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Wo der Fisch noch an der Angel hängt

Das Baumstammlokal auf der Kulturinsel Einsiedel ist eine der Lieblingsgaststätten der Oberlausitz. Das nicht ohne Grund.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Nicht nur anders sein, sondern auch anders essen. Das trifft auf die Kulturinsel Einsiedel und ihre Gastronomie voll zu. Denn wo sonst bekommt man sein Gericht an der Angel serviert? Im Baumstammlokal der Kulturinsel kann der Gast Matjes oder Aal an der Angel bestellen und verzehren. Das sind aber nicht die einzigen Gerichte, die der Kellner auf soliden Holzplatten serviert. Auch das Geschirr, aus Keramik und im bräunlichen Farbton gehalten, ist eine Eigenentwicklung des Freizeitparkes und gefertigt von Hand in einer Töpferei.

„Das Besondere hebt uns von anderen Gastronomien ab“, sagt Elke Willinger. Sie ist die Leiterin der Gastronomie auf der Kulturinsel. Wer also Fast Food will, ist hier an der falschen Stelle. „Schnitzel, Bratwurst und Pommes stehen bei uns nicht auf der Karte“, betont Elke Willinger. Das führt vor allem bei den kleinen Inselbesuchern manchmal zur Verwunderung, dass es ihre Lieblingsspeisen hier nicht gibt. Aber das ist beabsichtigt – und das wird von den Gästen angenommen.

Das zeigt die Auszeichnung als „Lieblingslokal der Oberlausitz“, die Elke Willinger am Montag im Quirle-Häusl in Waltersdorf entgegennehmen durfte. „Wir freuen uns über den sechsten Platz, zumal wir uns das erste Mal an dem Wettbewerb beteiligt haben.“ Das Schild mit dem Hinweis auf das Lieblingslokal wird einen für jeden Gast gut sichtbaren Platz bekommen.

Zu dem Wettbewerb haben der Dehoga-Regionalverband und die Oberlausitz-App aufgerufen. 26 Lokale in der Oberlausitz standen zur Auswahl und 2 252 Menschen stimmten neun Wochen lang im Internet darüber ab. Die zwölf gastronomischen Einrichtungen mit den meisten Stimmen wurden am Montag ausgezeichnet. Aus dem Landkreis mit dabei sind noch der „Mäusebunker“ in Reichenbach (Platz 4) und das „Waldhaus“ in Weißwasser (Platz 9). Sieger wurde die „Sachsenstube“, ein Hotel und Restaurant in Lauta.

„Wir haben unsere Gäste natürlich gebeten, für uns zu stimmen und auch auf Facebook dazu aufgerufen“, ergänzt Elke Willinger. Und das hatte seinen guten Grund. Denn als der Wettbewerb im November gestartet wurde, war längst die Winterruhe auf der Kulturinsel eingezogen. Nur das Baumstammlokal ist im Grunde noch offen. Doch auch um diese Jahreszeit kommen zunehmend mehr Gäste, die nicht nur die Veranstaltungen im daneben stehenden „Krönum“ besuchen, sondern auch das Lokal mit den vielen Stämmen. Denn so wie das Geschirr ist auch die Architektur der Gaststätte ganz dem der Kulturinsel angepasst. Sogar echte, noch im Erdreich verwurzelte Bäume sind im Inneren zu finden. „Wir haben das Lokal sozusagen um die Bäume herum gebaut“, sagt die gastronomische Leiterin. 70 Plätze bietet diese Gaststätte, angeordnet auf verschiedenen Ebenen. Eine beinhaltet eine Spielecke für Kinder, während ihre Eltern daneben tafeln können.

Das Baustammlokal geht in sein achtes Jahr und wurde geboren aus einer ganz pragmatischen Idee: Auf der Kulturinsel wird das ganze Jahr über gekocht, werktäglich rund 100 Mittagessen für die Mitarbeiter. Also lag es nahe, die Küche auch für die Öffentlichkeit zu öffnen und die Gäste in das Baumstammlokal einzuladen. Nicht nur, um Mittag zu speisen, sondern auch um zu Feiern und zu Veranstaltungen. So wie sonntags. An diesem Nachmittag bietet die Kulturinsel für ihre Gäste immer etwas Besonderes. Vergangenen Sonntag war es der Brauch der Vogelhochzeit, der mit einem Besuch der Vogelbeobachtungsstation einherging. Diesen Sonntag erzählt Inselvater Jürgen Bergmann in einem Vortrag Interessantes darüber, warum auf der Kulturinsel die Häuser auf den Bäumen wachsen und wo überall noch.

Damit wird das Baumstammlokal nicht nur zum Essen und Trinken genutzt, sondern ist auch Ausgangspunkt für kulturelle und naturelle Entdeckungen auf der Kulturinsel – auch in der kalten Jahreszeit. Das Baumstammlokal ist nicht die einzige gastronomische Einrichtung im Freizeitpark. Sind die Inselgeister vom Winterschlaf erwacht, öffnen wieder die „Feuerwasserspülung“, die gern für Familienfeiern genutzt wird, das Galerie-Café und weitere Beköstigungsstellen. Diese zusammen bieten 15 Leuten einen Arbeitsplatz. Im Sommer kommen noch Helfer dazu. Zudem bildet die Kulturinsel in mehreren Bereichen selbst aus. In der Gastronomie sind es zwei Köche, die ihre Lehre im ersten und im zweiten Jahr absolvieren. Zudem ist man auf der Suche nach einem weiteren, ausgebildeten Koch für das Saisongeschäft. Schließlich zählte die Insel im vergangenen Jahr rund 117 000 Besucher – und die wollen versorgt sein.