichen Nachmietern.

Hinzukommt aber: Seit anderthalb Monaten steht auch die Filiale des Backhauses Pirna am Dohnaischen Platz leer. Aber auch hier verhandeln die Hauseigentümer bereits mit potenziellen Nachfolgern.

Die Stadtentwicklungsgesellschaft Pirna (SEP), bei der das Stadtmarketing angesiedelt ist, will sich künftig verstärkt des Themas Leerstand in der Altstadt annehmen. Sofern es Fördermittel gibt, wollen die Fachleute künftig leerstehende Geschäftsräume in einem sogenannten Leerstandskataster erfassen - um mit dieser Grundlage diese Läden dann gezielt zu vermarkten.