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Berggasthof Oybin: Scheitert die Sanierung am Aufzug?

Die dringende Sanierung des baufälligen Gasthofes steht und fällt mit dem Bau eines Aufzugs. Doch die Genehmigungsbehörden können sich bis heute nicht einigen.

Von Jana Ulbrich
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Der Berggasthof auf dem Oybin ist bereits einsturzgefährdet. Die dringend notwendige Sanierung aber steht und fällt mit dem Bau eines Aufzugs.
Der Berggasthof auf dem Oybin ist bereits einsturzgefährdet. Die dringend notwendige Sanierung aber steht und fällt mit dem Bau eines Aufzugs. © Matthias Weber/photoweber.de

Erst letzte Woche haben sie wieder im Görlitzer Landratsamt zusammengesessen: die Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde, der Unteren Denkmalschutzbehörde, der Unteren Wasserbehörde und der Gemeinde Oybin. Aber es geht längst noch nicht um die dringlichst notwendige Sanierung des historischen Berggasthofs in der Burg- und Klosteranlage. Es geht immer noch darum, ob überhaupt - und wenn ja, dann wie - ein Aufzug hinauf auf den Oybin gebaut werden kann.

"Dieser Aufzug ist die Voraussetzung für das ganze Projekt", weiß Oybins Bürgermeister Tobias Steiner (parteilos). "Bevor das nicht geklärt ist, können wir nicht weiter planen. Wir können mit der Bauplanung für den Gasthof noch nicht mal anfangen." Steiner wirkt frustriert, obwohl er sich alle Mühe gibt, Optimismus auszustrahlen.

Schließlich ist die Sanierung des riesengroßen Baudenkmals auf dem Oybin DAS große Zukunftsprojekt der Zittauer Gebirgs-Gemeinde: Ein "Kulturgasthof" soll hier oben entstehen mit Veranstaltungen und Erlebnisgastronomie, mit 130 Plätzen in Gaststätte und Veranstaltungssaal, mit 100 Plätzen im Außenbereich, mit Kunst und Handwerk, vielleicht auch einer Außenstelle des Standesamtes und einem Raum für Trauerfeiern bei Beerdigungen auf dem Bergfriedhof.

Vor allem aber soll der Zugang in die Burg- und Klosteranlage, die bisher nur zu Fuß zu erreichen ist, künftig allen ermöglicht werden, auch all denen, die eben nicht oder nicht mehr gut zu Fuß sind. "Wir halten das für ganz wichtig", sagt Steiner. "Wir brauchen diese Barrierefreiheit in jeder Hinsicht, für junge Menschen im Rollstuhl genauso wie für die wachsende Zahl an Älteren in einer immer weiter alternden Gesellschaft."

Zwölf Millionen Euro aus dem Kohlefördertopf waren für das Projekt schon mal in Aussicht gestellt. Das ist inzwischen mehr als zwei Jahre her. So lange liegen die Pläne schon vor. Und so lange geht es nun schon um den Aufzug, der zuerst das Baumaterial und später die Menschen auf den Berg bringen soll.

Seilbahn, Liftaufzug oder keins von beiden?

Mehrere Träger öffentlicher Belange haben dabei ein entscheidendes Wort mitzureden: Der Hausgrund unterhalb des Oybins ist Landschaftsschutzgebiet, Europäisches Vogelschutzgebiet, Fauna-Flora-Habitat-Gebiet. Die Nordwand des Felsens ist Naturdenkmal und Horstschutzzone. Ein Nein beispielsweise von der Denkmal- oder der Naturschutzbehörde - und das Projekt wäre gestorben.

Ein definitives Nein ist bisher nicht gesprochen. Aber es ist bisher auch noch kein Kompromiss in Sicht, keine Lösung, auf die sich alle einigen könnten. Auch die jüngste Sitzung im Landratsamt hat keine Entscheidung gebracht. Stattdessen soll die Stadtentwicklungsgesellschaft STEG aus Dresden, die mit der Projektsteuerung für das große Bauvorhaben beauftragt ist, nun noch einmal zusätzliche Aufzugvarianten betrachten und vergleichen.

Bisher werden zwei Varianten geplant: eine Seilbahn oder ein senkrechter Lift. "Bis Ende März werden wir jetzt nochmal einen intensiven Variantenvergleich erarbeiten und diesen dann nochmal in dem Gremium vorstellen", sagt Tobias Steiner. Der Bürgermeister hofft, dass sich die beteiligten Träger öffentlicher Belange dann auf eine genehmigungsfähige Lösung einigen können.

"Erst wenn wir wissen, wie diese Lösung aussieht, können wir weitermachen", erklärt Steiner. Er weiß, dass dann möglicherweise auch noch ein Planfeststellungsverfahren eröffnet werden muss, ein langwieriger Prozess mit Anhörungsverfahren, der Jahre dauern kann.

Historisches Gemäuer verfällt zusehends

So sieht die Nordwand des Berggasthofs aus. Sie wird jetzt notgesichert,
So sieht die Nordwand des Berggasthofs aus. Sie wird jetzt notgesichert, © Gerd Kundisch

Indessen verfällt der seit drei Jahren geschlossene Berggasthof immer weiter. "Bei der Begutachtung des Bauzustandes sind wir sehr erschrocken, wie groß die Schäden schon sind", sagt der Bürgermeister. Die Nordwand ist so schwer geschädigt, dass sie jetzt notgesichert werden muss. Das Landesamt für Denkmalpflege habe Unterstützung zugesichert, die Umweltbehörde stimme den dringend notwendigen Bauarbeiten unter der Bedingung zu, dass eine umweltgerechte Baubegleitung gesichert ist.

"Da geht es beispielsweise um Fledermäuse oder seltene Pflanzen", erklärt der Bürgermeister. Spätestens im April sollen die Bauarbeiten für die Notsicherung beginnen. Das Baumaterial für die "kleine Baumaßnahme", wie Steiner sie nennt, müsse mit kleinen Gefährten und zur Not per Hand durch den engen Kreuzgang transportiert werden.

Das große Projekt ist inzwischen in die nächste Kohletopf-Förderperiode verschoben. "Wir gehen schon davon aus, dass das Geld, das uns schon mal zugesagt war, auch dann noch zur Verfügung steht", sagt Steiner. Vielleicht, wenn alles gutgeht, könnte ja in fünf Jahren Baubeginn sein, fügt er hinzu. "Das wäre zumindest meine Wunschvorstellung."