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Warnstreiks im Möbelwerk Heidenau und bei Edding in Bautzen

Die IG Metall fordert für die Beschäftigten in Sachsens Holz- und Kunststoffverarbeitender Industrie zumindest die gleichen Löhne wie in Sachsen-Anhalt.

Von Michael Rothe
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Die Beschäftigten am Edding-Standort in Bautzen - hier bei einer Protestaktion im November 2021 - kämpfen seit Jahren um Angleichung ihrer Löhne zumindest an das Niveau der Holz- und Kunststoffverarbeitenden Industrie in Sachsen-Anhalt.
Die Beschäftigten am Edding-Standort in Bautzen - hier bei einer Protestaktion im November 2021 - kämpfen seit Jahren um Angleichung ihrer Löhne zumindest an das Niveau der Holz- und Kunststoffverarbeitenden Industrie in Sachsen-Anhalt. © SZ/Uwe Soeder

Dresden. Im Möbelwerk Heidenau und bei der V. D. Ledermann & Co. GmbH in Bautzen, Hersteller von Edding-Stiften, soll am Donnerstag stundenweise die Arbeit ruhen. Laut IG Metall wollen die Beschäftigten nach zwei ergebnislosen Tarifrunden so den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen.

„Sachsen gehört bei der Höhe der Entgelte in der Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie zu den Schlusslichtern“, sagt Manuela Bergmann, Gewerkschaftssekretärin in Dresden und Riesa. Der Freistaat liege bei den Entgelten gut zwölf Prozent unter den Einkommen in Sachsen-Anhalt. An dieses Niveau sollten die Löhne angeglichen werden, fordert sie. In den meisten Tarifgebieten, auch im Nachbarland, sei neben Inflationsprämien vereinbart worden, dass die Entgelte binnen 23 Monaten schrittweise um acht Prozent steigen.

Das von den Arbeitgebern angebotene Plus von 9,9 Prozent ist der IG Metall als Angleichungsschritt zu wenig – wie auch der um 200 Euro niedrigere Teuerungsausgleich, der noch dazu auf bisherige Betriebsprämien angerechnet werden soll.

Sachsen ist bei der Tarifbindung Letzter

„Unser Angebot ist höher als der Abschluss von Sachsen-Anhalt“, hält Verbandschef Thomas Gläser dagegen. Der Lohnunterschied resultiere auch daraus, dass dort eine Stunde pro Woche länger gearbeitet werde. Ferner habe sich die IG Metall in Sachsen-Anhalt auf flexible Arbeitszeitmodelle eingelassen, etwa eine Absenkung mit entsprechend weniger Lohn. Gläser hat kein Verständnis, dass die Gewerkschaft das Gespräch vorzeitig und ohne neue Terminvereinbarung verlassen habe.

Im Möbelwerk Heidenau produzieren 188 Beschäftigte Schlafzimmer als zerlegte und folierte Mitnahmemöbel für Händler wie Roller, Skonto, Boss, Mahler, Höffner und immer mehr Internetportale. Bautzen ist der einzige Produktionsstandort von Edding in Deutschland. Rund 100 Beschäftigte stellen pro Jahr 90 Millionen Permanentmarker, gut die Hälfte aller Edding-Stifte, her – und ab dem Sommer auch Lackstifte.

Die beiden Streikbetriebe sind in Sachsen die einzigen im Flächentarif der Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie.

Der Freistaat liegt bei der Tarifbindung mit nur 42 Prozent der Beschäftigten bundesweit an letzter Stelle. Nur jedes 6. Unternehmen regelt dort Löhne, Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen mit Gewerkschaften.