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Wolkenbruch flutet Choren

Nicht zum ersten Mal ist der Ort überschwemmt worden. Eine Straße ist unpassierbar. Grundstücke versinken in Wasser und Schlamm.

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© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Region Döbeln. Gegen 18 Uhr beruhigt sich am Freitagabend die Lage. Der Nossener Berg, der sich durch den Ortsteil Choren zieht und unter Wasser stand, ist wieder befahrbar. Doch links und rechts der Straße haben sich dort, wo noch kurze Zeit zuvor Wiesen waren, Seen gebildet. Einwohner, Feuerwehrleute und Helfer schippen vor den Grundstücken den Schlamm weg. Keller von Häusern müssen ausgepumpt werden. Kurz nach 16 Uhr hat das Unwetter mit einem leichtem Regen begonnen, der immer stärker wurde. Dann hagelte es.

Die Straße von Choren nach Rüsseina hat es etwa 100 Meter nach dem Ortsausgang weggerissen.
Die Straße von Choren nach Rüsseina hat es etwa 100 Meter nach dem Ortsausgang weggerissen. © André Braun
Die Kühe haben sich auf den höchsten Punkt der Weide gerettet. Die ist binnen kurzer Zeit zu einem See geworden.
Die Kühe haben sich auf den höchsten Punkt der Weide gerettet. Die ist binnen kurzer Zeit zu einem See geworden. © André Braun

102 Liter pro Quadratmeter Niederschlag sind in kurzer Zeit in Choren heruntergekommen. Die drei Bäche verwandelten sich in Ströme, rissen Mauern und die Straße nach Rüsseina weg, zerstörten Gärten und ließen Menschen verzweifeln.

Jana Friedel, die am Nossener Berg wohnt, hat wieder Wasser im Keller. Durch ihren Garten rauscht der Ketzerbach. „Der hatte in den letzten Tagen nicht einmal mehr Wasser“, so Jana Friedel. Sie hatte eine kleine Schutzmauer aus Steinen gebaut, doch die riss das Wasser mit sich. „Im Garten war gerade alles so schön, nun fange ich wieder von vorn an“, so die Chorenerin.

Noch schlimmer hat es Dietmar Melzer (59) erwischt. Er wohnt am Nossener Berg 2. Obwohl er versucht hat, seine Eingangstür mit Brettern und Sandsäcken zu schützen, sind das Wasser und der Schlamm ins Haus, die ebenerdige Wohnung und die Werkstatt gelaufen. „Das ist immer so, weil hier der niedrigste Punkt ist. Aber so schlimm war es noch nie“, sagte Melzer. Er freut sich über die vielen Helfer, die mit anpackten, um das Wasser und den Schlamm von seinem Grundstück zu bringen. Sie sind spontan aus Roßwein gekommen, um zu helfen. „Von unserem Kumpel ist ein Freund Feuerwehrmann. Der hatte uns informiert, dass hier Hilfe gebraucht wird. Da sind wir sofort losgefahren“, sagte einer der Helfer.

Die Feuerwehrleute pumpen das Nebengelass und das Haus aus. Sie wurden um 16.23 Uhr alarmiert. Ihr Einsatzleitfahrzeug steht vor dem Kulturhaus. Auch der Platz davor muss geräumt werden, weil Schlamm und Schotter dorthin gespült wurden. 37 Einsatzkräfte sind vor Ort. Einsatzleiter in Choren ist Andreas Riedel. Steffen Janasek ist in Döbeln. Er ist für die Koordination zuständig, falls der Einsatz der Feuerwehrleute noch an einem anderen Ort benötigt wird. Damit Fahrzeuge die Räumarbeiten nicht behindern oder die Helfer gefährden, ist die Straße nach Choren ab dem Stahlbau Lüttewitz gesperrt. Ruhig erklärt der Feuerwehrmann, warum es an dieser Stelle nicht weiter geht. Es kommt zu einem leichten Stau. Anders sieht das auf der Autobahn A 14 aus. Dort steht die Fahrbahn bei Hansens Holz komplett unter Wasser. In Gleisberg steht das Wasser in der Baustelle der neuen Brücke, hätte diese beinahe überschwemmt. Die Feuerwehr Roßwein war an der Bahnüberführung in Gleisberg im Einsatz.

Die Chorenerin Maren Scherzer wartet, bis das Wasser zurückgeht, damit sie sechs Fränkischen Landgänse retten kann. Sie kann nicht zu ihnen, weil ihr dann das Wasser bis zum Bauch reichen würde. „Ich muss warten. Aber die Gänse, die ich erst gekauft habe, müssen heute noch aus dem Gehege. Ich habe schon für eine Unterkunft gesorgt“, sagte die Geflügelzüchterin. Sie wohnt in der Nähe des Solgebaches. Auch der hat wieder alles mitgenommen, was es wegzureißen gab. So auch bei Familie Zschörnig. In ihrem Garten ist Land unter, Wasser steht im Keller.