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Wo es im Landkreis am meisten regnet

Ist der ständige Regen eigentlich normal? Ja, sagen Meteorologen. Denn das Wetter bei uns verändert sich. Das hat Folgen.

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© Archiv/Claudia Hübschmann

Von Dominique Bielmeier und Jana Ulbrich

Meißen. Wenn Uwe Höhne auf seinen Bildschirm schaut, sieht er dasselbe, wie wenn er einen Blick aus dem Fenster werfen würde: Am frühen Mittwochnachmittag gibt es in der Region keine nennenswerten Niederschläge. Nur im Vogtland regnet es gegen 15 Uhr gerade, eine Menge von bis zu 10 Millimetern in 24 Stunden.

Als Chef des Landeshochwasserzentrums muss Höhne das Wetter genau im Auge behalten. Gäbe es einen Dauerregen, der in 24 Stunden 100 Millimeter Wasser bringen würde, könnte das für kleinere Gewässer wie die Triebisch nämlich schon Hochwassergefahr bedeuten. „So ein Regen ist zum Glück aber im Moment nicht vorhergesagt“, sagt Höhne. Und unsere Gewässer befänden sich aktuell sowieso nur im Mittelwasserbereich und darunter.

Weiter in die Zukunft blicken als die Meteorologen kann Höhne auch nicht. Das heißt: Die nächsten zwei Tage können einigermaßen treffsicher vorhergesehen werden, danach wird es ungenau. Auch wo ein Gewitter konkret niedergehen wird, lässt sich frühestens zwei bis drei Stunden vorher sagen. Treffsicherer ist dagegen der Blick in die Vergangenheit: Der Deutsche Wetterdienst warnt nicht nur vor aktuellen Unwettern, sondern führt auch Statistiken zum Beispiel über die Entwicklung der Temperaturen oder des Niederschlags. Und er kann dank insgesamt acht Messstationen in der Region auch konkrete Auskünfte über das Wetter im Kreis Meißen treffen – und so am ehesten die Frage beantworten, wo es in unserer Region denn am meisten regnet.

Ein Vergleich der durchschnittlichen Niederschläge in den Jahren 1981 bis 2010 mit dem vergangenen Jahr zeigt: In Coswig, Garsebach, Zehren, Heyda und Strauch hat es 2015 etwas weniger geregnet als im langjährigen Mittel, in Nossen sogar deutlich weniger (nur 78 Prozent). Etwas zu nass war es dagegen in Gröditz und Riesa-West. Schaut man sich die Werte der ersten sechs Monate in diesem Jahr an, ist kaum ein Unterschied zum Mittelwert des jüngeren Messzeitraums 2006 bis 2014 erkennbar. Nur Heyda und noch einmal Riesa-West lagen Ende Juni schon etwas über dem Regen-Durchschnittswert.

Tatsächlich ist bei der Entwicklung der Niederschläge in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten laut dem Wetterdienst keine Tendenz erkennbar. „Es wird immer mal Jahre geben, die extrem ausfallen“, sagt Kristin Hoffmann vom regionalen Klimabüro Potsdam des Deutschen Wetterdienstes. „Wenn man die einzelnen Jahre zusammenfasst und einen Mittelwert errechnet, wird es keine allzu großen Abweichungen geben.“

Deshalb ist die Aussage, dass das vergangene Jahr in unserem Landkreis etwas zu trocken war, nicht gleichzeitig ein Ausblick auf die nächsten Jahre. Und selbst die aufgezeichneten Daten der insgesamt acht Messstationen im Kreis sind eigentlich nur für den direkten Messort selbst gültig und nicht zwingend auf die gesamte Region anwendbar. Ein paar Hundert Meter von der Station entfernt kann es schon regnen, während dort kein Tropfen fällt.

Doch wie es beim Wetter oft ist: So viele Experten wie es dazu gibt, so weit gehen die Meinungen auseinander. So hat Andrea Hausmann, die beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und Geologie das Klima-Referat leitet, vor Kurzem auf SZ-Anfrage dazu erklärt: Es wird in Sachsen insgesamt trockener und wärmer. „Wir zählen bereits heute schon mehr Sommertage über 25 und mehr heiße Tage über 30 Grad als in den vergangenen Jahrzehnten“, sagt sie. „Ihre Anzahl steigt von Dekade zu Dekade kontinuierlich.“ Im Gegenzug sinkt im Winter – ebenso kontinuierlich – die Zahl der Frost- und Eistage mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Die Trends der Berechnungsmodelle seien inzwischen eindeutig.

Auch Uwe Höhne sagt, dass sich der Temperaturanstieg heute nicht mehr wegdiskutieren lasse. Dadurch wird es zwar eigentlich trockener, aber die Luft kann auch mehr Wasser aufnehmen, weshalb es örtlich vor allem in den Abendstunden mehr Gewitter geben kann und im Winter öfter Regen statt Schnee. „Solche Lagen, die wir in den letzten Monaten beobachtet haben, werden wir öfter sehen als früher“, sagt Höhne voraus. Vor allem für kleinere Gewässer müsse dadurch mit häufigerer Hochwassergefahr gerechnet werden. „Wir können nicht sagen, dass es größere Hochwässer geben wird – aber es wird mehr geben.“ Schon heute soll es übrigens weitergehen mit dem Niederschlag, am Freitag soll es dann sogar dauerhaft regnen. „Doch auch das“, sagt Höhne mit Blick in den Computer, „ist noch nicht hochwassergefährlich – zumindest aus heutiger Sicht“.