SZ + Zittau
Merken

Maschinenbauer investiert im Gewerbegebiet Weinau

Die Albert Handtmann Maschinenfabrik baut mindestens eine neue Werkhalle und sucht weitere Mitarbeiter. Dank der wachsenden Weltbevölkerung.

Von Thomas Mielke
 4 Min.
Teilen
Folgen
Georg Briegel (links) und Torsten Anders vor einer der Maschinen der Firma Handtmann.
Georg Briegel (links) und Torsten Anders vor einer der Maschinen der Firma Handtmann. © Rafael Sampero

Ein bisschen erinnert die Maschine an einen zu groß geratenen Fleischwolf. Oben der Trichter, in den das Fleisch eingefüllt wird, unten seitlich der Auslass. Und tatsächlich ist der Vergleich gar nicht so weit hergeholt. Der Vakuumfüller, der bei der Firma Albert Handtmann Maschinenfabrik GmbH und Co. KG im Gewerbegebiet Weinau steht, erfüllt einen ähnlichen Zweck. Allerdings ist er computergesteuert und für viel größere Mengen als ein kleiner, herkömmlicher Fleischwolf gedacht.

Der Maschinenbauer Handtmann aus Baden-Württemberg ist nach eigenen Angaben 1954 mit drei Leuten an den Start gegangen. Die Unternehmenswurzeln reichen aber bereits ins 19. Jahrhundert zurück. Die Firma kommt aus der Fleisch- und Wurstverarbeitung, sagt Georg Briegel, Bereichsleiter Produktion und Intralogistik der Standorte Biberach und Zittau. Heute beschäftigt die Unternehmensgruppe eigenen Angaben zufolge rund um den Globus knapp 4.000 Mitarbeiter in sechs Sparten und hat vor Corona an der Marke von einer Milliarde Euro Jahresumsatz gekratzt. In ihrer Sparte "Füll- und Portionierungsmaschinen" ist sie Weltmarktführer. "Unsere Neu- und Gebrauchtmaschinen verkaufen wir zu 85 Prozent ins Ausland", teilt Marketingreferentin Brigitte Brehm mit. Aber natürlich sind sie auch in Deutschland im Einsatz. Zum Beispiel bei Kaufland. Sie können alles, was pastös ist, portionieren, füllen, teilen, dosieren, formen, schneiden, wolfen und noch mehr. Dazu gehören zum Beispiel Schokolade, Teig, Kartoffelsalat, Soja, Tiernahrung und eben Fleisch und Wurst.

Die Neumaschinen werden in Biberach hergestellt. Doch weltweit anerkannte Ingenieurskunst "made in Germany" hat ihren Preis - und ist für manche unerschwinglich. Deshalb ist Handtmann 2009 in das Gebrauchtmaschinen-Geschäft eingestiegen. Firmen, die sich keine neue Maschine leisten können, bekommen eine aufgearbeitete zum kleineren Preis angeboten. Handtmann nimmt - wie beim Autokauf - auch gebrauchte Maschinen in Zahlung.

Das Gebrauchtmaschinen-Geschäft betreiben die Schwaben ausschließlich im Gewerbegebiet Weinau, das zu Mittelherwigsdorf und Zittau gehört. Vor reichlich einem Jahrzehnt errichtete das Unternehmen dort für rund zwei Millionen Euro ein Werk auf der grünen Wiese. Neun Mitarbeiter wurden eingestellt. Die erste Maschine ging damals in die Ukraine.

Inzwischen stehen 16 Mitarbeiter und ein Azubi am ostsächsischen Standort der Schwaben in Lohn und Brot. Sie arbeiten die gebrauchten Maschinen auf, bestücken sie mit neuer Software, ersetzen Verschleißteile ... Und liefern die wieder glänzenden Automaten in alle Welt. Zum Beispiel "nach Südamerika, Afrika, Asien; Frankreich und Spanien sind Standard", sagt Produktionsleiter Torsten Anders. Natürlich - wie es sich für einen Premiumhersteller gehört - mit Garantie.

Seit der Eröffnung des ostsächsischen Standorts hat sich die Zahl der pro Jahr ausgelieferten Maschinen etwa verdoppelt. "Wir sind beständig gewachsen", sagt Georg Briegel. Und die Firmenleitung geht davon aus, dass das auch so weitergeht, sowohl bei den Neu- als auch bei den Gebrauchtmaschinen. "Wir rechnen in beiden Geschäftsfeldern mit wachsenden Umsätzen", heißt es aus Biberach. Ein Hauptgrund: Die Weltbevölkerung wächst stetig und mit ihr die Lebensmittelindustrie. Und in jeder zusätzlich verkauften Handtmann-Maschine steckt eine Chance für die Mitarbeiter an der Neiße. Allerdings werden auch zukünftig nicht alle Handtmann-Neumaschinen gebraucht angeboten.

Um weiterzuwachsen, reicht der Platz im Weinau-Werk nicht aus. "Wir sind an eine Grenze gekommen", sagt Georg Briegel. Deshalb wollen die Schwaben wieder viel Geld in die Hand nehmen und ihr Werk in der Weinau erweitern. Vorerst sind zwei Stufen vorgesehen. Bereits in diesem Jahr sollen für 1,8 Millionen Euro eine neue Logistikhalle errichtet, die bestehende Werkhalle umgebaut und die Sozialbereiche für die Mitarbeiter erweitert werden. "Die Baugenehmigung liegt vor", sagt der Bereichsleiter Produktion. Er rechnet mit dem Baustart im April oder Mai. Man wolle die neue Halle noch in diesem Jahr beziehen, so Briegel. In Schritt 2 soll eine neue Werkhalle errichtet werden. Platz dafür haben die Schwaben genug: Sie hatten vorsorglich ein ausreichend großes Grundstück gekauft.

Nach dem Ausbau sollen - wenn das Geschäft so wächst wie erhofft - 34 Mitarbeiter bei Handtmann beschäftigt sein. Sie werden unter anderem an zusätzlichen Montageplätzen mehr und auch andere Maschinen effizienter als bisher aufbereiten können. Sie werden laut Firmenleitung in Biberach bisher an Dritte vergebene Arbeiten selber machen können. Und sie werden mehr Bewegungsfreiheit für die Arbeit haben.

Und auch das soll auch noch nicht das Ende der Entwicklung sein. "Weitere Reserveflächen für die Zukunft sind vorhanden", teilt die Firmenzentrale mit. Und auch Georg Briegel sagt, dass man sich vorsorglich schon mit Stufe 3 des Ausbaus beschäftigt.