Malschwitzer Firma: Erfolg mit innovativer Raumlüftung

Bautzen/Malschwitz. Alles begann in einem Stall im Malschwitzer Ortsteil Preititz. Dort richtete sich Hans-Joachim Kockler 1996 ein Büro ein und gründete mit Innoperform seine eigene Firma. Heute, 25 Jahre später, hat sich der einstige Vertriebs- und Marketingspezialist für Bauteile rund um die Fensterbelüftung zum innovativen Entwickler gemausert. "Wir sind Problemlöser", sagt Achim Kockler, der die Geschäftsführung 2009 von seinem Vater übernahm, als er durch Halle zehn im Bautzener Gewerbepark an der Wilthener Straße führt.
Dem einstigen Stall ist das Unternehmen, das inzwischen reichlich 30 Mitarbeiter beschäftigt, längst entwachsen. In einem Neubau, der vor etwa sieben Jahren in Preititz entstanden ist, befinden sich inzwischen nur noch das Hauptlager, die Verwaltung, die Entwicklungsabteilung und eine kleine Metallverarbeitung, zählt Achim Kockler auf. Produziert wird seit Beginn dieses Jahres im Bautzener Gewerbepark. Zehn Mitarbeiter sind hier inzwischen beschäftigt - Tendenz steigend.
Und das, obwohl der Fensterteile-Spezialist nie selbst produzieren wollte. Dass diese Absicht nicht zu halten war, erklärt Achim Kockler so: Einige Jahre, nachdem er die Geschäfte übernommen hatte, begann er mit dem Aufbau einer eigenen Entwicklungsabteilung. Die Anforderungen an Systeme zur Raumbelüftung waren gestiegen. Patente bisheriger Zulieferer liefen aus. Kocklers Schlussfolgerung: "Für uns ist damals wichtig geworden, innovativ zu denken."
Seit 2018 mit eigenem Produkt am Markt
Der Mut zahlte sich aus: "2018 sind wir mit unserem eigenen Produkt in den Markt eingestiegen. Das brachte uns einen riesigen Auftrieb." Achim Kockler führt vor, was dem Unternehmen 2019 sogar den Sächsischen Innovationspreis bescherte: ein Plasteteil, das die Firmeneigner auf den Fantasienamen Arimeo getauft haben - gerade einmal dreißig Zentimeter lang; ein unscheinbarer Riegel mit versteckter Superkraft.
Der technische Leiter der Entwicklungsabteilung von Innoperform, Martin Schulze, zeigt, was das Bauteil kann. Eingespannt wird es im Fenster dort, wo die Dichtung sitzt. Kleine Klappen regulieren bei geschlossenem Fenster die Luftzufuhr. Die Folge: Der Frischluftaustausch bleibt gewährt, ohne dass es im Inneren des Raumes zieht. Schimmel wird so vorgebeugt. Eigentlich ganz einfach - aber nur für den Verbraucher.

Achim Kockler spricht in diesem Zusammenhang von Simplexität und meint: "Das Produkt ist irre einfach in der Anwendung, aber es ist ein Riesenaufwand, es herzustellen." Produziert wird das Bauteil im Spritzgussverfahren. Drei verschiedene Arten von Kunststoff werden verarbeitet, damit die beweglichen Bauteile des Produktes ultradünn und dennoch langlebig sind.
Anlagen, die hierzu imstande sind, gebe es in Deutschland äußerst selten, erklärt Achim Kockler. Genau deshalb war es für das Unternehmen anfangs schwer, die Neuentwicklung produzieren zu lassen: "Die Hersteller, die wir angefragt haben, haben alle gesagt: Das machen wir nicht. Gott sei Dank haben wir schließlich doch noch ein paar gute Partner gefunden, die sich getraut haben, mit uns in die Entwicklung einzusteigen", erinnert sich Achim Kockler.
Unternehmen will weiter im Kunststoffsegment wachsen
Probleme, mit denen sich Kockler inzwischen nicht mehr herumschlagen muss: Vier Spritzgussanlagen stehen am neuen Firmenstandort in Bautzen. Zwei von ihnen sind in der Lage, den komplizierten Drei-Komponenten-Spritzguss herzustellen. Und: Es ist noch Platz für weitere Maschinen. Denn Innoperform will wachsen.
In einer Zeit, in der Kunststoffprodukte zunehmend verpönt sind, ist das eine Nachfrage wert: Ist dieser Werkstoff zukunftsfähig? Es scheint, als habe Martin Schulze auf diese Frage nur gewartet: "Absolut", sagt er überzeugt und erklärt: Kunststoff liege ganz weit vorn in Sachen Nachhaltigkeit und sei für technische Teile ein nahezu idealer Baustoff. "Kunststoffe sind am ehesten regenerativ und sogar biologisch herstellbar, fast unendlich recycelbar und langlebig", so Schulze weiter.
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Für Achim Kockler gibt es deshalb nur eine Richtung: "Wir wollen weitere Produkte im Bereich von Fenstern und Lüftern entwickeln, strecken aber unsere Fühler auch in andere Branchen der Kunststoffindustrie aus."
Wie allgemein mangelt es auch bei Innoperform dazu vor allem an Fachkräften. "Am Bautzener Standort wollen wir auch personell wachsen und haben noch ein bisschen Platz gelassen", sagt Achim Kockler. Vergeben würde er den am liebsten an Spritzguss-Einrichter und technische Mitarbeiter für die Qualitätssicherung - aber auch an Hilfskräfte.