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Was macht das Görliwood-Schild auf dem Zittauer Markt?

Scheinbar planlos laufen seit Freitag Menschen über den Zittauer Markt und machen komische Bewegungen. Bald tun sie das auch in Görlitz, Bautzen, Kamenz, Luban und Löbau.

Von Thomas Mielke
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Juliane Wünsche zeigt, wie der Görliwood-Schriftzug auf dem Zittauer Markt erscheint.
Juliane Wünsche zeigt, wie der Görliwood-Schriftzug auf dem Zittauer Markt erscheint. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Noch hat Juliane Wünsche gar nicht erklärt, was es mit den sechs neuen Stelen auf sich hat, da sind am Freitag schon die ersten Neugierigen mit dem Handy vor den Augen über den Zittauer Markt gelaufen und haben Verrenkungen gemacht. Für Außenstehende sieht das lustig aus und wirft das Fragen auf. Doch die Beteiligten gehorchen einem klaren Plan - einem virtuellen. Sie folgen mit den Augen einer Straße, die ein Computer in das reale Bild des Zittauer Marktes auf dem Handy-Bildschirm baut. Dann sehen sie zum Beispiel - verstreut über den gesamten Platz - Banner mit Titeln bekannter Kinofilme, die in Görlitz gedreht wurden, und sammeln sie ein. Dafür holen sie mit Arm und Handy in der Hand aus als würden sie kegeln und "fangen" damit die Filmtitel ein. Denen, die das geschafft haben, wird auf dem Display ein roter Teppich auf dem realen Zittauer Markt ausgerollt, der zu einer Stelle führt, von dem aus sie zur Belohnung ein "Selfi" mit einem virtuellen "Görliwood-Schriftzug" schießen können - mit dem Zittauer Rathaus.

Juliane Wünsche ist die PR-Frau des Sechs-Städte-Bund-Festivals "Kommen und gehen", das diese virtuelle Realität finanziert und mit Partnern erfunden hat. Daraus ist die Handy-App LusatiAR entstanden. Die sechs am Freitag aufgestellten Stelen am Zittauer Markt stehen für die sechs Städte des Bundes. Wer die App nutzt und den QR-Code auf den Stelen scannt, kann Besonderheiten von Görlitz, Löbau, Kamenz, Bautzen, Luban und Zittau ansehen. Oder dicht heran- oder drum herumgehen. Sich darüber informieren, Geschichten hören und kleine Spiele wie das mit dem Sammeln der Görlitzer Filme machen. So erscheint zum Beispiel auch Lubans Kristallwelt mitten auf dem Zittauer Markt. Die Mittagsfrau aus dem Sorbischen Gebiet um Bautzen hüpft an den Nord-Seiten-Häusern entlang. Auch ein Spaziergang mit Ernst Hilscher und Wilhelm Weiße durch die Kamenzer Blumenwelt ist so in Zittau möglich. Für Zittau selber gibt es bisher die meisten Inhalte. So können Nutzer der App zum Beispiel die alte Ratswaage, die im realen Leben im Museum zu sehen ist, auf dem Markt ausprobieren.

Der Start am vergangenen Freitag in Zittau ist in doppelter Hinsicht nur ein Auftakt. Zum einen sollen die anderen fünf Städte des Bundes ebenfalls solche Stelen bekommen. Zum anderen "ist die App jederzeit erweiterbar und soll eine Einladung an alle Kulturschaffenden, Städte und Kultureinrichtungen der Region sein, sie zukünftig als Plattform für kulturelle und touristische Inhalte und einen gemeinsamen Austausch zu nutzen", so Juliane Wünsche. Für Zittau kann sie sich zum Beispiel vorstellen, dass die vor rund 100 Jahren durch die Stadt fahrende Straßenbahn zum virtuellen Leben erwacht und auf den Handybildschirmen wieder über den Markt rollt. Eines Tages könnte die App sogar für komplette Stadtführungen genutzt werden. Auf alle Fälle aber soll sie eine Art virtueller Kulturkalender werden, bei dem man sich Bilder, Filme und mehr zu einer Veranstaltung, vor deren Beginn, ansehen kann, hofft Thomas Kluttig vom Kulturmagazin 3mag, einem der Partner der Festivalmacher.

Das „Kommen und Gehen – Das Sechsstädtebundfestival!“ ist ein Klassikfestival in der Oberlausitz und findet 2021 vom 12. bis 22. August erneut statt. Dabei geht es aber nicht nur um Konzerte. "Unser Festival stellt die positiven Elemente kultureller Vielfalt heraus und fördert somit die gesellschaftliche Entwicklung in der Region", so Juliane Wünsche. Nun eben auch mit virtueller Realität.