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Wo Weihnachten zu Hause ist

Schloss Zuschendorf zeigt wieder eine Weihnachtsausstellung. Es ist eine Zeitreise mit Spielzeug und ganz besonderen Stücken.

Von Maximilian Helm
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Georg Brückner ist freischaffender Künstler. Zur Weihnachtsausstellung im Landschloss Pirna-Zuschendorf steuert er viele Stücke bei, besonders die riesige Modelleisenbahn.
Georg Brückner ist freischaffender Künstler. Zur Weihnachtsausstellung im Landschloss Pirna-Zuschendorf steuert er viele Stücke bei, besonders die riesige Modelleisenbahn. © Maximilian Helm

Weihnachten ist in Sachsen ein kurioses Fest. Kaum naht der Heilige Abend, werden die Weihnachtskisten vom Dachboden oder aus dem Keller geholt. Darin Nussknacker, Räuchermännchen, Schwibbögen, in vielen Fällen seit Generationen weitervererbt und unersetzlich. Oft sind diese Stücke handgefertigt, ein bisschen kitschig und sorgen gemeinsam mit dem Geruch von Räucherkerzen und einen Stück Stollen für dieses Gefühl, das sich am besten mit „heimelig“ beschreiben lässt.

Selbiges zieht sich auch durch die Weihnachtsausstellung auf Schloss Zuschendorf. Die Frage ist: Muss man sich eine Ausstellung anschauen, in der gezeigt wird, was ohnehin in jedem Wohnzimmer steht? Die Antwort: Ja, unbedingt! Denn diese Ausstellung präsentiert den ganzen pittoresken Charme der sächsischen Weihnacht so schön gestaltet, dass man sich nicht sattsehen kann. „Wir waren enttäuscht von den Weihnachtsausstellungen in der Region. Die waren häufig so kalt, so wenig festlich“, sagt Matthias Riedel, Vorsitzender des Schloss-Fördervereins. Er wollte eine erschaffen, die wirklich zeigt, wie Weihnachten in Sachsen ist. Damit hat der Verein vor neun Jahren begonnen. Am Dienstag wurde die inzwischen vierte Weihnachtsausstellung eröffnet.

Von Georg Brückner stammt auch ein Puppen-Schmuckladen, den er detailverliebt für seine Frau fertigte. 
Von Georg Brückner stammt auch ein Puppen-Schmuckladen, den er detailverliebt für seine Frau fertigte.  © Maximilian Helm

Die Besucher betreten das Schloss und finden sich in einem Meer aus Christrosen wieder. „Wir haben die wertvollste Blumensammlung in Sachsen“, betont Matthias Riedel. Betrieben wird der zum Schloss gehörende botanische Garten von der Technischen Universität Dresden, auch der 61-Jährige ist dort angestellt. Links und rechts führen Gänge in mittelalterliche Küchen, Apotheken und Gasträume, die ältesten Teile des Schlosses stammen aus dem 12. Jahrhundert. Dann geht es die Treppe hinauf, in das Herz der Ausstellung.

Mit etwas Glück kann man dort auf Georg Brückner treffen. Der hagere Mann mit dem schelmischen Grinsen ist einer der Hauptgestalter. Der gebürtige Leipziger ist inzwischen im Ruhestand, war freischaffender Künstler und hat in Schmiedeberg Holzgestaltung studiert. In einem langen Gang stehen seine Werke aufgereiht. Georg Brückner erschafft Puppenstuben mit beeindruckendem Detailreichtum. Da ist zum Beispiel ein kleiner Schmuckladen. Seine Frau klagte eines Tages darüber, dass sie keinen Ort zum Aufbewahren ihres Schmuckes wüsste. Brückner schuf daraufhin in über einem Jahr Arbeit den Juwelierladen. Er schnitzte Schränke, Vitrinen, setzte aus Teppichschrauben einen kleinen Kronleuchter zusammen und versah die Türen mit winzigen Scharnieren. Ein anderes Stück ist eine kleine Galerie mit Wendeltreppe, in die Brückner Miniatur-Gemälde aufgehangen hat, die ihm befreundete Künstler zur Verfügung gestellt haben. An dünnen Sehnen sind die Bilder an den kleinen Wänden aufgehängt, die Konstruktion ist komplett funktionstüchtig, sogar das Dach lässt sich öffnen.

Die Ausstellung lässt Raum für Spielerei und Fantasie. Da passt auch das diesjährige Thema, Spielzeug. „Es geht um den Spielzeugverleger Max Hetze“, sagt Matthias Riedel. „Sein Unternehmen hat über 100 Jahre bis 1989 existiert und große Verdienste darin, die Seiffener Schnitzkunst in der Welt bekannt zu machen.“ Ein ganzer Raum ist ihm gewidmet. Man erfährt nicht nur, wie die Herstellung von Spielzeug in den erzgebirgischen Heimwerkstätten ablief, sondern bekommt Einblick in Geschäftsbücher, Briefe, Verpackungen und Spielzeugtrends der letzten 100 Jahre, alles Originale. Die Stücke sind Leihgaben von den Nachkommen der Spielzeugverleger.

Schloss-Fördervereinschef Matthias Riedel hat Brückner vor einigen Jahren als Restaurator angeheuert.
Schloss-Fördervereinschef Matthias Riedel hat Brückner vor einigen Jahren als Restaurator angeheuert. © Maximilian Helm

Über Kontakte wie diese kommt Matthias Riedel zu den meisten seiner beeindruckenden Stücke. Private Sammler, die er über die Jahre kennengelernt hat, leihen sie aus. Das ist auch der Grund, weshalb die Weihnachtsausstellung bereits am 16. Dezember endet. „Die Sammler wollen ihre schönsten Stücke natürlich an Heiligabend bei sich zu Hause haben.“, sagt Riedel und lacht. Doch nicht alle Ausstellungsstücke sind gestiftet. Einige haben die Organisatoren selbst gebaut. Wie ein Karussell, das in der Freizeit neben der Ausstellungsplanung entstand, oder die riesige Modelleisenbahn, die auch Georg Brückner gestaltete. „Dort halten sich die Leute immer besonders lang und gern auf.“ Schließlich lässt sich mit unzähligen Transformatoren so ziemlich alles daran bewegen, von den Zügen bis hin zum kleinen Sägewerk.

Wegen dieser Details hat die Ausstellung inzwischen viele Fans. Die Veranstalter rechnen mit 5 000 bis 7 000 Besuchern. „Wir veranstalten das nur alle drei Jahre. Und manchmal sind Leute regelrecht enttäuscht, wenn sie kommen wollen und sich noch ein Jahr gedulden müssen“, sagt Riedel. Die Ausstellung hat täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

www.kamelienschloss.de