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Wo es noch ein bisschen Schlecker gibt

Tausende Drogerie-Artikel hat Regina Baier nicht im Regal stehen. Aber sie hat reagiert und sich breiter aufgestellt. Nur so kann sie in Roßwein überleben.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Roßwein. Lange Gesichter gab es Mitte 2012 auch in Roßwein, als deutschlandweit die Schleckermärkte schlossen. Die Kunden vermissten vor allem in den Kleinstädten ohne Alternativen das Angebot. Die Kommunen schrieben wie die Leisniger Handelsketten in der gesamten Republik an, um wieder einen Drogeriemarkt zu bekommen. Gelungen ist das in den seltensten Fällen. In Roßwein ist wenigstens ein Stück Schlecker erhalten geblieben. Seit 2014 verkauft Regina Baier in der ehemaligen Schlecker-Filiale an der Dresdener Straße ihr früheres Sortiment – und noch einiges mehr.

Auch Drogerieartikel. Die machen ungefähr ein Viertel des Angebotes aus. Anfänglich sei es schon schwer gewesen, den Kunden zu verdeutlichen, dass sie weder die frühere Auswahl des Drogisten noch dessen Preise erwarten können. Aber indes schätzten die meisten Kunden, dass sie im Ort überhaupt noch eine größere Auswahl an diesen Produkten haben – und zahlten dafür auch mehr. Denn noch teurer würden Shampoo und Co., wenn Interessierte in die Nachbarstadt fahren müssten. Mehrere Euro koste dann allein die Busfahrt. Eine Kundin, die das Gespräch hört, nickt und widmet sich wieder ihrer Geschenkesuche.

Mit Geschenkartikeln von Kerzen über Porzellan bis hin zu Kaffee-Spezialitäten, damit hat Regina Baier zunächst hauptsächlich gehandelt. Ihr Geschäft unweit des Brückenplatzes war klein. Nachdem sie dort das Hochwasser miterlebt hat, zog sie 2014 die Straße etwas weiter hoch – an einen flutsicheren und vor allem größeren Standort. Im ehemaligen Schleckergeschäft behielt sie eine Auswahl von Drogerieartikeln bei. Und in diesem Zuge erweiterte sie ihr Sortiment noch einmal, unter anderem um Parfümerie-Artikel. „Nur mit Angeboten in einem Bereich würde es nicht gehen“, gibt die Händlerin zu.

Der Mix kommt bei den Roßweinern offenbar gut an.

„Ich bin wirklich zufrieden mit der Resonanz“, sagt Regina Baier. Auch am neuen Standort ist sie ihrer Maxime treu geblieben, mit Manufakturen zusammenzuarbeiten. So ist ihr Pralinensortiment sozusagen handgefertigt. Auch die Schwibbögen, die jetzt wieder die Auslagen schmücken, kommen aus einer Traditionsfirma. Und sie sind auf Roßwein zugeschnitten. Denn eines der Motive zeigt das Rathaus von Roßwein. Im Vorjahr anlässlich der Wiedereinweihung der Oberschule war das Schulgebäude Motiv eines Kerzenständers.

Ans Aufhören denkt Regina Baier noch nicht, selbst wenn das schon in Roßwein erzählt wird. „Ich gehe noch nicht in Rente“, stellt sie klar. Sie ist froh, dass sie sich nach einem gesundheitlichen Rückschlag hinter den Ladentisch zurückgekämpft hat. Beim Gesundwerden hätten ihr auch die Arbeit und der Umgang mit den Kunden geholfen. Wie in den Vorjahren beteiligt sich Regina Baier am vierten Advent an dem Händleraktionstag in Roßwein. Und wie die meisten ihrer Nachbarn freut sie sich aufs Ende des Straßenbaus. Der hat vielen Roßweiner Händlern zugesetzt. Schön, dass sich trotzdem einige wieder zum Stammtisch treffen und gemeinsam überlegen wollen, wie sie Roßwein voranbringen können. Auch Regina Baier will beim nächsten Treffen wieder dabei sein.