Von Sandro Rahrisch
Auch Sandstein-Löwen müssen zum Zahnarzt – vor allem dann, wenn ihnen Vandalen einen Reißzahn herausgebrochen haben. Der Zahnarzt heißt an diesem Dienstagmorgen Jens Schrot, eigentlich ist er Steinbildhauer von Beruf. Für einen der vier Löwen im Sockel des Goldenen Reiters hat er in den letzten Tagen einen fünf Zentimeter langen Stiftzahn modelliert. Die OP dauert nur wenige Sekunden. „Draufstecken und festkleben, das war‘s“, sagt Schrot, der in vier Metern Höhe seine Hand ins Löwenmaul steckt. An sich sind weiße Zähne vorbildlich. Allerdings fällt die helle Prothese auf wie ein funkelnder Goldzahn. „Deshalb helfen wir etwas nach“, erklärt Restaurator Harald Fuchs. „Wir färben den Zahn mit schwarzem und braunem Pulver.“ Wie lange der alte Zahn schon fehlte, ist unklar. Fest steht nur, dass er nach 278 Jahren nicht aus Altersgründen herausfiel. „Da ist mit Sicherheit jemand hochgeklettert“, vermutet Fuchs. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Vandalen am Goldenen Reiter zu schaffen gemacht haben: Vor zwei Jahren fehlte plötzlich Augusts Schwert. Betrunkene hatten das Wahrzeichen nachts gestürmt und so stark an dem Schwert geruckelt, dass es schließlich abbrach. Mit der Trophäe auf der Schulter zogen die vier Männer zum Albertplatz, wo sie die Polizei in Empfang nahm. Das nächtliche Abenteuer kostete die Stadt rund 9.500 Euro.
Augusts Löwe bekommt neuen Zahn
Nur drei Wochen später brach ein Mann gleich alle vier Reißzähne eines Löwen ab, als er auf dem Reiterstandbild herumkletterte. Zwei Zähne fand die Polizei später in seiner Tasche. Er entschuldigte sich. Sein Angebot, den beiden Restauratoren bei der Reparatur zu helfen, lehnten diese ab. Diesmal sind die Kosten zumindest überschaubar. „Diesen kleinen Zahn haben wir aus Elbsandstein-Resten hergestellt“, sagt Bildhauer Jens Schrot. „Diese werfen wir normalerweise weg, wenn wir größere Denkmäler restaurieren.“