Von Franz Herz
Osterzgebirge. Raser und unachtsame Autofahrer werden künftig in Dippoldiswalde teurer leben. Das Ordnungsamt der Stadt hat seine neue mobile Geschwindigkeits- messanlage in Betrieb genommen, informierte Oberbürgermeister Jens Peter (Freie Wähler). Die ersten Autofahrer sind schon erwischt worden. Ideen, wo die Messkamera künftig noch stehen soll, sind in der Diskussion. Aber auch die Sächsische Zeitung fragt ihre Leser: Wo ist eine Stelle im Dippser Stadtgebiet, an der dringend einmal geblitzt werden müsste?
Das Dippoldiswalder Ordnungsamt betritt mit der Anlage Neuland. Seitdem Dippoldiswalde 2008 Große Kreisstadt geworden ist, darf sie selbst die Geschwindigkeit überwachen und auch die fälligen Gelder einziehen. Bisher hat die Stadtverwaltung die Anlage von einer Firma angemietet. Demnach konnte höchstens an 26 Terminen im Jahr geblitzt werden, statistisch gerade zweimal pro Monat. Damit war die Stadt auch unflexibel, weil die Termine im Vorhinein festgelegt werden mussten. Billig war das auch nicht. Das hat rund 23 000 Euro im Jahr gekostet.
Ein gutes Geschäft
Trotzdem war es kein schlechtes Geschäft für die Stadtkasse. Denn diesen Ausgaben für die Kontrolle des fließenden Verkehrs standen 2017 rund 100 000 Euro Einnahmen entgegen, wie Marcel Hänchen informierte, der den Fachbereich Sicherheit und Ordnung im Rathaus leitet. Doch an den Ausgaben lässt sich noch etwas sparen, hat er sich gedacht. Deswegen hat der Stadtrat im Sommer mit dem Haushalt für das vergangene Jahr 53 000 Euro für die Anschaffung einer eigenen Messanlage freigegeben. Die Stadt hat sie noch im alten Jahr ausgeschrieben, und die Firma Leivtec Verkehrstechnik GmbH aus Wetzlar, ein Tochterunternehmen des Leica-Konzerns, hat den Zuschlag bekommen. Mit einem Angebot von 49 900 Euro hat Leivtec das günstigste Angebot gemacht. Der neue Blitzer heißt ganz nüchtern „XV3“ und arbeitet mit Digitaltechnik. Wenn sich dem Apparat ein Auto nähert, wird es in 50 Metern Entfernung vom Infrarotlicht der Messkamera erfasst. Aus den reflektierten Lichtimpulsen berechnet die Kamera die Geschwindigkeit. Wenn das Fahrzeug bis auf 30 Meter herangekommen ist, endet die Messung spätestens. Wer jetzt also merkt, dass hier eine Kamera am Straßenrand steht, braucht auch nicht mehr auf die Bremse zu treten. Es ist eh schon zu spät.
Wer das Tempo ordentlich einhält, muss auch nicht fürchten, dass danach Fotos von ihm irgendwo herumspuken. Das System speichert das erste Bild der Messung und das letzte. Nur wenn die vorgeschriebene Geschwindigkeit überschritten ist, werden die Bilder mit den anderen Daten zu dem Fall als Beweise gespeichert, erklärt Markus Biber von der Firma Leivtec. In allen anderen Fällen werden die gespeicherten Bilder sofort überschrieben. Die Beweisdaten werden dann auf die Computer der Stadt überspielt. Tagsüber arbeitet die Kamera mit dem vorhandenen Licht, bei Dunkelheit kann sie durch einen Blitz unterstützt werden.
Vorbeugen geht vor Abzocken
Oberbürgermeister Peter versicherte im Stadtrat, dass es der Stadtverwaltung jetzt nicht darum geht, möglichst oft die Autofahrer zu erwischen. Das Hauptziel ist laut Peter die Vorbeugung. Die Fahrer sollen von vornherein ordentlich unterwegs sein, weil sie wissen, dass mehr geblitzt wird. Einige Stellen, wo der Blitzer häufiger stehen wird, sind schon bekannt oder noch in der Diskussion. Stadtrat Armin Zienert (Linke) sprach das Problem an, dass im Molchgrund in Schmiedeberg die Fußgänger ohne Gehweg auf der Straße unterwegs sind und dort immer wieder Autos auch mit deutlich mehr als den innerorts erlaubten 50 Stundenkilometer unterwegs sind. „Das wäre eine Stelle, wo wir die neue Technik einsetzen können“, regte der Oberbürgermeister daraufhin an.
Öfter wird der neue Blitzer in Reinholdshain vor der Förderschule stehen. Auch dort ist die Straße eng, und es gilt ein Tempolimit auf 30 Stundenkilometer. Das war auch im vergangenen Jahr die Stelle, wo die von der Stadt beauftragte Privatfirma am häufigsten stand. Dafür gaben Hinweise von Bürgern den Anlass, informierte Hänchen. Auch vor der Grundschule in Reichstädt gilt tagsüber ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern, das bisher schon immer überwacht wurde.
Die Stadt rechnet unterm Strich mit einer Kostenersparnis durch die neue Technik. Selbst wenn man Punkte wie die regelmäßige Eichung und die Abschreibung einkalkuliert, müsste sich die Neuanschaffung in rund zwei Jahren rechnen, kalkuliert Hänchen. Dabei bleibt nur ein Unsicherheitsfaktor: das Verhalten der Autofahrer. Wenn die künftig alle vorschriftsmäßig unterwegs sind, geht das finanzielle Kalkül der Stadtverwaltung nicht auf. Dafür wäre jedoch ein Gewinn bei der Verkehrssicherheit erreicht, der für alle etwas bringt, aber nicht in Ziffern gefasst werden kann.
Kennen Sie Stellen im Stadtgebiet von Dippoldiswalde, wo Autos oft zu schnell unterwegs sind und öfter kontrolliert werden sollte? Die SZ erstellt eine Karte, wo die Stellen verzeichnet werden. Schreiben Sie uns eine Mail an [email protected] und berichten Sie auch, welche Erfahrungen Sie dort gemacht haben.
Die Vorschläge werden von uns in der Dippser Blitzer-Karte gesammelt.