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Wo Autos (nicht) baden gehen

Sind die Waschanlagen im Elbland veraltet? Passen breite Nobelkarossen überhaupt rein? Die SZ hat sich umgehört.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Dominique Bielmeier

Wenn es jemanden gibt, der etwas über den Stand der Waschanlagen in unserem Landkreis sagen kann, dann ist das Gert Hentzschel. Er besitzt eine freie Tankstelle in Zschauitz bei Großenhain, an der es auch eine Waschanlage gibt – die erste im Altkreis Großenhain nach der Wende. Hier wird zu den normalen Geschäftszeiten das Auto erst abgekärchert, dann automatisch gewaschen und am Schluss extern geföhnt, damit von der nassen Anlage herabfallende Wassertropfen keine hässlichen Flecken hinterlassen. Die Programme kosten zwischen 7 und 15 Euro, beim teuersten wird eine schützende Wachsschicht in den Lack einpoliert. „Wenn Sie noch nicht bei mir waren, haben Sie etwas verpasst in Ihrem Leben“, sagt Hentzschel.

Zu sagen, dass seine Waschanlage die „älteste“ im Kreis ist, wäre jedoch falsch. Seit ihrem Bau 1990 wurde die Technik bereits dreimal erneuert, das kostet jedes Mal rund 100 000 Euro.

Die Erneuerung ist jedoch gerade bei Portalwaschanlagen nötig, weiß Thomas Drott, Justiziar beim Bundesverband Tankstellen und gewerbliche Autowäsche Deutschland (BTG). Sie sind im feucht-warmen Klima sehr verschleißanfällig. Hinzu kommen technische Neuerungen bei Waschmaterial und Chemie. Hatte früher zum Beispiel jede Anlage rotierende Bürsten aus nicht besonders lackfreundlichem PE, setzen die Hersteller heute auf Textil. Statt des energieaufwendigen Heißwachses gibt es Kaltwachs, das genutzte Wasser wird zum großen Teil wieder aufbereitet.

Wird im Osten besser gewaschen?

Als Laie kann man diese Details jedoch nicht sofort sehen. Woran lässt sich also eine gute Anlage erkennen? Am Siegel des Verbands der Automobilindustrie (VDA) auf jeden Fall nicht, sagt Drott. Das sage über die Qualität der Wäsche gar nichts aus. Und auch die VDA-Pressestelle erklärt auf SZ-Anfrage, bei den Kriterien, die der Verband aufstellt – zu verwendeter Chemie und technischen Anforderungen – , gehe es vor allem darum, dass möglichst schonende Materialien und Flüssigkeiten bei der Pflege des Fahrzeugs verwendet werden, zum Beispiel um Cabriodächer aus Stoff schonend zu reinigen.

Wer also einen teuren und empfindlichen Wagen fährt, fühlt sich durch das VDA-Siegel, mit dem vor allem Waschanlagen an Aral-Tankstellen werben, wahrscheinlich sicherer. Pressesprecher Detlef Brandenburg erklärt, dass es bei den Anlagen zwischen Ost und West keinerlei Unterschiede gebe: Überall werde die Technik nach einer gewissen Zeit erneuert. In der Großenhainer Straße in Meißen erst 2014. Aral-Waschanlagen gibt es außerdem in Coswig, Großenhain und Zeithain.

Auch Manuel Fuchs von Total erklärt, die Ausstattung der Waschanlagen sei bundesweit gleich, inzwischen gebe es nur noch Walzen aus Textil, und genau wie bei Aral wird auf Wasserrückgewinnung gesetzt. Total-Waschanlagen gibt es in Wilsdruff, Riesa und Nossen.

Wieslaw Milkiewicz, Geschäftsführer und Pressesprecher der Tankstellenmarke Star, erklärt auf SZ-Anfrage, die Anlagen in den neuen Bundesländern seien sehr modern und professionell ausgestattet. „Oft sind die Grundstücke hier größer und die Tankstellen jünger als in den alten Bundesländern, sodass auch die Waschanlagen großzügig gestaltet sind.“ Der Anteil der Waschhallen, durch die die Kunden komplett durchfahren können, sei in den neuen Bundesländern viel höher. „Für den Kunden ist das sehr komfortabel“, so Milkiewicz. Die Standorte in Gröditz und Großenhain seien erst im vergangenen Jahr mit neuen Waschanlagen und Wasseraufbereitungsanlagen ausgerüstet worden.

In einem bundesweiten Waschanlagen-Test hat der ADAC 2013 herausgefunden, dass Waschstraßen billiger und besser als Portalanlagen sind. Insgesamt wurden 150 Waschanlagen in 30 Städten getestet. Der Testsieger steht in Ostdeutschland: die Waschstraße Soft-Wash-Park in Magdeburg. „Von bemerkenswerter Güte“ seien zudem Waschstraßen markenfreier Anbieter und kleinerer, lokaler Marken.

Anlagen wachsen nicht immer mit

Wie sieht es jedoch bei den Maßen der Waschanlagen aus? Der ADAC führt eine Liste der breitesten Autos nach der Außenkante der Seitenspiegel: Ein Mercedes Sprinter Kombi schafft es wenig überraschend auf den Spitzenwert von 2,42 Metern, doch auch „normale“ Pkw wie der Peugeot 807 oder BMW X5 und X6 sind 2,21 beziehungsweise 2,20 Meter breit.

Bei älteren Betrieben gebe es teilweise das Problem, dass sie nicht „mitwachsen“, so Drott vom BTG. Vor der Einfahrt müsse man deshalb natürlich auf die angegebenen Maximalmaße achten. Es gebe auch Anlagenbetreiber, die sich bewusst auf niedrigere Autos als Kunden konzentrieren. „Da muss man sich auch fragen: Wie viele Mercedes Sprinter fahren denn bei mir im Monat rein?“ 2,60 Meter hoch und 2,20 Meter breit lauten die Maße bei Gert Hentzschel in Zschauitz. „Unsere Kunden passen alle durch“, sagt der Chef der ersten Waschanlage im Kreis. Eine gute Waschanlage erkennt man laut Thomas Drott vom BTG übrigens vor allem an einem: dass Sie am Ende mit dem Ergebnis zufrieden sind.