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Telekom verweigert junger Familie in Lückendorf den Netzanschluss

Ein neues Eigenheim in Lückendorf an das Telefonnetz anzuschließen, ist der Deutschen Telekom angeblich zu teuer. Ist das ein Witz?

Von Jana Ulbrich
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Ann-Katrin und ihr Mann bauen in Lückendorf ein neues Haus. Alles läuft nach Plan - bis auf den Anschluss an das Telefonnetz.
Ann-Katrin und ihr Mann bauen in Lückendorf ein neues Haus. Alles läuft nach Plan - bis auf den Anschluss an das Telefonnetz. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Die bunten Bänder der Richtkrone flattern noch im Wind. Das Dach ist inzwischen gedeckt, der Innenausbau im vollen Gange. Noch vor Weihnachten wollen Ann-Katrin und ihr Mann ins Zittauer Gebirge ziehen - in ihr neues Haus in Lückendorf. Die beiden freuen sich. Alles läuft nach Plan. Alles, bis auf das hier:

Das neue Haus im Lückendorfer Oberdorf hat noch keinen Telefonnetz-Anschluss. Und ob und wann und wer diesen Anschluss vom nicht mal 100 Meter entfernten Telekom-Verteilerkasten bis zum neuen Haus legt, das weiß im Moment gerade niemand. Die Deutsche Telekom, die dafür eigentlich zuständig ist, lehnt den Auftrag ab. Ist das ein Witz? "Leider nicht", sagt Ann-Katrin.

Bereits vor einem reichlichen dreiviertel Jahr haben sie und ihr Mann den Antrag auf den Anschluss des neuen Hauses an das Telefonnetz gestellt. Anfang Oktober bekamen sie von der Telekom auch eine Eingangsbestätigung. Dann kam lange Zeit nichts. Und Ende Februar kam die Absage: Die Kosten für den Anschluss des Hauses würden die in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Telekom festgelegten finanziellen Grenzen überschreiten. Die Bauherren sollten sich in dieser Sache doch bitte an die Bundesnetzagentur wenden.

Eine Sprecherin der Telekom bestätigt die Absage auf Nachfrage der SZ: Der finanzielle Schwellenwert liege für das Unternehmen bei 2.500 Euro pro Anschluss, erklärt Nadja El Barkani. Für den Anschluss des Hauses in Lückendorf seien 3.000 Euro berechnet worden. "In so einem Fall wird der Auftrag automatisch abgelehnt", sagt sie. Da müsse jetzt die Bundesnetzagentur tätig werden und einen Anbieter beauftragen.

Der Bauherrenservice der Bundesnetzagentur ist nur per E-Mail und über ein Kontakt-Formular zu erreichen, das im Internet ausgefüllt werden muss. Eine Rufnummer für eventuelle telefonische Nachfragen findet sich nicht.

"Am 3. Mai haben wir das Formular ausgefüllt", erzählt Ann-Katrin. "Am 21. Mai hab ich bei der Bundesnetzagentur noch mal per E-Mail nachgefragt, weil bis dahin keinerlei Reaktion kam. Es kam auch auf meine E-Mail keinerlei Reaktion. Bis heute nicht. Wir wissen nicht, was wir noch machen sollen."

Ann-Katrin ist nahe am Verzweifeln. Die 29-Jährige arbeitet bei einem Dresdner Unternehmen im Homeoffice. "Da bin ich doch auf den Netzanschluss angewiesen", sagt sie.

Auch Bürgermeister Tobias Steiner (SPD) ist mehr als verärgert. "Ich bin über diese Arroganz bei der Telekom und der Bundesnetzagentur wirklich erschüttert", sagt er. "Wir sind als Gemeinde froh und glücklich über alle jungen Leute, die nach Oybin und Lückendorf ziehen. Es kann doch nicht sein, dass die Bauherren hier einfach so abgekanzelt werden."

Die Gemeinde Oybin hatte die jungen Eigenheimbauer von Anfang an unterstützt. Als im Frühjahr die Straße aufgerissen war und alle anderen Medien an das neue Eigenheimgrundstück gelegt wurden, hat die Gemeinde auf eigene Kosten auch gleich ein Leerrohr für das Telekom-Kabel mit verlegt. Und Tobias Steiner selbst hat sich an die Telekom gewandt, den Anschluss doch gleich zu realisieren, wenn die Straße einmal aufgerissen ist. "Das hat bei der Telekom überhaupt niemanden interessiert", ärgert er sich. "Da gab es auch überhaupt keinen Willen."

Als in Oybin das Breitband verlegt wurde, habe er das ganz anders erlebt, erzählt der Bürgermeister. "Das bezahlt ja der Steuerzahler, da gab es ja Fördermittel", sagt er. "Da hat die Telekom um jeden noch so entfernten Grundstücksanschluss geworben." Und deswegen, fügt Steiner hinzu, habe er sich in diesem Fall in Lückendorf auch an die Sächsische Zeitung gewandt. Vielleicht hilft es ja, wenn das mal an die Öffentlichkeit kommt. Neben dem neuen Haus von Ann-Katrin sollen schließlich auch noch zwei weitere Eigenheime gebaut werden.