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Wo es am häufigsten blitzt

Fast 8 000 Einschläge wurden 2015 im Kreis Bautzen gezählt. Das ist mehr als in vielen anderen Ecken Deutschlands.

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© Rico Löb

Jana Ulbrich

Kamenz. Ein Gewitter überm Pulsnitztal. Was für ein Himmelsspektakel! Im vorigen Jahr waren Blitz und Donner über dem Kreis Bautzen aber nicht sehr häufig zu beobachten: Genau 7 866 Erdeinschläge haben die Messstationen vom Blitz-Informationsdienst der Firma Siemens 2015 registriert – 3,29 Blitze pro Quadratkilometer sind das im Durchschnitt. Damit nimmt der Kreis Bautzen auf der Hitliste der am häufigsten von Gewittern heimgesuchten Regionen Deutschlands aber immerhin den zwölften Platz ein. Im Sachsen-Vergleich hat sich die Atmosphäre nur überm Erzgebirge und der Stadt Dresden noch dichter entladen.

© Grafik: Gernot Grundwald

„Dabei gab es im Jahr 2015 in Deutschland auffallend wenige Gewitter“, sagt der Leiter des Blitz-Informationsdienstes der Siemens AG, Stephan Thern. 2007 beispielsweise hatten die Messgeräte mehr als doppelt so viele Blitze registriert.

Schaut man sich die Verteilung der Gewitter in der Region allerdings genauer an, werden sehr große Unterschiede deutlich: Während in den Gemeinden im Westen des Kreises voriges Jahr mehr als sechs Blitzeinschläge pro Quadratmeter gezählt wurden – im Spitzenreiter-Ort Ottendorf-Okrilla sogar 8,65, so waren es im Süden nur einer bis zwei. Ist das Zufall?

Cocktail aus der Wetterküche

Unter den Top 100

2015 wurden auf dem Territorium des Kreises Bautzen genau 7866 Erdblitze registriert. Das waren im Durchschnitt 3,29 pro Quadratkilometer. Der Landkreis Bautzen schaffte es damit auf Platz 12 in der deutschlandweiten Häufigkeits-Hitliste.

2014 wurden im Kreis Bautzen sogar 3,7 Blitze pro Quadratkilometer gemessen. Damit schaffte es der Kreis bundesweit auf den 24. Platz.

2013 landete Bautzen unter den bundesweiten Top 100 nur im Mittelfeld. Mit 5,89 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer lag dafür der Kreis Görlitz auf Platz 2.

Quelle: Blitz-Informationsdient von Siemens

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„Im Grunde genommen, ja“, sagt Stephan Thern. Gewitter entstehen nicht über bestimmten Ortslagen, sondern in bestimmten Wettersituationen. Immer dann, wenn Kaltfronten und Warmfronten aufeinandertreffen, wenn große Temperaturunterschiede in den aufeinandertreffenden Luftmassen herrschen, wenn feucht-warme Luft vom Boden aufsteigt, mixt sich daraus ein Cocktail in der Wetterküche, in dem sich die Atmosphäre auflädt. Und möglicherweise mit Blitz und Donner wieder entlädt.

Es sind viele unterschiedliche Faktoren, die den Wettermix ausmachen, erklärt Stephan Thern. Gewitter können, müssen aber nicht zwangsläufig entstehen. Deswegen lassen sie sich auch nur außerordentlich schwierig vorhersagen. Aber die elektrischen Entladungen in der Atmosphäre, die wir als Blitz und Donner erleben, lassen sich zählen. Seit Jahren werden die Erdeinschläge über das Messnetz der Firma Siemens haargenau registriert.

Genutzt werden die Daten nicht nur für die Auswertung der Wetterverhältnisse und wissenschaftliche Studien zum Wetter und zum Klima, sondern auch zum Nachweis eines Blitzeinschlags im Schadensfall. Wer beispielsweise einen Versicherungsschaden nachweisen will, dem kann der Informationsdienst in Karlsruhe helfen.

Die meisten Gewitter entstehen im Sommer. Obwohl es gefühlt in diesem Sommer schon sehr viele gewesen sein müssen, winkt Stephan Thern ab. Trotz der heftigen Gewitter im Mai sind die bisherigen Werte von denen des Vorjahres noch weit entfernt, sagt er.

Unwetter nehmen zu

Bisher lassen die Messwerte der Blitzeinschläge auch keine verlässlichen Trendaussagen zu. „Es ist wirklich zum größten Teil Zufall, wo und wie stark ein Gewitter niedergeht“, sagt Stephan Thern. Wenn sich beispielsweise an einem Tag mit großer Hitze eine Kaltfront nähert, dann kann sich ein derart heftiges Gewitter entladen, bei dem allein über einem Ort schon mal zehn bis 20 Prozent der Blitzeinschläge des ganzen Jahres registriert werden. In diesem und dem nächsten Jahr kann also alles schon wieder ganz anders sein.

Dass die Region dennoch im bundesweiten Blitz-Atlas in der Regel stets weit vorn auftaucht, hat mit der geografischen Lage und der Topografie zu tun. Denn schließlich kann ja nicht alles Zufall sein: Tendenziell haben die Forscher ausgemacht, dass es im bergigen Süden häufiger gewittert als im flachen Norden. Auch der Klimawandel scheint einen Einfluss auf die Entstehung von Gewittern zu haben. Zwar hat sich im langjährigen Durchschnitt nicht die Häufigkeit, aber die Heftigkeit der Gewitter erhöht. Ablesbar ist das vor allem an der Zunahme der Starkregen und Unwetter mit Sturm und Hagelschäden.

www.siemens.com/blitzatlas