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Zastrow weckt die Hofewiese

Jahrelang herrschte Stillstand in dem Ausflugslokal in der Dresdner Heide. Jetzt will der FDP-Politiker und Unternehmer die Besucher mit Veranstaltungen anlocken.

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© Wllem gr. Darrelmann/Christian Juppe

Von Thomas Drendel

Dresden. Königliche Ausspanne, Gasthof, Vereinssitz: Die Tradition der Hofewiese in der Dresdner Heide reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. In den vergangenen Jahren allerdings machte das Haus vor allem wegen eines Streits Schlagzeilen. Die Stadt Dresden und der Nutzer des Hauses, der Erste Sachsenbund zu Dresden, lieferten sich Scharmützel vor Gericht um die rechtmäßige Eigentümerschaft. In der Zeit kümmerte sich kaum jemand um das Haus. Der zweistöckige Bau versank hinter Holunderbüschen und Brombeergestrüpp.

Die Geschichte der Hofewiese

Die Hofewiese - hier auf einer Postkarte um 1935 - hat eine lange und bewegte Geschichte.
Die Hofewiese - hier auf einer Postkarte um 1935 - hat eine lange und bewegte Geschichte.
Die Hofewiese wurde 1547 erstmals urkundlich erwähnt. 1804 kaufte der sächsische Kabinettsminister Graf Camillo Marcolini das Areal und ließ ein neues Haus errichten. 1828 übernahm König Anton von Sachsen das Gelände.
Die Hofewiese wurde 1547 erstmals urkundlich erwähnt. 1804 kaufte der sächsische Kabinettsminister Graf Camillo Marcolini das Areal und ließ ein neues Haus errichten. 1828 übernahm König Anton von Sachsen das Gelände.
1877 wurde dann die Schankkonzession erteilt. Die Postkarte stammt aus dem Jahr 1910.
1877 wurde dann die Schankkonzession erteilt. Die Postkarte stammt aus dem Jahr 1910.
So sah das Gelände der Hofewiese um 1930 aus.
So sah das Gelände der Hofewiese um 1930 aus.
Nachdem 1935 die Wettiner die Nutzungsrechte für die Hofewiese zurückerhielten, wurde das Gebäude erweitert. Hier hing man Jagdtrophäen und Gemälde auf - darunter auch diesen Stich von Canaletto.
Nachdem 1935 die Wettiner die Nutzungsrechte für die Hofewiese zurückerhielten, wurde das Gebäude erweitert. Hier hing man Jagdtrophäen und Gemälde auf - darunter auch diesen Stich von Canaletto.
Nach dem 2. Weltkrieg befand sich die Hofewiese als Ausflugsgaststätte zunächst in privatem Besitz. 1960 wurde die Ausflusgaststätte dann durch die DDR-Handelsorganisation (HO)  übernommen. Das Foto entstand 1984.
Nach dem 2. Weltkrieg befand sich die Hofewiese als Ausflugsgaststätte zunächst in privatem Besitz. 1960 wurde die Ausflusgaststätte dann durch die DDR-Handelsorganisation (HO) übernommen. Das Foto entstand 1984.
Nach der Wende  gab es um die Eigentumsverhältnisse Streit. Zwar öffnete die Hofewiese 1993 wieder als Ausflugslokal, doch im Jahr 2000 war Schluss.
Nach der Wende gab es um die Eigentumsverhältnisse Streit. Zwar öffnete die Hofewiese 1993 wieder als Ausflugslokal, doch im Jahr 2000 war Schluss.
Jahre nach dem Aus kaufte ein Investor das Anwesen. Die Stadt Dresden und der Nutzer des Hauses, der Erste Sachsenbund zu Dresden, lieferten sich Scharmützel vor Gericht um die rechtmäßige Eigentümerschaft.
Jahre nach dem Aus kaufte ein Investor das Anwesen. Die Stadt Dresden und der Nutzer des Hauses, der Erste Sachsenbund zu Dresden, lieferten sich Scharmützel vor Gericht um die rechtmäßige Eigentümerschaft.
Letztlich ging das Gelände in den Besitz der Stadt über - der Obergerichtsvollzieher lässt  die Hofewiese im März 2013 räumen.
Letztlich ging das Gelände in den Besitz der Stadt über - der Obergerichtsvollzieher lässt die Hofewiese im März 2013 räumen.
Neue Hoffnung: Der Dresdner Unternehmer und FDP-Politiker Holger Zastrow setzte sich mit einem Wiederbelebungs-Konzept gegen andere Bewerber durch, überzeugte erst die Stadtverwaltung, dann den Langebrücker Ortschaftsrat und schließlich auch den Verwaltungsausschuss des Dresdner Stadtrates.
Neue Hoffnung: Der Dresdner Unternehmer und FDP-Politiker Holger Zastrow setzte sich mit einem Wiederbelebungs-Konzept gegen andere Bewerber durch, überzeugte erst die Stadtverwaltung, dann den Langebrücker Ortschaftsrat und schließlich auch den Verwaltungsausschuss des Dresdner Stadtrates.
Im Mai soll nun zunächst ein Biergarten eröffnen.
Im Mai soll nun zunächst ein Biergarten eröffnen.

