Die feierliche Eröffnung eines neuen Forschungsinstituts verbindet man normalerweise mit dem Durchschneiden eines Bandes. Doch in Corona-Zeiten ist kaum etwas wie gewohnt. So auch die heutige Eröffnung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Zittau. Der Startschuss wurde kurzerhand virtuell gegeben. Die Ehrengäste wie Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Anke Kaysser-Pyzalla waren allesamt online zugeschaltet und durften symbolisch auf einen roten Knopf drücken. "Gerne hätten wir ihnen das neue Institut vor Ort vorgestellt", sagte Moderator Ulrich Bobinger. Aufgrund der andauernden Pandemie sei das nicht möglich.
Einen kleinen Einblick in die Arbeit gab es dennoch: Das neue Institut forscht schwerpunktmäßig zur CO²-Minderung in industriellen Prozessen - insbesondere in energieintensiven Industrien wie der Stahlerzeugung, der Zementindustrie, der chemischen Industrie oder der Aluminiumproduktion. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung von Hochtemperatur-Wärmepumpen, die mit bisher unerreichten Parametern arbeiten sowie der Erforschung CO²-armer Reduktionsmittel. „Mit seiner wissenschaftlichen Forschung wird unser neues Institut in Zittau mit dazu beitragen, die nationalen Klimaschutzziele zu erreichen. Denn durch die Dekarbonisierung energieintensiver Prozesse werden Emissionen in großem Maßstab vermieden“, erklärte Prof. Kaysser-Pyzalla.
Dem DLR-Institut in Zittau kommt im Zuge des Strukturwandels in der Lausitz eine besondere Bedeutung zu, findet Sachsens Wirtschaftsstaatssekretärin Ines Fröhlich. MP Kretschmer sagte: „Sachsen war Industrieland, ist Industrieland und soll das auch bleiben, aber ohne die Umwelt zu belasten." Für dieses Ziel leiste das neue DLR-Institut einen zentralen Beitrag.

Derzeit 20 Mitarbeiter in Zittau tätig
Mit ihrer Arbeit beginnen die DLR-Mitarbeiter nicht erst jetzt in Zittau. Seit eineinhalb Jahren haben die ersten Wissenschaftler, Eberhard Nicke und Göksel Özuylasi, ihre Tätigkeit aufgenommen. In der Zwischenzeit ist die Zahl der Mitarbeiter auf 20 angewachsen. Zuletzt gab es einen deutlichen Sprung nach oben - vor etwa einem Jahr waren es erst drei Beschäftigte am neuen Standort Zittau. Weitere Wissenschaftler sollen folgen. Prof. Uwe Riedel, Leiter des DLR-Instituts für „CO2-arme Industrieprozesse”, geht davon aus, dass bis Ende 2022 noch einmal zehn Mitarbeiter eingestellt werden. Mittelfristig ist eine Mitarbeiterzahl von 50 bis 60 geplant, von denen gut die Hälfte über Drittmittel finanziert werden sollen. Diese Zahl wird voraussichtlich 2025 erreicht.
Dann soll auch ein Neubau für das DLR-Zentrum neben der Mensa an der Zittauer Hochwaldstraße fertig sein. "In vier Jahren ein solches Bauprojekt zu realisieren, ist sportlich", sagte Prof. Riedel. Er halte es aber für machbar - trotz der Corona-Pandemie.
Derzeit sind die Wissenschaftler in einem Hochschulgebäude auf dem ehemaligen Zittauer Armeegelände untergebracht. Hier seien die Kapazitäten allerdings begrenzt, so Riedel. Deshalb sollen sie voraussichtlich im Juni in das nächste Interimsdomizil, die Mandauhöfe in Zittau, umziehen. Für die Einrichtung einer Pilotanlage zur Erforschung von speziellen Hochleistungspumpen wurde eine Halle angemietet. Prof. Riedel rechnet damit, dass sie Mitte nächsten Jahres in Betrieb gehen kann. Dass das DLR-Zentrum nicht in den Mandauhöfen bleibt, begründet er ebenfalls mit den dortigen beengten Verhältnissen. "Das wäre sehr auf Kante genäht", sagte der Institutsleiter mit Blick auf die geplante endgültige Größe. Zudem sei der vorgesehene Neubau näher an der Hochschule Zittau/Görlitz gelegen.
Die Hochschule Zittau/Görlitz ist ein wichtiger Partner für das neue DLR-Institut und wegen der Erfahrung im Bereich der Energietechnik einer der Hauptgründe für die Ansiedlung in Zittau. Der Rektor der Hochschule, Prof. Alexander Kratzsch, erwartet von der Ansiedlung auch einen Schub für die Ausbildung der Studenten. Neue Studienangebote könnten gemeinsam mit dem DLR und der Industrie entwickelt werden. Gleichzeitig könnten junge Leute in die Region geholt werden, die hier studieren, arbeiten, leben und die Gegend nachhaltig befruchten, hofft der Rektor. Bei der Suche nach Mitarbeitern kann wiederum das DLR von der Hochschule profitieren. Zu den derzeitigen Mitarbeitern gehören zwei Rückkehrer, wie die Institutsleitung bei der Eröffnung erklärte. Und ein Drittel der Mitarbeiter stammt aus dem Ausland.
Das Institut hat einen zweiten Standort in Cottbus. Der Bund und die Länder Brandenburg und Sachsen unterstützen Aufbau und Betrieb mit einer hohen zweistelligen Millionensumme. In Zittau sind damit allein in den vergangenen zehn Jahren mehrere Forschergruppen von renommierten Einrichtungen angesiedelt und drei neue Forschungsstandorte gebaut worden.
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