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Wohnen im Lebensgarten

Die Stolpenerin Heike Gestring arbeitet an einem besonderen Vorhaben. Mit dem will sie Menschen zusammenbringen.

Von Anja Weber
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Ein Grundstück für das Wohnprojekt hat die Investorin bereits gekauft.
Ein Grundstück für das Wohnprojekt hat die Investorin bereits gekauft. © Foto: privat

Warum müssen viele Menschen ins Pflegeheim, egal ob älter oder behindert? Dieser Frage hat sich die Stolpenerin Heike Gestring gestellt. Sie ist der Meinung, dass dies nicht sein muss und dass beim Stichwort Inklusion niemand weghören, sondern eher über die Integration nachdenken sollte. Und genau das hat die Stolpenerin getan, übrigens schon zum wiederholten Mal.

Als erstes Großprojekt hatte sie gemeinsam mit ihrem Mann die ehemalige Bildungsstätte am Schafberg in Stolpen gekauft. Die wurde zum Familien-, Freizeit- und Beratungszentrum Gogelmosch-Haus umgebaut. Betreiber ist hier der Gogelmosch-Verein. Gleichzeitig hat hier der Kindergarten „Kleine Weltentdecker“ sein Domizil gefunden. Dort geht es um „gemeinsam statt einsam“.

Jetzt hat Heike Gestring eine neue Idee für ein Großprojekt entwickelt. Ihr geht es dieses Mal ums gemeinsame Wohnen. Ihre Idee heißt: „Lebensgarten-Pilotprojekt im ländlichen Raum“. Im Mittelpunkt soll das individuelle Miteinander stehen, in welchen das Wohnen und das tägliche Miteinander, die Unterstützung von Jung und Alt, Familien und Einzelpersonen in alltäglichen Situationen in den Vordergrund rücken. Ihre Bewohner sollen nicht nur ältere Menschen, sondern beispielsweise auch Familien mit behinderten Familienmitgliedern sein. Dafür will sie die Wohnungen entsprechend ausstatten lassen.

Das Konzept steht. Ein Grundstück hat sie in der Nähe der Kirche in Stolpen-Altstadt erworben. Nun sucht sie nach Mitstreitern, Unterstützern und auch nach Fördermittelgebern, die gemeinsam mit ihr das Projekt umsetzen wollen. Für die Studie hat sie einen Zuschuss über das Leader-Förderprogramm erhalten. „Der Bedarf ist auf jeden Fall da. Ich hätte das ganze schon zu 90 Prozent vermietet“, sagt sie. Weitere Anfragen liegen auf dem Tisch.

Das Projekt könnte neun bis zehn verschiedene Wohneinheiten umfassen und dabei generationsübergreifend, ökologisch, nachhaltig und in großen Teilen auch barrierefrei gestaltet sein. Passend zum ländlichen Charakter der Umgebung strebt sie einen Neubau im Stil eines Vierseithofes an. Dabei soll es sich um ökologische Holzhäuser handeln. Die Gesamtanlage soll das Miteinander der Bewohner fördern, indem gemeinsam nutzbare Räume entstehen, die zum Beispiel für ärztliche Behandlungen oder für Zusammenkünfte genutzt werden können.

Auch auf den Freiflächen sollen Angebote entstehen, die das Miteinander fördern. Möglich wären aus ihrer Sicht ein Gemeinschaftsgarten, ein rollstuhlgerechtes Wegenetz oder Spielmöglichkeiten. In der Region selbst gibt es solche Wohnformen bisher nicht. Heike Gestring beschreitet Neuland. Doch sie glaubt, dass dies durchaus von Erfolg gekrönt sein könnte. „Das Pilotvorhaben soll beispielhaft für neue gemeinsame Strukturen im Zusammenleben im ländlichen und städtischen Raum sein, unabhängig vom betreuten Wohnen oder Seniorenheimen“, sagt die Stolpenerin.

Diese Wohnform soll Vereinsamung verhindern. Sie weiß aber auch, dass das finanzielle Risiko nicht kalkulierbar ist, da in solch einem „Lebensgarten“ die Mieteinnahmen nicht besonders hoch sein werden, da die meisten Bewohner aufgrund ihrer Lebenssituation schon finanziell belastet seien. Dazu kommt, dass barrierefreies und nachhaltiges Bauen höhere Kosten erzeugen. „Daher könnte dieses Vorhaben einerseits einen gemeinnützigen Charakter bekommen, zum Beispiel in Form einer gGmbH, und andererseits wird ohne Fördermittel das Ganze nicht umzusetzen sein“, sagt Heike Gestring. Trotz einiger Hürden, die sicherlich vor ihr stehen, würde ihr der Lebensgarten am Herzen liegen. Zunächst einmal wird das bestehende Haus in Angriff genommen und behindertengerecht ausgebaut.