Zittau
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Zittaus Blumenkohl schmeckte ganz Deutschland

Mehr über Anbau und Absatz des wohlschmeckenden Gemüses ist Sonntag im Dorfmuseum Eckartsberg zu erfahren.

Von Dietmar Rößler
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Mit diesem Plakat wurde der Zittauer Blumenkohl in den 1930er Jahren beworben.
Mit diesem Plakat wurde der Zittauer Blumenkohl in den 1930er Jahren beworben. © Frank Winkler

Dass Zwiebeln aus Zittau jemals große wirtschaftliche Bedeutung hatten, ist ein Gerücht. Wirklich intensiv mit Zittau verbunden ist ein anderes Gemüse – Blumenkohl. Mehr als 5.000 Tonnen (!) wurden zeitweise in und um Zittau geerntet. Absatzgebiet war lange das benachbarte Böhmen. Hier hieß, wie in ganz Österreich, das Gemüse übrigens „Karviol“.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Gemüse-Handel mit der neu entstandenen Tschechoslowakei schwierig. Der Zittauer Gärtnerverein musste einen Weg finden, das Absatzproblem zu lösen. Mit der Gründung der „Zittauer Gemüsebau und Versandgenossenschaft“ gelang das hervorragend. Sie vermochte es in kurzer Zeit, den Vertrieb von Zittauer Gemüse nach ganz Deutschland zu organisieren. Sitz der Genossenschaft war das Grundstück Löbauer Straße 6, wohl nicht zufällig in unmittelbarer Nähe des Güterbahnhofes am Löbauer Platz. Dort wurde das Zittauer Gemüse verladen und verschickt. Und zwar auf unkomplizierte Weise: Die mit Blumenkohl beladenen Güterwagen hängte man einfach an planmäßig in Richtung Görlitz, Löbau oder Dresden verkehrende Züge an und erreichte damit auch weit entfernte Ziele wie Köln, Berlin oder Königsberg.

Der Zittauer Blumenkohl war offensichtlich so gefragt, dass er sich erfolgreich verkaufte, wenngleich er nur eine zeitlich begrenzte Saison hatte. Die Zittauer Gärtner sprachen von „weißen Wochen“. Meist Ende Juli wurde der Blumenkohl sozusagen explosionsartig in großer Menge reif. Dann musste alles schnell gehen - Ernte, Transport zum Bahnhof, Versand. Das war eine schweißtreibende Sache, die auch durstig machte. Nicht zuletzt deshalb gab es rund um die Genossenschaft an der Löbauer Straße fünf Gaststätten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren die Tage der Genossenschaft gezählt. Doch auch in der DDR-Planwirtschaft spielte der Zittauer Blumenkohl eine Rolle. 1989 wurden sogar mehr als 6.000 Tonnen geerntet.

Nach der Wende blieb für eine Umstellung des Zittauer Gartenbaus auf die Anforderungen von Handelskonzernen und globalisierter Landwirtschaft allerdings zu wenig Zeit. Heute werden nur noch schätzungsweise zwei Tonnen leckerer Zittauer Blumenkohl geerntet. Dafür sorgen bodenständige, engagierte Gärtner, die eine über 500-jährige Tradition fortsetzen.

  • Wesentliches über den historischen Zittauer Gartenbau zeigt derzeit eine Ausstellung im vom Heimatverein betriebenen Eckartsberger Dorfmuseum, Feldstraße 7. Sie ist noch zweimal geöffnet, das nächste Mal am kommenden Sonntag, dem 25. Juni, von 14 bis 17 Uhr.