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Wohnglück im Volkshaus

Erika Meyer und Richard Werner haben ein neues Zuhause in einem der markantesten Gebäude Riesas gefunden.

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© Lutz Weidler

Von Dörthe Gromes

Riesa. Gerade mal anderthalb Jahre liegt der Einzug von Erika Meyer und Richard Werner ins frisch sanierte Volkshaus zurück. „Damals war hier noch eine totale Baustelle“, erinnert sich die Rentnerin Erika Meyer, die viele Jahre als Taxifahrerin in Riesa unterwegs war. „Dafür konnten wir bei der Wohnungsausstattung mitreden“, fügt ihr Lebensgefährte Richard Werner hinzu. Auch heute wird in Teilen des Hauses noch immer gebaut. „Mit der Zeit haben wir uns daran gewöhnt“, meinen beide schmunzelnd.

Es dürfte in Riesa kaum ein breiteres Treppenhaus geben als im Volkshaus.
Es dürfte in Riesa kaum ein breiteres Treppenhaus geben als im Volkshaus. © Sebastian Schultz
Lange Zeit war das Haus ein Schandfleck, nun ist es fast fertig saniert.
Lange Zeit war das Haus ein Schandfleck, nun ist es fast fertig saniert. © Sebastian Schultz

Wichtiger ist ihnen der Komfort, den ihnen die nagelneue Wohnung bietet. Sie weist einen ungewöhnlichen Schnitt auf, da sie quasi über die innere Hausecke führt. Kommt man zur Tür herein, liegt linker Hand das geräumige Wohnzimmer, während rechter Hand die Küche abzweigt. Die wiederum führt als Durchgangsraum über Eck zu zwei kleineren Zimmern. Bis auf die Küche liegen alle Fenster zum begrünten Innenhof hinaus. „Deshalb ist es hier trotz der stark befahrenen Breitscheidstraße sehr ruhig“, erzählt Erika Meyer.

Die beiden lieben es farbenfroh. So sind die Küchenarbeitsplatte und das Wanddekor in einem intensiven Rot gehalten. Im Wohnzimmer hingegen dominieren erdige Gelbtöne. Dort sticht vor allem die ausladende, gelbe Ledercouch hervor.

Die Dame des Hauses hat eine Vorliebe für ausgesuchte Dekogegenstände. So hängen gleich an mehreren Stellen filigrane Metallblumen an den Wänden. Außerdem gibt es etliche große Kunstblumensträuße, die wirkungsvoll in der Wohnung platziert sind. Die Einbauten in Bad und Küche sind hochwertig und elegant. „Als wir eine Wohnung suchten, um endlich zusammenzuziehen, wollten wir es eben nicht nullachtfünfzehn haben“, sagt die lebensfrohe Riesaerin. Zufällig lief sie damals ihrem alten Bekannten Lutz Steinchen über den Weg. Der Riesaer Unternehmer hatte das Volkshaus 2012 von der Stadt gekauft und ließ es sanieren.

Zuvor war dieser Teil des Volkshauses lange Jahre ein Schandfleck im Stadtbild gewesen. Nun sieht es so aus, als würde die bewegte Geschichte des markanten Gebäudes zur Ruhe kommen. Erbaut wurde das Haus 1929/30 im damals modernen Bauhausstil im Auftrag der GEWOG-Dresden. Die Gesellschaft stand der SPD nahe und wollte erschwingliche Wohnungen für das arbeitende Volk schaffen. Architekt war der Österreicher Hans Waloschek, der zuvor schon die Großsiedlung Dresden-Trachau realisiert hatte. Das Volkshaus Riesa sollte sein Meisterwerk werden.

Zunächst beherbergte das Gebäude preiswerte, aber qualitativ hochwertige Wohnungen, außerdem Büros, Veranstaltungsräume sowie ein Restaurant und ein Café. Doch schon 1933 übernahmen die Nationalsozialisten das Volkshaus und inhaftierten dort politische Gegner. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es jahrzehntelang als Kaserne der Sowjetischen Armee.

Alles zu Fuß erreichbar

Heute ist neben den Wohnungen, die alle per Aufzug erreichbar sind, auch eine Zahnarztpraxis im Haus angesiedelt. Im Erdgeschoss ist Platz für einen großen Laden. „Da haben wir bald alles zusammen“, scherzt Richard Werner, der momentan noch zur Arbeit Richtung Freiberg pendelt.

Das reiselustige Paar hat zudem die zentrale Lage des Volkshauses überzeugt. „Von hier können wir alles zu Fuß erlaufen. Das ist wichtig, wenn wir im Alter mal nicht mehr so mobil sein sollten“, sagt Erika Meyer. Sie sei „richtig verliebt in die Wohnung“, fügt sie hinzu.

Wohnen Sie auch „anders“? Dann melden Sie sich bei uns in der Lokalredaktion Riesa: [email protected] oder telefonisch unter 03525 72415715. Ihr Wohnort spielt dabei keine Rolle. Wir freuen uns!