Leben und Stil
Merken

Diese Verordnung verhindert Sparen bei der Fahrschule

Die Wartelisten für Fahrschüler sind in Sachsen überall lang, aber die Preise unterscheiden sich teils eklatant. Nur lässt sich das nicht so einfach nutzen.

Von Susanne Plecher
 6 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Keine Angst, die Fahrschule ist zu schaffen.
Keine Angst, die Fahrschule ist zu schaffen. © Christin Klose/dpa

Etwa 3.000 bis 4.000 Euro muss man zurzeit für die Fahrschule zum Pkw-Führerschein in Sachsen einplanen, zumindest in den Großstädten. In den kleineren Gemeinden können es bis zu 2.000 Euro weniger sein, je nach Dauer und Fahrschule. Da könnte man auf die Idee kommen, die „Fleppen“ nicht am Wohnort, sondern anderswo zu machen. Das viele Geld zu sparen, wäre prinzipiell eine feine Sache. Gäbe es da nicht die Fahrerlaubnis-Verordnung.

In Paragraf 17, „Praktische Prüfung“, Absatz 3, besagt diese, dass der Bewerber „die praktische Prüfung am Ort seiner Hauptwohnung oder am Ort seiner schulischen oder beruflichen Ausbildung, seines Studiums oder seiner Arbeitsstelle“ oder einem nahe gelegenen Ort abzulegen hat.

„Grundsätzlich geht es bei dieser Regelung um Gründe der Verkehrssicherheit. Es soll verhindert werden, dass Fahrerlaubnisbewerber, die im Hinblick auf ihren Wohnort überwiegend am Verkehr einer Großstadt teilnehmen werden, die Prüfung in einer verkehrsarmen Region ablegen“, erklärt Alexander Schnaars vom ADAC.

Schlupfloch taugt nicht für alle

Trotzdem lässt die Verordnung diese Möglichkeit offen – wenn die Fahrerlaubnisbehörde zustimmt. „Aber derartige Prüfortverlegungen werden sehr restriktiv erteilt“, sagt Alexander Buchmann von der Stadtverwaltung Dresden. Wenn überhaupt, dann müsse der andere Prüfort auch „den Anforderungen der Verkehrssituation und dem Aufkommen entsprechen“.

Lebt man zum Beispiel in Städten mit Straßenbahnnetz wie Dresden, Chemnitz, Plauen, oder Görlitz, müsste der andere Prüfort ebenfalls eine Straßenbahn haben. Relevant sind außerdem Fernverkehrsstraßen, Größe sowie Einwohnerzahl des alternativen Prüfungsortes und wie intensiv das Nahverkehrssystem genutzt wird. „Insofern kämen für Dresdner für eine Verlegung nur deutsche Großstädte ab 500.000 Einwohnern überhaupt in Betracht“, sagt Buchmann. Doch dort werden ähnlich hohe Fahrschulkosten fällig.

Ein anderes Schlupfloch wäre, die Wohnung der Großeltern als Zweitwohnsitz des Kindes für die Dauer eines Kompaktkurses in den Ferien anzumelden. Für den Zweitwohnsitz würden je nach Gemeinde laut Portal Immowelt nur wenige Euro Anmeldegebühr fällig. Mehr als zehn Euro seien selten. Prinzipiell ist das erlaubt. „Aber praktisch wird das nichts, den Zahn muss ich Ihnen ziehen“, sagt Petra Schubert von der Fahrschule Schubert in Glauchau. Diese Idee scheitere ganz praktisch sowohl an den Gegebenheiten der Fahrschulen als auch an der Lebenswirklichkeit der Schüler.

Nach wie vor lange Wartelisten

Denn Kompaktkurse sind in der Theorieausbildung zwar denkbar, in der Praxis aber nicht umsetzbar, so Schubert. „Die Schüler schaffen das noch nicht, mehrere Stunden pro Tag Auto zu fahren. Das ist zu viel für sie. Dafür muss man drei bis vier Monate einplanen.“ Davon abgesehen könnten es die Fahrschulen mit ihrer Vielzahl an Schülern kaum einrichten, Fahrblöcke für Einzelne freizuhalten.

Entsprechend käme diese Variante nur für Fahrschüler infrage, die die Schulzeit beendet und einige Monate Zeit bis zum Beginn der Ausbildung oder des Studiums haben. Und die sich lange vorher um einen Platz gekümmert haben. Denn momentan sind fast überall die Wartelisten sehr lang. Bei Schuberts zum Beispiel gibt es erst im Dezember 2024 noch freie Plätze. Es sind gerade mal drei.

