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Wer wird Sachsens Unternehmer des Jahres?

Am Freitag steigt im Wettbewerb "Sachsens Unternehmer des Jahres" bei einer Gala in Dresdens Gläserner VW-Manufaktur das Finale. Es gibt drei Anwärter auf den Titel.

Von Michael Rothe
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Das sind die Anwärter auf den Titel "Sachsens Unternehmer des Jahres".
Das sind die Anwärter auf den Titel "Sachsens Unternehmer des Jahres". © Ronald Bonss/SZ/Veit Hengst/FP

Da waren’s nur noch drei, die sich Hoffnung auf den Titel „Sachsens Unternehmer des Jahres 2024“ machen können – genauer gesagt: vier. Denn neben zwei Solisten ist auch noch ein Duo im Rennen um „Die Träumende“ – eine vergoldete 1,20 Meter hohe und 40 Kilogramm schwere Bronzestatue, welche die polnische Bildhauerin Malgorzata Chodakowska einst exklusiv für diesen Wettbewerb schuf.Die Grazie, ausdrücklich kein Wanderpokal sondern Eigentum der Siegerin oder des Siegers, wird bereits zum 19. Mal vergeben. Und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) persönlich wird die Trophäe an diesem Freitag in Dresdens Gläserner Manufaktur von Volkswagen überreichen.

Rund 100 Unternehmerinnen und Unternehmer hatten sich von November bis Februar zur Wahl gestellt: für den Hauptpreis, die Sonderkategorie „FokusX – Integration/Inklusion“ sowie den Titel „Start-up des Jahres“. Margarethe Stötzner, Gründerin von Das Schlüpferimperium in Leipzig und mit 23 Jahren jüngste Bewerberin, könnte rechnerisch die Enkelin des mit fast 84 Jahren ältesten Teilnehmers sein: Konrad Kühne vom gleichnamigen Autohaus in Döbeln.

Mit dem laufenden Jahrgang haben sich seit dem Start 2005/06 Unternehmerinnen und Unternehmer von über 1.500 Firmen beteiligt. Darunter gibt es Wiederholungstäter – allen voran Walter Stuber und Dirk Eckart vom Gerüstbauer Gemeinhardt Service in Roßwein mit acht Teilnahmen. Diesem Duo steht Hendrik Scherf, Chef von Yellowfox in Wilsdruff, kaum nach. Er hat es nun mit seiner 7. Bewerbung unter die Top-3 geschafft. Langer Atem zahlt sich aus.

Eine Frau, auf die vor allem die Bahn baut

Annegret Haas, Geschäftsführerin der Railbeton Haas GmbH in Chemnitz.
Annegret Haas, Geschäftsführerin der Railbeton Haas GmbH in Chemnitz. © FP

Die Railbeton Haas GmbH hat sich über Generationen dem Beton verschrieben. Die familiengeprägte Unternehmenskultur ist einer unserer bedeutendsten Werte.“ So steht’s auf der Website des Unternehmens, das seine Wurzeln in einer 1937 in Chemnitz- Schönau gegründeten Firma hat. Fertigteile für den Industrie- und Verkehrsbau gehören zum Portfolio. In der DDR enteignet, wurde der Betrieb 1990 reprivatisiert und ist seit 2008 im Besitz der Familie Haas.

2023 war eins der wirtschaftlich stärksten Jahre. Annegret Haas (58) ist nunmehr alleinige Geschäftsführerin und baut auf ein faires Miteinander. Etwa jede/r Fünfte der 135-köpfigen Belegschaft kannte den Betrieb schon als Azubi. Für die Chefin beginnt Nachwuchsförderung bereits in der Berufsorientierung der Oberschulen. Sie stehe zur Tarifbindung, honoriere Leistung, habe immer ein offenes Ohr für ihre Leute, heißt es.

Als Systemanbieter für die Deutsche Bahn ist Railbeton seit 25 Jahren Q-1-Lieferant. Ein eigenes Prüflabor sichert diesen hohen Qualitätsstandard. Konstruktion und Formenbau erfolgen auch in Eigenregie. So hat sich der Betrieb als Marktführer bei Betonbauteilen für den Gleisbau in Deutschland etabliert. Über 3.400 Teile – von der Bahnsteigkante bis zum Kabelkanal – werden in Chemnitz hergestellt. Ein weiteres Standbein ist der barrierefreie Ausbau von Bus- und Straßenbahnhaltestellen.

Die Jury nennt Annegret Haas eine Unternehmerin, die den Familienbetrieb „voll im Griff“ und es geschafft hat, den Strombedarf für die Produktion über die eigene Photovoltaikanlage zu generieren.

  • Railbeton Haas GmbH, Chemnitz
  • Mitarbeitende: 134, Umsatz: 24,3 Millionen Euro

Zwei, die teilen, damit viele mehr haben

Michael Creutzer (o.) und Patrick Schöne, Chefs der Mobility Center GmbH in Leipzig.
Michael Creutzer (o.) und Patrick Schöne, Chefs der Mobility Center GmbH in Leipzig. © Foto: SZ/Veit Hengst

Die roten Autos sind aus dem Stadtbild von Dresden, Leipzig, aber auch von kleineren Gemeinden nicht mehr wegzudenken. Der erstes Carsharing-Wagen von Teilauto ging 1993 an den Start. Die Idee: umweltbewusste, kostensparende und flexible Mobilität für viele. Aus dem Verein wurde mit wachsender Flotte 1999 die Mobility Center GmbH.

