SZ + Zittau
Merken

So spannend ist die Geschichte des Holzhofs

Das ländliche Kleinod an der Görlitzer Straße im Zittauer Osten ist ein facettenreiches Kulturdenkmal mit wechselvoller Geschichte.

Von Heike Schwalbe
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Carl Christian Eschke zeichnete eine kolorierte frühe Ansicht des Holzhofes von 1789 für den damaligen Besitzer Christian Friedrich Krodel, heute im Bestand der Städtischen Museen: links das Wohnhaus, in der Mitte ein prächtiges Fachwerkhaus mit hohem
Carl Christian Eschke zeichnete eine kolorierte frühe Ansicht des Holzhofes von 1789 für den damaligen Besitzer Christian Friedrich Krodel, heute im Bestand der Städtischen Museen: links das Wohnhaus, in der Mitte ein prächtiges Fachwerkhaus mit hohem © Repro: Schwalbe

In Zittau gibt es zwischen Görlitzer und Komturstraße ein Grundstück mit der Bezeichnung „Städtischer Arbeits- und Bauhof“, allgemein Holzhof genannt. Der angesehene Zittauer Kaufmann Christian Friedrich Krodel (1740-1797) hatte dieses Anwesen bereits im 18. Jahrhundert erworben. Ihm verdankt das Wohnhaus sein heute noch prägendes spätbarockes Erscheinungsbild.

Es ist zu vermuten, dass die beiden anderen Häuser ebenfalls zu dieser Zeit entstanden. Begrenzt wird dieser Dreiseithof durch eine massive Mauer. Darin finden sich noch heute die Reste von massiven Holztoren. Die Jahrzehnte verstrichen, die Besitzer wechselten. Irgendwann war hier das städtische Armenhaus untergebracht. Als Zittaus Häuser neue Hausnummern bekamen, erhielt das einstige Gut die 25 und 25a. Auf der Straßenseite gegenüber befanden sich hinter einem tiefen Graben die Felder einer Gärtnerei. In den Jahren um 1945 war Wohnraum in Zittau knapp, besonders als Kriegsflüchtlinge und später viele Vertriebene eine Bleibe suchten. Sie zogen auch in das Wohnhaus des Holzhofes.

Ungeachtet der schönen Stuckdecken wurden massive Zwischenwände eingezogen. Für die Wohnparteien gab es nur im Flur einen Wasserhahn mit Gosse und Trockenklo. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges hörte man hier besonders laut das Gedröhn von Schlachtfliegern, die auf Wehrmachtsoldaten schossen und ihre Bomben auf Wohnhäuser warfen. Ganz in der Nähe war eine Panzersperre. Am 9. Mai 1945 rollten, von Norden kommend, die Panzer der Roten Armee über die Görlitzer Straße in Zittau ein. In den Holzhof zogen Soldaten, denn an dieser Stelle entstand im Mittelgebäude die erste sowjetische Kommandantur, die später auf der Bahnhofstraße zu finden war.

Zu DDR-Zeiten befand sich in den Gebäuden eine Jugendherberge, später Ausbildungs- und Unterrichtsstätten für Handwerksberufe. An die Scheune kam ein Anbau für die Verwaltung des dahinter liegenden Bau- und Holzhofes, denn die Stadtwirtschaft nutzte den hinteren Teil zur Komturstraße hin als Lager. Nach der Wende erfolgte eine Grundsanierung von Scheune und Mittelbau, nur das alte Wohnhaus wartet noch darauf. Der Holzhof aber ist handwerklich-künstlerisch bedeutsam und als bau-, orts- und technikgeschichtliches Ensemble in die Liste der Kulturdenkmale aufgenommen worden.

2008 machte der Holzhof Schlagzeilen, als man den 1960 verschwundenen Adler des Zittauer Kriegerdenkmals am Stadtring wiederfand, der von beherzten Händen hier verborgen worden war. Stadtrat Dietrich Thiele hatte die Forschung nach dem Granitadler vorangetrieben. Nach langwieriger Suche wurde er mit Hilfe von Bauarbeitern und entsprechender Technik in der hintersten Ecke wiedergefunden.

Seit 2010 ziert dieser Adler wieder das Denkmal der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten des 3. Königlich-Sächsischen Infanterie-Regimentes 102. Das „Multikulturelle Zentrum MUK“, aus dem später die „Hillersche Villa gGmbH“ hervorging, übernahm 1999 den Dreiseithof und plante unter anderem, ein Zentrum für Jugendsozialarbeit und Begegnung einzurichten. Der Verein begann mit Sanierungsarbeiten, musste jedoch dieses Projekt 2017 einstellen und den Holzhof abgeben. Ein neuer Pächter fand sich schnell.