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Zittauer Gebirge: 2024 keine Trauung wegen Personalnot

Weil dem Standesamt Fachkräfte fehlen, schränkt Zittau nächstes Jahr die Angebote für Eheschließungen stark ein. Könnten die Gebirgs-Bürgermeister aushelfen?

Von Jana Ulbrich
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Das Zittauer Standesamt wird nächstes Jahr keine Eheschließungen im Zittauer Gebirge - wie hier 2020 im Salonwagen der Zittauer Schmalspurbahn - anbieten.
Das Zittauer Standesamt wird nächstes Jahr keine Eheschließungen im Zittauer Gebirge - wie hier 2020 im Salonwagen der Zittauer Schmalspurbahn - anbieten. © Archivfoto/Järschel-Fotografie

Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) hat es seinen Amtskollegen in den Gebirgsgemeinden dieser Tage schriftlich mitgeteilt: Weil das Standesamt Personalprobleme hat, können 2024 im Zittauer Gebirge keine Eheschließungen angeboten werden. Im Gebirge, das zum Zittauer Standesamtsbezirk gehört, sorgt diese Ankündigung für einigermaßen Verärgerung. Hochzeiten sind für Gastronomie und Beherbergungsbetriebe hier schließlich ein Wirtschaftsfaktor.

"Manche kommen extra von weither, um im Zittauer Gebirge zu heiraten", sagt Conrad Siebert. Der Oybiner Gemeinderat betreibt selbst ein Hotel im Kurort und weiß, wie beliebt Eheschließungen in der herrlichen Gebirgskulisse sind. Die Termine sind begehrt.

Im Oybiner Haus des Gastes haben sie erst dieses Jahr ein wunderschönes, neues Trauzimmer eingerichtet. 13 Paare haben sich seitdem schon an diesem besonderen Ort das Ja-Wort gegeben. Und das schöne Trauzimmer in Oybin soll nächstes Jahr leer stehen? Genauso wie der historische Eisenbahnwaggon der Schmalspurbahn auf dem Bahnhof in Bertsdorf, der extra für Trauungen eingerichtet wurde?

Leider wird das so sein, bestätigt Kai Grebasch, der Sprecher der Stadt Zittau. Auch wenn die Stadt auf ihrer Internetseite immer noch damit wirbt. Und nicht nur im Zittauer Gebirge, auch in der Stadt Zittau selbst werde es 2024 keine Eheschließungen an Außenstandorten geben. Sogar im Zittauer Standesamt selbst werden die Termine für Trauungen eingeschränkt und unter anderem nicht mehr an jedem, sondern nur noch an jedem zweiten Sonnabend angeboten.

Der Grund für diese Entscheidung: Dem Zittauer Standesamt fehlt Fachpersonal. "Mit derzeit drei Standesbeamtinnen und einer Verwaltungskraft ist das Amt derzeit nicht voll besetzt und vertritt seit Anfang Oktober auch ersatzlos eine Mitarbeiterin, die sich in Elternzeit befindet", erklärt Kai Grebasch. Eine Elternzeitvertretung einzustellen sei nicht möglich gewesen, weil ausgebildete Standesbeamte auf dem Arbeitsmarkt rar sind und eine Vertretung aus den Reihen der Verwaltungsmitarbeiter erst umfangreiche Weiterbildungsmaßnahmen absolvieren müsste.

"Wir mussten diese Maßnahmen treffen, um den Betrieb des Standesamtes grundsätzlich aufrechterhalten zu können", erklärt Grebasch. Neben den deutlichen Einschränkungen bei Eheschließungs-Terminen wurden auch die Öffnungszeiten des Standesamtes für den Besucherverkehr auf Dienstag, Donnerstag und Freitag reduziert.

Warum können Gebirgs-Bürgermeister nicht aushelfen?

Im Zittauer Gebirge allerdings will man sich mit dieser Entscheidung nicht einfach so zufriedengeben. Oybins Bürgermeister Tobias Steiner (SPD) hat auch sofort angeboten, über den personellen Engpass hinwegzuhelfen. "Ich könnte die Trauungen im Gebirge ohne Weiteres übernehmen", sagt der Bürgermeister. Er habe schon vor Jahren eine Weiterbildung als Eheschließungsbeamter absolviert und besitze eine entsprechende Urkunde über diese Befähigung. Um auf diesem Gebiet aber tätig werden zu können, müsste ihn der Zittauer Oberbürgermeister offiziell berufen.

Auch Jonsdorfs Bürgermeisterin Kati Wenzel (Freie Wähler), würde sehr gerne im Zittauer Gebirge Paare trauen. Sie würde auch so schnell wie möglich eine entsprechende Befähigung erwerben, sagt sie. Auf offene Ohren stoßen Steiner und Wenzel mit ihrem Angebot in Zittau allerdings nicht. "Die Option, Bürgermeister als Eheschließungsbeamte einzusetzen, würde für das Standesamt keine Entlastung bringen", erklärt Kai Grebasch. Denn es seien für jede Eheschließung sehr umfangreiche Zuarbeiten nötig, die nur durch ausgebildete Standesbeamte geleistet werden könnten.

So wird an der Entscheidung des Zittauer Oberbürgermeisters wohl nicht mehr zu rütteln sein. "Wir bedauern diesen Einschnitt sehr", sagt sein Sprecher. Und er verweist auf das Jahr 2025. Mann hoffe, den Betrieb im neuen Eheschließungssaal in Oybin und im historischen Eisenbahnwaggon in Bertsdorf dann auch wieder aufnehmen zu können.

Bleibt den Hoteliers und Gastronomen im Zittauer Gebirge bis dahin also nur die Hoffnung, dass Brautpaare und ihre Hochzeitsgesellschaften auch zum Feiern ins Zittauer Gebirge kommen, wenn die Trauung im Zittauer Rathaus stattfindet. Vorausgesetzt natürlich, sie bekommen dort ob des eingeschränkten Angebots auch einen passenden Termin.