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Wohnungsbau floriert

Mehrfamilienhäuser liegen wieder im Trend. Sie entstehen nicht nur in der Innenstadt.

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© Norbert Neumann

Von Bettina Klemm

Jede Lücke in den Wohngebieten ist Bauland. Zumindest drängte sich dieser Eindruck im vergangenen Jahr auf. In Dresden wurde kräftig gearbeitet. Die Zahl der Bauanträge, die bis zum 21. Dezember bei der Bauaufsicht in Dresden eingingen, war mit 1 368 exakt so groß wie im Vorjahreszeitraum. Allerdings, so sagt Chefin Ursula Beckmann, handelte es sich besonders beim Wohnungsbau um größere Vorhaben mit deutlich mehr Wohnungen als früher. „Im Jahr 2007 hatten wir keinen einzigen Antrag für Geschosswohnungsbau. Das hat sich völlig verändert. Der läuft jetzt wie verrückt“, sagt sie.

In den letzten Tagen von 2015 herrschte in ihrem Amt nochmals Andrang. Weil ab 2016 neue Vorschriften für den Energieverbrauch der Häuser gelten, haben 40 Bauherren die Anträge noch mit dem Eingangsjahr 2015 abgegeben.

Im Mehrfamilienwohnungsbau, aber auch im Einfamilienhausbau, sind besonders regionale Bauträger aktiv. Zehn von ihnen haben sich als „Stadtgestalter Dresden“ unter dem Dach des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Mitteldeutschland (BFW) zusammengeschlossen. Sie versuchen so, gemeinsam die Bedingungen für den Wohnungsbau zu verbessern. „Dresden ist eine wachsende Stadt, damit steigt auch die Nachfrage nach Wohnraum“, sagt Steffen Bieder.

Der BFW-Geschäftsführer geht davon aus, dass mindestens 2 500 Wohnungen jährlich nötig sind, um der Nachfrage gerecht zu werden. „Damit das erreicht werden kann, appellieren die Stadtgestalter an Stadtrat und Verwaltung, alles für ein zügiges Baurecht zu tun. Das ist die beste Förderung für einen jeden Investor, bedarfsgerecht und kostengünstig Wohnungen zu schaffen“, erklärt Bieder.

Nach seiner Aufstellung haben die Stadtgestalter Dresden 2015 überall ihre Spuren hinterlassen. So errichteten zum Beispiel die Baywobau Dresden etwa 100 Wohnungen im Heidepark und im Dr.-Lahmann-Park, die Gamma-Immobilien stellte 154 und die USD-Immobilien 168 Wohnungen fertig. 50 Wohnungen wurden bei der TreuWoBau AG übergeben. Die Unternehmen HBH Immobilien und Aktiva Bauträger brachten 45 beziehungsweise 31 Wohnungen auf den Dresdner Markt.

Die Firma Max Wiessner hat 21, die Elbe-Bau Dresden 25 und Columbus Bau 18 Wohnungen übergeben. Zu den großen Wohnungsbauern in Dresden zählt die Projektgesellschaft „Wohnen am Alaunpark“. Geschäftsführer Manfred Kaiser konnte 110 Wohnungen vollenden. Derzeit ist er mit einem dritten Bauabschnitt in der oberen Neustadt aktiv. An der Lößnitzstraße errichtet er einen Seniorenpark mit 52 Wohnungen. So wie Manfred Kaiser haben auch alle anderen Stadtgestalter jeweils mehrere Projekte für dieses Jahr begonnen oder vorbereitet.

In diesem Jahr wird es besonders im Stadtzentrum reichlich Umzüge geben. Neben den regionalen Stadtgestaltern sind Projektentwickler und Investoren aus anderen deutschen Städten sowie dem Ausland aktiv. So werden derzeit die Gerüste an dem großen Wohnkomplex Prager Carrée der Revitalis Real Estate am Wiener Platz abgebaut. 244 Mietwohnungen stehen ab Frühsommer bereit. Merkur heißt ein neues Wohn- und Geschäftshaus an der Wallstraße mit 64 Wohnungen. Es wird von der Baywobau und der tschechischen CTR-Gruppe geschaffen. Letztere wird in diesem Jahr auch seine 190 neuen Wohnungen gegenüber vom Zwinger verkaufen beziehungsweise vermieten.

Auf der Fläche daneben baut die Saal GmbH ihr „Palais im Herzogin Garten“ mit 105 Wohnungen. Zum größten Bauherren in der Stadt ist die CG-Gruppe aufgestiegen. Mit zwei Projekten ist sie am Postplatz dabei. An der Stelle der historischen Oberpostdirektion entsteht ihre Residenz am Postplatz mit 240 Wohnungen und am einstigen Fernmeldeamt wird ein Neubau mit 196 Appartements errichtet. In diesem Jahr will die CG-Gruppe auch auf der großen freien Fläche am Neumarkt beginnen. Weitere Projekte sind die Königshöfe am Palaisplatz, Weißeritz-Gärten an der Cottaer Straße sowie das Löbtau Carré. Baywobau und CTR-Gruppe setzen an der Wallstraße ihren Wohnungsbau fort. Abgerundet wird der Komplex durch ein markantes Gebäude der Investoren von Fay-Projects.

Auch in diesem Jahr wird in Dresden kräftig gebaut: Neben dem Wohnungsbau wurden Sporthallen, Hochschulgebäude und medizinische Zentren genehmigt. Ursula Beckmann blickt zufrieden auf die Arbeit ihrer 88 Mitarbeiter. Sie wirbt um Verständnis. Es gebe Bauprojekte, wie im Dr.- Lahmann-Park, da seien 35 Nachträge und Arbeitsschritte keine Seltenheit. In solchen Fällen sei es logisch, dass die Bearbeitung mehr Zeit in Anspruch nehme. 2015 landeten auf ihrem Tisch 354 Widersprüche, das waren 52 weniger als im Jahr zuvor.