SZ + Döbeln
Merken

In Döbeln sinkt das Grundwasser in Mittelsachsen am stärksten

An 26 Stellen wird der Grundwasserspiegel in Mittelsachsen regelmäßig gemessen. In der Region Döbeln sind die Veränderungen besonders auffällig.

Von Cathrin Reichelt
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
In Mittelsachsen gibt es 26 Grundwassermessstellen, an denen regelmäßig die Veränderungen des Grundwasserspiegels kontrolliert werden. In der Region Döbeln sind diese besonders auffällig.
In Mittelsachsen gibt es 26 Grundwassermessstellen, an denen regelmäßig die Veränderungen des Grundwasserspiegels kontrolliert werden. In der Region Döbeln sind diese besonders auffällig. © Foto/Archiv: kairospress

Mittelsachsen. Die Sommer werden länger und trockener. Auch in anderen Jahreszeiten fällt weniger Niederschlag. Das hat tiefgründige Auswirkungen. Der Grundwasserspiegel sinkt.

In einer gemeinsamen Kooperation haben Correctiv.Lokal und Sächsische.de die Grundwasserspiegel in Mittelsachsen und speziell der Region in den vergangenen 32 Jahren betrachtet. Im Landkreis befinden sich 26 Grundwassermessstellen, davon sieben im Bereich Döbeln. Die Messstellen liefern seit dem Jahr 1990 regelmäßig Daten.

Bei 19 Messstellen in Mittelsachsen ist kein starker Trend erkennbar, fünf weisen einen leicht sinkenden Grundwasserspiegel aus. Sowohl die Messstelle, mit dem am stärksten sinkenden als auch die mit dem am stärksten steigenden Trend befinden sich in der Region Döbeln.

An der Messstelle in Döbeln-Ebersbach wird ein durchschnittliches Minus von 1,02 Prozent pro Jahr registriert. Im Gegensatz dazu weisen die Messungen in Zschaitz ein durchschnittliches Plus von 1,92 Prozent pro Jahr aus. Den niedrigsten Wert und damit fast keine Veränderung gibt es in Bockelwitz mit 0,03 Prozent.

Niederschlagsdefizit und höhere Temperaturen

„Die seit einigen Jahren sogar in ganz Mitteleuropa durchschnittlich anhaltende Tendenz von sinkenden Grundwasserständen ist hinlänglich bekannt und hat ihre Ursache zuallererst durch ein hohes Niederschlagsdefizit, erhöhte Temperaturen, eine zunehmende Sonnenscheindauer und Luftbewegung“, teilt Peggy Hähnel, Pressereferentin des Landratsamtes, auf eine Anfrage an die Untere Wasserbehörde und das Umweltamt mit.

Das ergebe in Summe eine sinkende Grundwasserneubildungsrate. Lokale Besonderheiten und jahreszeitliche Schwankungen stünden der Tendenz nicht entgegen. „Insoweit sind die genannten Zahlen nicht überraschend und erscheinen durchaus plausibel“, so die Sprecherin.

Verbund gleicht Veränderungen aus

Die aktuellen Tendenzen seien Momentaufnahmen und langfristige Entwicklungen noch nicht absehbar, sagt Tina Stroisch, Leiterin Unternehmenskommunikation der Veolia Wasser Deutschland GmbH. Der Wasserverband sei im Raum Döbeln grundsätzlich sehr gut aufgestellt.

„Durch den Netzverbund verschiedener Wasserwerke und -fassungen können wir Veränderungen ausgleichen und insbesondere bei der Wassereinspeisung flexibel reagieren“, so Tina Stroisch. Das sei gerade im Sommer wichtig, wenn der Wasserbedarf naturgemäß höher ist.

Mit den Grundwasserfassungen Jahna-Aue 1 und 2 sowie etlichen Wasserwerken, darunter Gärtitz, Klitzschbach, Zschaitz-Möbertitz, Simselwitz, Paudritzsch und Hartha-Flemmingen verfüge der Verband seit Jahren über eine funktionierende, stabile Basis der Trinkwasserversorgung in der Region Döbeln.

„Wir beobachten die Entwicklung des Grundwasserspiegels langfristig und führen dafür regelmäßige Messungen durch, um kontinuierlich verlässliche Daten zu erhalten, wie sich die Vorkommen im Umfeld der Wasserfassungen im Versorgungsgebiet des Wasserverbandes Döbeln-Oschatz unter den bekannten klimatischen Veränderungen entwickeln“, so die Sprecherin.

