Auf diese Neuheiten fahren Motorradfahrer 2022 ab

Der Motorradboom hält an. Doch welche Neuheiten sollen 2022 das Interesse steigern? Maik Schwarz vom Motorrad-Magazin MO sieht einen Trend zu Enduro-ähnlichen Konzepten, vergleichbar mit SUVs im Pkw-Bereich, bei den Zweirädern jedoch ohne steigende Fahrzeuggewichte.
"Diese Maschinen sind etwas höher und bieten mehr Federweg und Komfort als konventionelle Straßenmaschinen, setzen aber auf Straßenreifen und sind fürs Gelände nicht geeignet", sagt Schwarz. Modelle wie BMW F900 XR, Kawasaki Versys und Yamaha Tracer zählen dazu, 2022 folgen Aprilia Tuareg 660 und Husqvarna Norden 901.
Im Gegensatz zu Autos bleiben Elektro-Motorräder eine Nische. "Sie sind noch zu teuer, zu schwer und bieten nur eine geringe Reichweite", sagt Schwarz. "Dazu dauert das Laden lange. Für Hobbyfahrer, die am Wochenende ein paar Hundert Kilometer fahren wollen, passt das nicht." Modelle wie Zero SR, Energica Ego+ und Energica Eva Ribelle RS bieten aber zumindest mehr Auswahl. Für Kurzstreckenfahrer gibt es Roller wie den BMW CE 04 Scooter. Einen wachsenden Markt sieht der Experte auch bei den Leichtkrafträdern, hervorgerufen durch die 2020 in Kraft getretene Führerschein-Neuregelung B196.
Jörg Lohse, Vize-Chef der Zeitschrift Motorrad, sieht für 2022 drei Trends: eine starke Mittelklasse, die "italienische Offensive" und das Comeback der Sporttourer. Bei Mittelklasse-Bikes, also Maschinen mit 500 bis 800 Kubikzentimetern (ccm) und maximal 95 PS, werde es ein größeres Angebot geben. "Interessant sind Modelle wie die Triumph Tiger Sport 660, die Kawasaki Z650 RS und die Honda CB-500-Reihe deshalb, weil sie mit dem A2-Führerschein gefahren werden können", so Lohse.
Für die neue Saison stellen viele italienische Hersteller Neuheiten vor. Aprilia schiebt nach der RS 660 und der Tuono 660 die Tuareg 660 nach. Damit bietet Aprilia auf einem Baukasten die Kategorien Sportler, Naked Bike und Adventure Bike. Moto Guzzi hat mit der V100 Mandello erstmals einen wassergekühlten V2 und damit einen neuen Ein-Liter-Motor am Start.
Ducati zeigte zuletzt mehrere neue Modelle, etwa die Multistrada V2, 800er Urban Motard, 1100er Tribute pro, Multistrada Pikes Peak, Desert X, Panigale V4 und Streetfighter V2. "Neben dem 204 PS starken V4-Motor stellt Ducati mit der Streetfighter V2 nun eine moderat motorisierte Maschine auf die Räder, die mehr Nutzen bietet und sich wahrscheinlich einfacher fahren lässt", sagt Jörg Lohse.
Edelhersteller MV Augusta stellt mit der Lucky Explorer eine neues Adventure-Duo vor: das kleinere Modell 5.5 mit 550 ccm aus zwei Zylindern und 48 PS sowie die 123 PS starke Dreizylinder-Variante 9.5 mit 950 ccm. MV Augusta gehe mit diesen beiden Motorkonzepten und ähnlicher Optik einen interessanten Weg – "von der Straße rein ins Gelände", sagt Lohse.
Dazu kommt, dass die in den vergangenen Jahren fast verschwundenen Sporttourer mit starken Motoren und Verkleidung für bequemes Reisen ein Comeback erleben. Beste Beispiele: die Moto Guzzi V100 Mandello, die Suzuki GSX-S 1000 GT, Honda NT 1100 und Triumph Speed Triple 1200 RR. In der bulligen Triumph mit kleiner Halbverkleidung und einem Scheinwerfer arbeitet ein Dreizylinder mit 180 PS.
Michael Lenzen vom Bundesverband der Motorradfahrer sieht 2022 weiterhin den Trend von Retro-Motorrädern, wie etwa Kawasaki Z650 RS oder Z900 RS SE. "Auch chinesische Marken werden in diesem Jahr mehr Maschinen in Europa anbieten", sagt er. Als relevante Marken nennt Lenzen Voge, CF Moto oder Mash. (dpa)