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Wer plant denn so einen Betonwall?

Eine gigantische Mauer erhitzt die Gemüter in Waltersdorf. Bauarbeiter haben sie im Zuge des Hauptstraßen-Baus vor mehrere Häuser gesetzt. Ist das ihr Ernst?

Von Jana Ulbrich
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Eine gigantische Mauer aus Beton zieht sich seit kurzem an der Waltersdorfer Hauptstraße entlang.
Eine gigantische Mauer aus Beton zieht sich seit kurzem an der Waltersdorfer Hauptstraße entlang. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Dieser Anblick entsetzt nicht nur die Anwohner. Er verwundert auch den Bürgermeister: Während der Bauarbeiten für die neue Hauptstraße in Waltersdorf ist im oberen Teil vor mehreren Häusern eine gewaltige Stützmauer aus Beton gewachsen. Teilweise reicht sie bis auf Fensterhöhe der Umgebindehäuser, die jetzt buchstäblich dahinter verschwinden.

"Das geht doch nicht", äußert Frank Peuker (parteilos) spontan, als er den gigantischen Betonwall bei einem Besuch auf der Baustelle zum ersten Mal sieht. Weil die Hauptstraße im Baustellenbereich komplett gesperrt ist, haben bisher außer den Anwohnern nur Wenige Kenntnis davon, wie das jetzt dort aussieht - auch der Bürgermeister hatte sie bis dato nicht.

Waltersdorf sei schließlich ein anerkannter Erholungsort, sagt er. Und diese Hauptstraße, die beiderseits von schönen Umgebindehäusern mit kleinen Vorgärtchen gesäumt wird, sei ein beliebtes Fotomotiv. Er wolle das gleich klären, sagt der Bürgermeister.

Alles halb so schlimm

Die Erklärung liefert Katja Lewerenz, die Chefin des zuständigen Bauplanungsbüros Giehler aus Oderwitz. "Im Moment sieht es viel schlimmer aus, als es in Wirklichkeit ist", erklärt die Bauingenieurin. Weil die Straße noch nicht fertig ist, wirke die Mauer jetzt wie eine optische Täuschung. "Das wird am Ende ganz anders aussehen", sagt sie.

Ein Foto vor dem Bau zeigt: Auch da standen die Häuser bereits tiefer. Die neue Mauer könne ebenfalls begrünt werden.
Ein Foto vor dem Bau zeigt: Auch da standen die Häuser bereits tiefer. Die neue Mauer könne ebenfalls begrünt werden. © Ingenieurbüro Giehler

Mit dem grundhaften Ausbau, zu dem auch die Neuordnung aller Medien gehört, standen die Planer vor der Aufgabe, die Straße vollkommen neu planen zu müssen. "Wir sanieren nicht die alte, wir bauen im Grunde eine komplett neue Straße", umschreibt Katja Lewerenz das Problem. Die Planer müssten dabei jetzt gesetzliche Vorgaben und Vorschriften beachten, Zwangspunkte, die der Straßenverlauf so bisher nicht erfüllt hat.

Für die betroffenen Anwohner bezeichnet Katja Lewerenz das aber auch als "Win-Win-Situation": "Bisher lief das Wasser bei starkem Regen bei den Leuten rein", erklärt sie. Das werde nach Fertigstellung der Baumaßnahme nicht mehr passieren. Auch vorher standen die Häuser tiefer, und die Straße war von einer Mauer gestützt. Die Mauer war aber ebenfalls tiefer als das Straßenniveau." Die Anwohner hatten laufend Probleme durch abfließendes Oberflächenwasser zum Gebäude hin", erklärt die Bauingenieurin. Um dies zu verhindern, seien die Mauern bis über Straßenoberkante erhöht und die Querneigung der Fahrbahn auf die gegenüberliegende Fahrbahnseite geplant worden.

"Von den Betonelementen werden am Ende nur die Köpfe zu sehen sein", erklärt die Bauingenieurin. "Das sieht dann aus wie eine Bordsteinkante." Der Beton sei sandgestrahlt und würde in der Optik wie Sandstein wirken. Großschönaus Bauamtsleiter Markus Hummel bestätigt das. "Über optische Verbesserungen können wir am Ende immer noch reden", sagt er. Katja Lewerenz schlägt beispielsweise vor,  die Mauer zu begrünen. 

Bauarbeiten liegen im Plan

Und der Bauamtsleiter betont, dass die Pläne mit allen Bewohnern der betroffenen Häuser abgestimmt wurden. Eine betagte Anwohnerin sagt aber, dass mit ihr niemand gesprochen habe. "Da warte ich mal ab, wie das dann aussehen wird", sagt sie.

Den Bauarbeitern auf der Baustelle, sagt die Rentnerin, will sie aber überhaupt keinen Vorwurf machen. "Die helfen, wo sie können", erzählt sie. "Einmal haben sie mich sogar ein Stück getragen, weil ich nicht aus dem Haus konnte." Andere Anwohner sagen aber auch, sie hätten da weniger gute Erfahrungen gemacht.

Markus Hummel betont deshalb nochmals, dass sich die Anwohner mit ihren Fragen und Problemen jederzeit an die Mitarbeiter der Baufirma und an die Gemeindeverwaltung wenden können. Außerdem sei jeden Mittwoch, 8 Uhr, Baubesprechung. "Auch da können Anwohner  mit ihren Fragen kommen." 

Der Bauamtsleiter wirbt auch weiter um Verständnis: "Diese gewaltige Baumaßnahme zu managen, ist mehr als schwierig", erklärt er. Die einzige Straße durch den langgezogenen Ort  wird im Abschnitt vom Quirlehäusl bis hoch zum oberen Touristen-Parkplatz auf der Heide - insgesamt über rund 700 Meter - unter Vollsperrung gebaut.

"Das ist eine große logistische Herausforderung", weiß Hummel. "Die Grundstücke im Baustellenbereich müssen entweder von oben oder von unten jederzeit erreichbar sein - nicht nur für die Anwohner selbst, sondern beispielsweise auch für Pflegedienste und im Notfall jederzeit für Feuerwehr und Rettungsdienst.

Die Bauarbeiten liegen gut im Plan, sagt Hummel. Bis zum Wintereinbruch sollen alle Medien in der Erde liegen. "Wir hoffen, dass wir auch noch die Schwarzdecke aufbringen können, um den Bauabschnitt über den Winter provisorisch für den Verkehr freigeben zu können", so Hummel. Im Frühjahr soll es dann weitergehen, sobald es die Witterungsverhältnisse erlauben. "Unser Ziel ist die Fertigstellung bis Mai oder Juni", sagt der Bauamtsleiter. Danach geht es im Abschnitt vom Touristenparkplatz bis zur Sonnebergbaude weiter - unter halbseitiger Sperrung

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