Um das Messnetz auszuweiten und verlässliche Daten zum Grundwasserspiegel zu erhalten, habe die Döbeln-Oschatzer Wasserwirtschaft GmbH allein in diesem Jahr bereits 400.000 Euro in neue Pegelmessstellen investiert. Sie befinden sich im Einzugsbereich der Wasserfassungen Gärtitz und Klitzschbach – beide seien für die Kreisstadt Döbeln unverzichtbar.

Jeder Einzelne kann Wasser sparen

Täglich werden von dort automatisch sämtliche Grundwasserstand-Messwerte mithilfe von Datenloggern übermittelt. Auch die Ertüchtigung von Brunnen und die weitere Vernetzung innerhalb des Verbandsgebietes seien Maßnahmen des Wasserverbands, um auch in Zukunft die Versorgung der Menschen mit Trinkwasser sicherzustellen.

Aber auch jeder Einzelne könne mit vergleichsweise geringem Aufwand einen Anteil zum schonenden Umgang mit der Ressource Trinkwasser beitragen. Vieles davon verstehe sich von selbst, sei aber vielleicht aus den Köpfen verschwunden. Es helfe zum Beispiel, Regenwasser aufzufangen und zuerst damit zu gießen.

Auf besonders „durstige“ Pflanzen auf dem Balkon und im Garten könne bewusst verzichtet werden. Stattdessen sei es besser, auf heimische Arten zu setzen. „Die lieben auch die Insekten und Bienen“, meint Tina Stroisch. Eine Schicht Rindenmulch unter Bäumen oder Sträuchern hilft, die Feuchtigkeit besser zu halten.

Ein großflächiger, englischer Rasen braucht besonders viel Wasser und intensive Pflege. Doch es gebe auch andere Möglichkeiten, zum Beispiel das Anlegen von Rasenflächen als sogenannten Trockenrasen. Diese Rasensorten seien sehr hitzetolerant und hätten einen reduzierten Wasserbedarf.

Wenn Niederschlagswasser an Ort und Stelle versickern kann und nicht ungenutzt wegfließt, dann trage das zur Grundwasserneubildung bei. Je weniger Fläche auf den Grundstücken befestigt ist, umso besser.

Kalkärmeres Wasser aus Oschatz

Zudem ist zwischen Oschatz/Malkwitz und Ostrau eine neue, rund zwölf Kilometer lange Transportleitung geplant, über die künftig das Trinkwasser aus dem nitrat- und kalkärmeren Grundwasser in das Trinkwassernetz der Region Döbeln eingespeist wird. „Entsprechend des Netzertüchtigungskonzepts des Wasserverbandes Döbeln-Oschatz wurden in diesem Jahr erste Leitungsabschnitte zwischen Oschatz und Lampersdorf neu gebaut“, erklärt Tina Stroisch.

Der Bau weiterer Abschnitte zwischen Lampersdorf, Leuben und Naunhof sei für 2023 vorgesehen. Unter Vorbehalt der wirtschaftlichen und globalen Entwicklungen, möglicher Lieferengpässe, steigender Baukosten und des zur Verfügung stehenden Budgets sei geplant, bis Ende 2024/Anfang 2025 wesentliche Maßnahmen des Netzertüchtigungskonzepts umzusetzen.

  • Nachrichten aus der Region Döbeln von Sächsische.de gibt es auch bei Facebook und Instagram

Auch danach sei ein kontinuierlicher Ausbau der Leitungen geplant, das heißt, weitere Abschnitte sollen hinzukommen, um so die Vernetzung im Verbandsgebiet voranzutreiben.

Wie überall haben sich auch für dieses Projekt die Baukosten erhöht. Vorausschauend habe der Wasserverband aber schon im vergangenen Jahr Baumaterialien für den Netzausbau eingekauft und sei daher nicht so stark von Preissteigerungen betroffen.

  • Diese Recherche ist Teil einer Kooperation von Sächsische.de und Correctiv.Lokal. Das Netzwerk recherchiert zu verschiedenen Themen, darunter in einem Schwerpunkt langfristig über die Klimakrise. Weitere Infos finden Sie hier.