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Wohnen in Dresden wieder teurer

Der neue Mietspiegel zeigt, wo es besonders kostspielig wird. Nutzer können ihre Wohnlage ermitteln.

Von Kay Haufe
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Im Haus am Schauspielgarten sind Ein- bis Fünfraumwohnungen fertig geworden. Die Kaltmieten betragen über zehn Euro.
Im Haus am Schauspielgarten sind Ein- bis Fünfraumwohnungen fertig geworden. Die Kaltmieten betragen über zehn Euro. © René Meinig

Singles und große Familien müssen in Dresden fürs Wohnen besonders tief in die Tasche greifen. Das ist eine Erkenntnis des neuen Mietspiegels, der ab 1. Januar 2019 für zwei Jahre gilt. So sind für kleine Wohnungen mit einer Fläche unter 40 Quadratmetern und für große mit über 85 Quadratmetern höhere Mieten zu zahlen als für solche in mittlerer Größe.

„Der Mietspiegel 2019 bildet die Dynamik am Dresdner Wohnungsmarkt ab“, sagte Sozialbürgermeisterin Kristin Klaudia Kaufmann (Linke). Insgesamt ist die ortsübliche Vergleichmiete seit 2016 um 6,4 Prozent von 6,09 auf 6,48 Euro angestiegen. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 betrug sie noch 5,01 Euro. Immerhin zeigt die jetzige Zahl eine leicht abgeschwächte Entwicklung zu 2016, als der Anstieg bei 6,8 Prozent lag. Doch der Dresdner Wohnungsmarkt ist angesichts der wachsenden Bevölkerungszahl angespannt. Deshalb muss dieser Durchschnittswert differenziert betrachtet werden.

© Stadt Dresden/mja

Lagen in der letzten Erhebung für den jetzt noch gültigen Mietspiegel, bei dem die am 1. April 2016 gezahlten Mieten abgefragt wurden, noch fast 14 Prozent der Wohnungen bei Mieten von unter 4,99 Euro pro Quadratmeter, sind es heute nur noch sieben Prozent. Auch der Anteil der Wohnungen mit Mieten zwischen fünf Euro und sechs Euro sank von über 34 auf 28 Prozent. Dagegen gibt es mehr Wohnungen mit Mieten von über acht Euro pro Quadratmeter. Ihre Zahl stieg von fünf auf fast zehn Prozent. Den höchsten Preisanstieg gab es für nach der Wende bis 2009 gebaute Wohnungen. Die durchschnittliche Miete liegt hier bei 7,28 Euro pro Quadratmeter. Dagegen zahlen Mieter, deren Wohnungen zwischen 1946 und 1990 entstanden sind, nur durchschnittlich 6,02 Euro. Die Sozialbürgermeisterin sieht die Aufgabe städtischer Wohnungspolitik vor allem darin, Angebote für Haushalte mit geringem Einkommen zu sichern. Dafür sei auch Hilfe vom Freistaat nötig, zum Beispiel durch Fördermittel für den Bau von Sozialwohnungen.

Nur Mieter mit neuem Vertrag

Für den neuen Mietspiegel wurden rund 2300 Mieter mündlich über ihre Wohnung und die Höhe der zum 1. April 2018 gezahlten Miete befragt. Ausgewählt wurden aber nur Personen, die einen neuen Mietvertrag haben oder die in den letzten vier Jahren eine Mieterhöhung hatten. Eine Praxis, die nicht unumstritten ist. Wer bereits länger zur selben Miete in einer Wohnung wohnt – und damit das Niveau des Spiegels senken könnte – dessen Daten fließen nicht in die Statistik ein. Das schreibe aber der Gesetzgeber so vor, sagte Daniel Hofmann, der Geschäftsführer des Instituts Gewos, das die Daten erhoben und nach wissenschaftlichen Methoden ausgewertet hat. Neben Einzelpersonen stellten auch Wohnungsunternehmen wie die Vonovia oder Dresdner Genossenschaften weitere 1 700 Datensätze bereit. Die kommunale Statistikstelle begleitete die Erhebung und Auswertung der Daten.

„Für uns wird es zunehmend schwerer, Personen für die Befragung zu gewinnen, weil der Mietspiegel als etwas Schlechtes wahrgenommen wird, das dazu dient, die Miete zu erhöhen“, sagte Gewos-Projektleiterin Jennifer Wiltshire. So musste der Befragungszeitraum von März bis Juni 2018 um sechs Wochen verlängert werden. Dies sei aber nicht nur in Dresden so, sondern ein bundesweiter Trend.

Vergleichsmiete genauer ermittelt

Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann sagte stattdessen, dass der Mietspiegel mit der ortsüblichen Vergleichsmiete dazu diene, Mieterhöhungen in bestehenden Verträgen zu begrenzen. Er sei Informationsquelle und Ordnungsrahmen für die Mietvertragsparteien und wurde in der Projektgruppe Mietspiegel sowohl von den Interessenvertretern der Vermieter als auch der Mieter anerkannt.

Erstmals beinhaltet der Mietspiegel 2019 nicht mehr die bekannte Tabelle, sondern basiert auf der sogenannten Regressionsmethode. Mit dem bundesweit anerkannten Verfahren könne die ortsübliche Vergleichsmiete genauer hinsichtlich der Wohnfläche und des Alters von Wohngebäuden ausgewiesen werden, so Kaufmann. Mit dem bewährten Online-Tool lasse sich ab 1. Januar 2019 die eigene Vergleichsmiete in wenigen Schritten ermitteln. Zudem gibt es darin erstmals eine adressgenaue Wohnlagekarte.

Die Dresdner Vonovia-Regionalchefin Bettina Pansa sagte zur Vorstellung des neuen Mietspiegels, dass sich ihr Unternehmen auf dieser Grundlage ansehen will, wo Mieterhöhungen möglich sind.

Den Mietspiegel finden Sie auf der Website der Stadt.