Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Merken

Wurden Pirnas Taxis abgehört?

Eine Mietwagenkonkurrenz steht vor Gericht. Sie soll den Taxifunk belauscht und anschließend die Kunden weggeschnappt haben.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Alexander Müller

Die Taxigenossenschaft Pirna erhebt vor Gericht schwere Vorwürfe gegen ihre Mietwagenkonkurrenz. Die Funktaxi- und Mietwagenvermittlung Weichelt soll in mehreren Fällen den Sprachverkehr der Genossenschaft abgehört haben. „Und dann haben sie unsere Fahrten gemacht“, erklärt Andreas Urban, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft.

Den Fahrern sei aufgefallen, dass die Konkurrenz häufig früher angekommen sei. Die Kundschaft soll dann einfach in das Funktaxi gestiegen sein. Das allerdings ist oft teurer, da Mietwagen nicht an den Taxitarif gebunden sind. Für die Wartenden ist das aber kaum ersichtlich. Die Funktaxis der Firma Weichelt tragen in Pirna die gleiche hellgelbe Farbe wie die echten Taxis. Ein Fakt, der schon längere Zeit für Streit zwischen den Unternehmen sorgt (SZ berichtete). „Die Leute interessiert doch nicht, dass die hinten keine Ordnungsnummer kleben haben“, sagt Maik Umenhoffer, Fahrer der Genossenschaft.

Polizei entdeckt Funkscanner

Was die aktuellen Vorwürfe angeht, gibt es einen konkreten Hinweis. Die Polizei fand im vorigen Sommer einen Funkscanner in einem der Wagen des angeklagten Mietwagenunternehmens. Vor Gericht wollten sich die Beschuldigten gestern dazu selbst nicht äußern. „Der Scanner muss einem Fahrgast gehört haben“, sagt aber einer ihrer Rechtsanwälte Markus Funken. Die Existenz solcher Scanner sei nicht ungewöhnlich. „Viele hier betreiben die zum Spaß.“

Außerhalb des Gerichtssaals nahm jedoch auch der Mitangeklagte Jörg Weichelt gegenüber der SZ Stellung: „Es ist allgemein üblich, dass Kunden was vergessen oder regelrecht hinterlegen.“ Oft zum Beispiel auch Handys. Das passiere, wenn sie knapp bei Kasse seien. „Wir hoffen, dass die Sachen irgendwann wieder eingelöst werden.“ Jörg Weichelt kann auch nichts Anstößiges daran finden, dass Kunden einander weggeschnappt werden: „Wenn wir zu spät kommen, dann läuft das umgekehrt genau so.“ Er sieht sich einer Kampagne der Taxigenossenschaft ausgesetzt, die unliebsame Konkurrenz weghaben wolle.Das Gericht vertagte gestern die Verhandlung. Es will jetzt erst noch einen weiteren Zeugen von der Bundesnetzagentur vorladen.