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Mittelsachsens Taxifahrer bleiben auf Mehrkosten sitzen

Fahrzeug- und Personalkosten steigen. Die Taxizentrale hat beim Landratsamt einen höheren Tarif beantragt. Doch das Verfahren zieht sich hin.

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Eine Person hält Geldscheine vor einem Taxi-Schild auf einem Taxi. Dem Landratsamt Mittelsachsen liegt ein Antrag auf die Anpassung der Tarife vor.
Eine Person hält Geldscheine vor einem Taxi-Schild auf einem Taxi. Dem Landratsamt Mittelsachsen liegt ein Antrag auf die Anpassung der Tarife vor. © Archiv/Jonas Walzberg/dpa (Symbolfoto)

Von Frank Korn und Ingolf Rosendahl

Mittelsachsen. Die Taxi-Branche stöhnt unter den steigenden Kosten. Nicht nur die Spritpreise sind explodiert. Alle Fahrzeugkosten von Reparaturen über Ersatzteile bis zum Neuwagenkauf sind gestiegen. Auch das Personal kostet immer mehr.

Dem Landratsamt Mittelsachsen liegt deshalb ein Antrag auf einen um 35 Prozent höheren Taxitarif vor. „Gespräche mit der Behörde führen wir bereits seit Februar“, sagt Mirko Espig, Vorstandsvorsitzender der Taxizentrale Mittelsachsen in Freiberg. „Wir haben unsere Situation geschildert und erklärt, warum der Tarif erhöht werden muss und in welcher Höhe“, so Espig.

Die Kostensteigerung ist nicht aus der Luft gegriffen: Espig hat Statistiken des Statistischen Landesamtes ausgewertet, die Daten aufbereitet und eine Präsentation erstellt. Die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohnes ab 1. Juli auf 10,45 Euro und ab 1. Oktober auf 12 Euro brutto pro Stunde ist darin ebenfalls berücksichtigt.

„Wir versuchen, über die Taxizentrale Posten zu optimieren“, so Espig. „Aber irgendwann kann man nicht mehr sparen. Das führt dann zu Serviceeinschränkungen. Schon heute ist es außerhalb von Freiberg unmöglich, nachts ein Taxi zu bestellen.“

Grundpreis würde auf über vier Euro steigen

Aktuell beträgt der Grundpreis 3,10 Euro. Bei einer Erhöhung um die geforderten 35 Prozent würde dieser auf knapp 4,20 Euro steigen. Der Kilometerpreis (Tarifstufe II ab vier Kilometer) würde sich von zwei auf 2,70 Euro erhöhen.

Eigentlich könne er nur eine Momentaufnahme der aktuellen Kosten machen. „Wenn der Tarif dann verabschiedet wird, ist er eigentlich schon wieder veraltet“, sagt Mirko Espig. Deshalb habe er versucht, künftige Preisentwicklungen einzubeziehen. Beim Mindestlohn sei das gut machbar.

Der Döbelner Taxiunternehmer Sven Lange würde einen solchen Beschluss begrüßen. „Die Kosten steigen immer höher, deshalb wäre eine Anpassung der Tarife wichtig“, sagte Lange.

Das Landratsamt hat den Eingang des Antrages und die Gespräche mit der Genossenschaft bestätigt. Wann der Kreistag darüber entscheidet, lässt Pressereferentin Peggy Hähnel offen. Espig fürchtet, dass der neue Tarif erst ab Januar 2023 gültig werden könnte. Neben IHK und Taxi-Landesverband müssten auch noch die benachbarten Landkreise ins Boot geholt werden.

Letzte Anpassung vor zwei Jahren

Die Regelung solle harmonisch sein und preisliche Ausreißer verhindern. Im Erzgebirgskreis etwa wird Taxifahren ab 1. Juni teurer. Hier steigt der Preis pro Kilometer um 30 Cent. Der Grundpreis klettert von vier auf sechs Euro.

Zuletzt hatte es vor zwei Jahren eine Anpassung der Tarife gegeben. Davor waren die Preise 2015 erhöht worden. Immer hatte es geraume Zeit gedauert, bis die neuen Tarife letztendlich gültig waren. Espig kritisiert das Verfahren deshalb als zu langwierig. Stattdessen schlägt er Anpassungen an einen aus Fahrzeug- und Personalkosten ermittelten Preisindex vor.

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Dessen Entwicklung könne man beobachten und den Tarif kurzfristig und in kleinen Schritten anheben. „Wenn der Staat den Taxipreis regulieren will, dann aber bitte auch nach oben“ so Espig. Und zwar möglichst in einem einfachen, automatischen Verfahren. Denn die Erhöhung der Preise sei auch immer eine Gratwanderung. „Schließlich sollen durch neuen Tarife keine Kunden vergrault werden“, so Espig.

Nachtdienstplan in der Region Freiberg

Ein Zusammenschluss der Taxifahrer, wie es ihn in der Region Freiberg gibt, fehlt in Döbeln. Dabei wäre Espig durchaus daran gelegen, dass sich auch die Taxifahrer aus der Region Döbeln der Taxizentrale anschließen. Schließlich sei diese extra nach Mittelsachsen benannt worden. Bestrebungen zur Zusammenarbeit gebe es schon lange. Doch man habe sich bisher nicht auf ein System einigen können, sagt Espig.

Das bestätigt auch Sven Lange. Er habe sich selbst um einen solchen Zusammenschluss bemüht. „Es hat sich jedoch niemand gefunden, der mitmachen würde“, sagte Lange.

Sinnvoll wäre die Zusammenarbeit vor allem in Bezug auf die Nachtschichten. Im Raum Freiberg gebe es innerhalb der Taxizentrale einen Nachtdienstplan, mit dem die 24-Stunden-Bereitschaft der Branche abgedeckt werden könne, so Espig. Die Abdeckung von Nachtfahrten sieht auch Sven Lange als Problem. Neben seinem Betrieb, in dem zehn Taxis fahren, gebe es nur noch einen weiteren in Döbeln, der Kunden nachts befördere.

Auch im Hinblick auf die Büroarbeit würde sich eine Zusammenarbeit lohnen. „Wir übernehmen in der Taxizentrale zum Beispiel die Abrechnung für die einzelnen Betriebe mit der Krankenkasse“, nennt Espig einen Aspekt.