„Aber auf dem Land braucht man nicht per se kürzer, um den Führerschein zu erlangen. Auch dort gibt es Konfliktstellen, die für Schüler schwierig sein können, zum Beispiel die Dynamik enger, kurvenreicher Straßen“, gibt Peter Losleben zu bedenken. Er ist der Vorsitzende des sächsischen Fahrlehrerverbandes und betreibt selbst eine Fahrschule in Aue-Bad Schlema.

Sparen klappt nur an einer Stelle

Wenn der Wechsel in eine günstigere Region ausfällt, sind die Übungsstunden das einzige Sparpotenzial, das der Fahrschüler hat. Der ADAC gibt dafür pro Einheit eine Preisspanne zwischen 55 bis 77 Euro an. Bei stichprobenartigen Nachfragen nannten die sächsischen Fahrschulen 55, 58, 60 und 70 Euro. Wer lange recherchiert und ein bisschen sucht, findet auch in größeren Städten Fahrschulen mit moderaten Stundensätzen.

Wie viele Übungsstunden ein Fahrschüler absolvieren muss, ist nicht festgelegt. Waren früher durchschnittlich 24 nötig, um sicher genug in die Praxisprüfung zu starten, brauchen Fahrschüler heute dafür im Schnitt 35 bis 40. „Unter dem geht kaum etwas“, sagt Wolfgang Schlottke, Inhaber der Fahrschule Frenzel in Dresden. In größeren Städten mit schwierigeren Verkehrsbedingungen reichen auch 40 Stunden oft nicht mehr aus. „Die Anforderungen sind gestiegen. Außerdem wurde die Prüfungszeit von 45 auf 55 Minuten verlängert“, erklärt Peter Losleben. Entsprechend bräuchten die Schüler länger als früher.

Das liege vor allem am gestiegenen Verkehrsaufkommen – und einem Mangel an Beobachtung, sagt Volkmar Henkel, Fahrlehrer im westsächsischen Crimmitschau. „Früher haben auch Beifahrer mehr auf das Geschehen auf der Straße aufgepasst, heute schauen sie ins Handy“, sagt er.

Immer über Ausbildungsstand informiert sein

Losleben rät allen Fahrschülern einerseits zu kontinuierlichem Fleiß, anderseits zu Selbstbewusstsein. „Sie brauchen den Glauben, dass sie es gut schaffen können. Wichtig ist auch, dass sie immer transparent über ihren Ausbildungsstand informiert sind und wissen, was sie noch lernen müssen. Darauf sollten sie drängen.“ Wer sich gut anstellt und gewappnet in die Stunden geht, kann den Gesamtpreis im besten Fall um mehrere Hundert Euro senken.

Doch die Komplexität der Verkehrssituationen überfordert viele. Laut Tüv-Verband sind im vergangenen Jahr 39 Prozent der Fahrschüler an der Theorieprüfung gescheitert. 37 Prozent haben die Praxisprüfung nicht bestanden. Es ein zweites Mal zu versuchen, erhöht die Kosten erneut.

Zwar sind keine weiteren Übungsstunden vor einem neuen Versuch vorgeschrieben, aber die Erfahrung zeige, dass die Schüler verschiedene Situationen noch einmal üben wollen. Dann sagt Losleben allen, die mit den hohen Kosten hadern: „Ein Unfall würde deutlich teurer werden und wahrscheinlich mit mehr Schmerzen verbunden sein.“

Diese Kosten kommen auf Fahrschüler zu

Der ADAC hat einen Überblick über die Kosten zusammengestellt:

  • Erste-Hilfe-Kurs: etwa 50 Euro
  • Sehtest: sechs bis sieben Euro beim Augenarzt, kostenfrei bei manchen Optikern
  • Biometrisches Passbild: etwa zehn Euro
  • Gebühren der Führerscheinbehörde für den Führerscheinantrag zwischen 38 und 70 Euro
  • Für das Lernmaterial wie Bücher, Online-Medien und -Zugänge zu Führerschein-Apps etc.: 88 bis 119 Euro
  • Der Grundbetrag für die Fahrschule für den Theorieunterricht in zwölf Doppelstunden á 90 min plus zwei Zusatzstunden: 350 bis 565 Euro
  • Übungsstunden: zwischen 55 bis 77 Euro
  • Sonderstunden wie Autobahn-, Überland- und Nachtfahrt (zwölf Einheiten verbindlich vorgeschrieben) bis 95 Euro
  • Die Gebühr für die Vorstellung zur theoretischen Prüfung, also die Anmeldung durch die Fahrschule, kostet 60 bis 137 Euro, die Gebühr zur Vorstellung zur praktischen Prüfung 160 bis 289 Euro.