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Wohnzimmer mit DDR-Charme

In der Bautzener Goschwitzstraße eröffnete ein junger Gastronom jetzt ein etwas anderes Lokal. Nur eine Kleinigkeit fehlt noch.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Auf der Goschwitzstraße haben Hungrige und Durstige die Qual der Wahl. Hier sind ganz unterschiedliche Lokalitäten ansässig, die nahezu jeden Geschmack und jeden Geldbeutel bedienen: Vom Asia-Imbiss bis hin zum feinen Restaurant im neuen Hotel. Ein Bautzener Gastronom fügte jetzt der Palette einen weiteren Farbtupfer hinzu. Henry Walter eröffnete im Haus Nummer 29 sein „Wohnzimmer“ genanntes Café.

Wer die Lokalität betritt, fühlt sich sofort in eine Wohnstube mit dem Charme aus DDR-Zeiten versetzt. Eine große, aber nicht protzige Anbauwand nimmt den Eingangsbereich ein. Davor platziert sind kleine Tische mit den für die 1960er-Jahre typischen Schalenstühlen. Ein Satz dieser Stühle stammt von Henry Walters Großeltern, die anderen aus Sammlerhand. Ostalgisch gestimmte Gemüter werden sich auch über die alten Röhrenradios und den Sternrecorder freuen, die noch voll funktionstüchtig sind.

Mit ostalgischem Touch

Den Hauptteil des Gastraums nimmt die große Bar ein, von der aus Henry Walter hauptsächlich Getränke serviert. Denn sein „Wohnzimmer“ versteht sich auch als Bar. So mixt er verschiedene Cocktails mit und ohne Alkohol, darunter auch welche mit ostalgischem Touch. Im Angebot sind aber auch Wein, Bier, Cola und Tee sowie unterschiedliche Kaffee-Getränke. Zum Kaffee gibt es selbst gebackene Cupcakes und Kuchen aus einer kleinen Bautzener Bäckerei. Im hinteren Bereich des langgezogenen Gastraumes richtete Henry Walter eine Raucher-Lounge ein, die räumlich völlig abgetrennt ist. Altertümliche Fenster, die Henry Walter eigenhändig abgeschliffen hat, geben den Blick hinein und hinaus frei. Die Wände sind mit Plattencovern geschmückt, und es gibt ein Dartspiel. Ein Plattenspieler soll auch noch angeschafft werden.

Gegenüber der Bar befindet sich eine schöne alte Tür, die aber verschlossen ist. Dort möchte der Gastronom ein Bücherregal einbauen, das mit Kinderbüchern bestückt werden soll. Es ist eine Reminiszenz an die Vergangenheit, denn in den Räumen war vor vielen Jahren die Kinderbibliothek untergebracht. Zuletzt standen sie einige Zeit leer, nachdem der Eisdealer in die Seminarstraße umgezogen war. „Ich habe alles grundhaft erneuert“, sagt Henry Walter.

Überwältigt von der Unterstützung

Vieles hat er als Laie selbst gemacht, aber es hätten ihm auch viele Freunde, Familienmitglieder und Bekannte hilfreich zur Seite gestanden, wofür er sehr dankbar ist. Die Toilettenanlage musste neu eingebaut, Wasser und Abwasser umverlegt und die Elektrik erneuert werden. Ältere Bautzener Kneiper hätten ihn mit Rat und Tat unterstützt. „Ich bin einfach überwältigt“, sagt der junge Gastwirt.

Da ein beauftragter Handwerker erkrankte, blieb eine Sache noch unerledigt, nämlich der Einbau der neuen Schaufensterfront. Dies soll auf alle Fälle noch in diesem Sommer erfolgen. Aber Henry Walter wollte mit der Eröffnung seines Lokals nicht so lange warten. Statt der jetzt unterteilten Scheiben soll es dann ein großes durchgehendes Glasfenster mit Thermoverglasung geben.

Das „Wohnzimmer“ bietet im Nichtraucherbereich 14 Plätze an den Tischen und zehn Plätze am Tresen. In der Raucher-Lounge ist Platz für 20 Gäste. Geöffnet ist täglich außer montags ab 13 Uhr. Schluss ist, wenn der letzte Gast gegangen ist. Während der Fußball-WM wird man im „Wohnzimmer“ auch die Spiele sehen können.