Die Geschäftsführenden Gesellschafter Michael Creutzer (55) und Patrick Schöne (48) haben das Wachstum vorangetrieben und konnten sich, im Gegensatz zu vielen ähnlichen Initiativen, behaupten. Aus zehn Vereinsmitgliedern wurde eine Gemeinschaft von 77.000 Nutzern. Zu den Kunden gehören Privatpersonen, Unternehmen, Behörden, Vereine.

Heute ist Teilauto der größte Carsharing-Anbieter mit Sitz in Mitteldeutschland und dort die erste Firma mit auditierter Gemeinwohlbilanz. Das Unternehmen und seine Chefs beweisen, dass man mit einer nachhaltigen Geschäftsidee profitabel sein kann. Die Flotte besteht aus 1.800 besonders sparsamen Autos, etwa jedes sechste fährt elektrisch. Es gibt gemeinsame Tarifangebote und Kooperationen mit ÖPNV-Unternehmen. Die Beschäftigten schätzen Teilzeitangebote, flexible Arbeitszeitmodelle, nur noch 38 Stunden Wochenarbeitszeit, zwei Urlaubstage mehr. Creutzer und Schöne unterstützen Projekte, die sich für nachhaltige Mobilität, Toleranz, Weltoffenheit und den Abbau von Ungleichheit einsetzen.

„Mit langem Atem und stetig wachsenden Unternehmenszahlen haben sie es geschafft, die Jury von sich und ihrer Zukunftsvision zu überzeugen“, heißt es von dem achtköpfigen Gremium und seinen drei Beratern.

  • Mobility Center GmbH, Leipzig
  • Mitarbeitende: 37, Umsatz: 26,5 Millionen Euro

Ein Fuchs, der Dieben das Leben schwer macht

Hendrik Scherf, Geschäftsführer der Yellowfox GmbH in Wilsdruff.
Hendrik Scherf, Geschäftsführer der Yellowfox GmbH in Wilsdruff. © ronaldbonss.com

Hendrik Scherf (48) hat sich schon oft für Sachsens wichtigsten Unternehmerpreis beworben. Beim 7. Anlauf könnte es klappen, denn der Chef und Mitgesellschafter der Yellowfox GmbH in Wilsdruff bei Dresden hat es unter die drei Besten geschafft – zu Recht.

Der 2003 gegründete Spezialist für Telematiksysteme hat sein Jubiläumsjahr zum erfolgreichsten gemacht: 15 Prozent Umsatzplus, über 100.000 mit seinen Systemen ausgerüstete Fahrzeuge und Baumaschinen, gut 5.000 Geschäftskunden. Damit rangiert Yellowfox unter den Top-3 der Branche im deutschsprachigen Europa. Die Belegschaft ist nunmehr dreistellig – auch weil Scherf zwei Lehrlinge ausbildet.

„Seit Gründung des Unternehmens steht für mich fest, dass Yellowfox von mehr bewegt sein soll, als nackten Zahlen“, sagt der Chef. Er unterstützt Aufforstungsaktionen der Grünen Liga im Osterzgebirge mit über 700 gespendeten Baumsetzlingen, engagiert sich bei Kinderhilfsprojekten in Afrika und für Sportvereine. Auf der Habenseite auch eine einzigartige Fahrstilanalyse, die die Nachhaltigkeit von Fuhrparks verbessert. Mit Yellowfox’ Spürsinn können Spediteure und Baufirmen erkennen, wo ihr Gerät rollt, auch zum Leidwesen von Dieben. Sie sehen, ob der Fahrer Pause macht, sein Fahrstil Bremsen und Reifen schont.

Neben Mitarbeiterwachstum und Umsatzerlösen beeindruckt die Jury vor allem „die technische Versiertheit des Unternehmens“, so die Begründung. Scherf lege neben zufriedenen Beschäftigten viel Wert auf Ressourcenschonung und soziales Engagement.

  • Yellowfox GmbH, Wilsdruff
  • Mitarbeitende: 108, Umsatz: 19,9 Millionen Euro

Das Objekt der Begierde

„Die Träumende“ ist die Siegertrophäe für „Sachsens Unternehmer des Jahres“. Die vergoldete Bronze-Statue wurde von Malgorzata Chodakowska geschaffen.
„Die Träumende“ ist die Siegertrophäe für „Sachsens Unternehmer des Jahres“. Die vergoldete Bronze-Statue wurde von Malgorzata Chodakowska geschaffen. © SAE Sächsische Zeitung

Der Wirtschaftspreis „Sachsens Unternehmerdes Jahres“ ist eine Initiative von Sächsischer Zeitung, Freier Presse, Leipziger Volkszeitung und MDR sowie von Volkswagen Sachsen, derSchneider + Partner Beratergruppe, der LBBW, der Gesundheitskasse AOK Plus und „So geht sächsisch“. www.unternehmerpreis.de