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Ausgerechnet Ostdeutsche essen viel Gemüse

Eine aktuelle Umfrage zeigt sechs Trends beim Ernährungsverhalten der Deutschen.

Von Susanne Plecher
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Laut Umfrage kommt in den meisten Haushalten jeden Tag frisches Obst und Gemüse auf den Tisch.
Laut Umfrage kommt in den meisten Haushalten jeden Tag frisches Obst und Gemüse auf den Tisch. © dpa/Christin Klose

Berlin. Was nicht schmeckt, wird nicht gegessen – egal, wie gesund, zucker-, fettarm oder bio ein Nahrungsmittel ist. Darin sind sich die Deutschen einig - jedenfalls, wenn es nach dem am Mittwoch in Berlin vorgestellte Ernährungsreport der Bundesregierung geht. Dieser analysiert die Ess- und Einkaufsgewohnheiten analysiert. Für den Bericht hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa von Oktober bis November 1.000 Bürger befragt. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die Befragten nicht immer ganz ehrlich geantwortet haben.

1. Die Ostdeutschen essen mehr Obst und Gemüse

Neun von zehn Deutschen ist es demnach wichtig, dass ihr Essen gesund ist. Ein Großteil (71 Prozent) nimmt deshalb täglich Obst und Gemüse zu sich. Im Osten mit 80 Prozent viel häufiger als in den alten Ländern (69 Prozent). Wenig überraschend: Frauen greifen öfter zu Gesundem (80 Prozent) als Männer (62 Prozent). Generell nimmt der Hunger auf Grünzeug aber ab. So hatten im Ernährungsreport von 2015 noch 76 Prozent der Befragten angegeben, es täglich zu essen. Dafür greifen die Befragten nun lieber zu Milchprodukten. 64 Prozent sagen von sich, täglich Käse, Quark oder Butter zu verspeisen. Bei zwei Prozent kommt sogar jeden Tag Fisch auf den Tisch – viel mehr, als die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Zum ersten Mal wurde auch der Süßigkeitenkonsum abgefragt: Knapp ein Viertel nascht täglich.

2. Je jünger, desto größer sind Fleisch-Hunger und -Ekel

Bei jungen Leuten ist Wurst und Fleisch verpönt? Von wegen! 33 Prozent der 14- bis 29-Jährigen kommt keinen Tag ohne aus. Keine Altersgruppe isst so viel davon wie sie. Der Appetit auf Wurst und Fleisch nimmt aber kontinuierlich ab, je älter die Befragten werden. So gehört es nur noch für ein Fünftel der Generation Ü 60 auf den täglichen Speiseplan. Generell ist der Fleischkonsum seit der ersten Befragung 2015 um sechs Prozent auf 28 Prozent gesunken. Befragt nach seiner Leibspeise, gab allerdings jeder Dritte ein Fleischgericht an. Besonders beliebt sind Braten, Steak, Schnitzel und Gulasch. Nur ein Bruchteil der Deutschen (6 Prozent) verzichtet komplett auf Wurst und Fleisch, ein Prozent auf sämtliche tierischen Lebensmittel. Und auch hier führt die Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen die Tabelle an. Elf Prozent von ihnen ernährt sich vegetarisch, ein Prozent vegan. Für 95 Prozent der über 60-Jährigen kommt eine solche Ernährungsweise gar nicht in Frage.

Zwischen Ost- und Westdeutschland gibt es sichtbare Unterschiede: Im Osten essen nach eigenen Angaben - 43 Prozent täglich Fleisch und Wurst, im Westen nur 26 Prozent. 

Wenn's schnell gehen soll, darf es auch mal ein Fertigprodukt wie Tiefkühlpizza sein, sagt die Hälfte aller Befragten.
Wenn's schnell gehen soll, darf es auch mal ein Fertigprodukt wie Tiefkühlpizza sein, sagt die Hälfte aller Befragten. © dpa/Jens Büttner

3. Am liebsten unkompliziert

Etwa der Hälfte der Befragten ist es wichtig, dass sie ihr Essen einfach und schnell zubereiten können, vor allem den ostdeutschen Frauen. Insbesondere die 30- bis 44-Jährigen und Alleinlebenden legen darauf wert. „Fertigprodukte liegen daher weiterhin im Trend“, sagt Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU).

4. Rund die Hälfte der Rentner ändert die Ernährungsgewohnheiten

Viele Rentner nehmen sich im Ruhestand mehr Zeit zum Essen als vorher (52 Prozent) und kochen auch häufiger selbst (42 Prozent). Das heißt auch, dass sie seltener in ein Restaurant oder eine Kantine essen gehen. Mehr als jeder Dritte gibt zudem an, seltener zu Fertiggerichten zu greifen. Allerdings kaufen nach wie vor 54 Prozent der Rentner Industrie-Essen.

Produkte mit hohem Zuckeranteil verkaufen sich gut. Für Verbraucher ist es schwer, ihren Zuckerkonsum zu reduzieren.
Produkte mit hohem Zuckeranteil verkaufen sich gut. Für Verbraucher ist es schwer, ihren Zuckerkonsum zu reduzieren. © dpa/Franziska Gabbert

5. Viele wollen weniger Zucker und Fett in Fertiggerichten

Mehr als die Hälfte behauptet von sich, beim Einkauf auf Zuckermenge und Fettanteil zu achten. Dennoch sind fast die Hälfte der Frauen, sechs von zehn Männern und jedes siebte Kind in Deutschland übergewichtig. 84 Prozent der Befragten finden, dass Fertigprodukte zu viel Zucker enthalten. Sie wünschen sich eine Reduzierung, selbst wenn das Gericht dann nicht so süß schmeckt. Auch Transfette und Salz sollen, ginge es nach der Mehrheit der Befragten, reduziert werden.

Das bestätigt Kritiker der Bundesregierung, die an die Hersteller appelliert, freiwillig weniger Zucker, Fette und Salze zu verwenden. „Es reicht eben nicht, freundlich zu bitten, etwas weniger Zucker in ihre Produkte zu kippen – denn das sind nun einmal die Produkte, die sich am profitabelsten verkaufen lassen“, sagt Martin Rücker von Foodwatch.

6. Es gibt eine Kluft zwischen Bewusstsein und Verhalten

50 Prozent achten nach eigenen Angaben beim Einkaufen auf das Bio-Siegel. Der Bio-Anteil bei den Lebensmittel-Ausgaben lag 2017 allerdings unter sechs Prozent. Für Manfred Güllner vom Meinungsinstitut Forsa ist der Unterschied zwischen Antworten und Realität keine Überraschung. 50 Prozent geben zum Beispiel an, für ein Kilo Fleisch bis zu fünf Euro mehr zahlen zu wollen, wenn es besonders tierfreundlich produziert wurde, 22 Prozent wollen sogar bis zu zehn Euro mehr zahlen. „Wir wissen, dass das gesagt, aber nicht getan wird“, erklärte er. Zwischen Bewusstsein und tatsächlichem Verhalten gebe es eine Kluft. (mit dpa)

Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) stellte am Mittwoch den Ernährungsreport 2019 "Deutschland, wie es isst" vor.
Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) stellte am Mittwoch den Ernährungsreport 2019 "Deutschland, wie es isst" vor. © Britta Pedersen/dpa