Jetzt wird der Schatz gehoben. Holger Zastrow, der neue Eigentümer des Hauses samt 10 000 Quadratmeter Grundstück, dirigiert eine Schar Bauleute mit Motorsägen in den Händen. „Das ist Wildwuchs, das kommt weg.“ Wie ein Geschenk am Weihnachtsabend packt er das Haus aus. „Erstaunlich, was da alles zutage kommt und wie viel Platz hier plötzlich ist.“

Doch nicht alles, was er entdeckt, dürfte ihm gefallen. Die Wände sind teils extrem feucht, Moos blüht an den Steinen. Im Keller steht das Wasser meterhoch. Innen ist das Haus demoliert. Elektro- und Wasserleitungen sind von den Wänden gerissen, Deckenbalken durchgebrochen. Dennoch, auf diesen Tag hat der Dresdner Unternehmer und FDP-Politiker Holger Zastrow lange gewartet und lange dafür gekämpft.

Er setzte sich gegen gut zwei Dutzend andere Bewerber durch, überzeugte erst die Stadtverwaltung, dann den Langebrücker Ortschaftsrat und schließlich auch den Verwaltungsausschuss des Dresdner Stadtrates mit seinem Konzept. Die Zustimmung kam aus allen Parteien. Das war ihm wichtig, um dem Vorwurf von Kungelei unter Freunden aus der Politik von vornherein zu begegnen. Das war im Sommer vergangenen Jahres. Dann zogen sich die Formalitäten hin. Kaufvertrag unterschreiben, Notartermin. „Jetzt ist endlich auch der Eintrag im Grundbuch erfolgt.“

Jetzt redet der neue Besitzer erstmals über seine Pläne. „Wir werden zunächst einen Biergarten einrichten,“ sagt Holger Zastrow. Er soll im Innenhof des Landgasthofes entstehen. „Mit Tischen und Stühlen für vielleicht 100 bis 200 Besucher.“ Wie der Ausschank organisiert wird, ist noch nicht ganz klar. Entweder nutzt der Wirt den bestehenden Imbissstand oder es werden spezielle Container aufgestellt. Das ist der leichter zu bewältigende Teil der Arbeit. Aufwendiger wird es, den Boden herzurichten. „Der ist sehr weich. Wahrscheinlich muss erst die obere Schicht runter. Dann können wir den Untergrund neu befestigen.“

Im Mai soll der Biergarten eröffnen. Auf den genauen Tag will sich Holger Zastrow nicht festnageln lassen. „Wir werden sehen, wie wir die Arbeiten bewältigen.“ Zunächst wird nur an den Wochenenden geöffnet. Von der Resonanz hängt dann ab, wie lange genau geöffnet ist. „Wir wollen die Hofewiese allmählich wieder bekannt machen. Die Älteren kennen sie als Gasthof noch, unter den Jüngeren muss sie sich noch herumsprechen.“ Aufmerksamkeit erreichen will Zastrow mit Veranstaltungen, kleinen Events, wie er sagt. Ihm schweben Maifeuer vor, Veranstaltungen zu Himmelfahrt, Auftritte von Holzkünstlern, auch eine Heideweihnacht kann er sich vorstellen. „In diesem Jahr feiern wir 500 Jahre deutsches Reinheitsgebot. Auch dazu könnte es ein Wochenende geben.“

Kindern will er ebenfalls etwas bieten. „Ich stelle mir einen kleinen Streichelzoo vor. Aus der Hofewiese soll ein Erlebnisgasthof werden. Wir wollen den Dresdnern oder Radebergern Anlässe schaffen, an denen sie sagen, da fahre oder wandere ich am Wochenende mal zur Hofewiese. Events, das können wir“, sagt Holger Zastrow mit Fingerzeig auf seine PR-Agentur Zastrow + Zastrow.

Ziel ist es, beide Standbeine miteinander zu verbinden. „Ich bin dabei, die Agentur noch deutlicher zu einer Eventagentur umzubauen. Davon soll die Hofwiese profitieren.“ Die Firma hat sich vor allem mit der Organisation von Weihnachtsmärkten einen Namen gemacht. Sie betreibt seit mehreren Jahren den Dresdner Striezelmarkt. Für sein Konzept erhielt er 2010 den Tourismuspreis der Dresdner Hotellerie. Außerdem managt er den Weihnachtsmarkt in Pirna sowie den Augustusmarkt, der zur Adventszeit auf der Dresdner Hauptstraße stattfindet. „Naturgemäß haben wir vor allem im Winter zu tun. Den Sommer über sind Kapazitäten frei. Die Hofewiese ist da eine gute Ergänzung.“

Hochzeiten, Geburtstage, Firmenfeiern und Wochenendbetrieb, dazu ein Hofladen mit regionalen Produkten – das ist es, was sich der Besitzer vorstellen kann. „Sicher ist: Ein normaler Landgasthof mit durchgehendem Betrieb die ganze Woche über wird es nicht werden. Das funktioniert nicht. Personeller Aufwand und Umsatz stehen in keinem Verhältnis.“