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Noch vor ein paar Jahren undenkbar

Ein Neugersdorfer druckt bis zu 19 Zentimeter hohe Modelle in 3D als Lernmaterial für die Medizin oder Prototypen für die Wirtschaft.

Von Holger Gutte
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Marcel Richter erstellt in seiner Firma in Neugersdorf am Computer ein 3D-Druck-Modell.
Marcel Richter erstellt in seiner Firma in Neugersdorf am Computer ein 3D-Druck-Modell. © Matthias Weber

Wenn Marcel Richter etwas druckt, dann ist es nur ganz selten einmal ein bedrucktes Blatt Papier. In seiner kleinen Firma kann der 30-jährige Neugersdorfer 3D-Drucken. Eine große Spezialdruckmaschine hat er sich dafür angeschafft. Was da heraus kommt, sind meist Prototypen, wie etwa für die Metall-Industrie oder für Architekten.

"Einfach3DDruck" hat Marcel Richter sein kleines Unternehmen in Neugersdorf genannt mit dem er seit reichlich einem Jahr selbstständig ist. Die Idee, beruflich mal auf eigenen Füßen zu stehen, hatte der 30-jährige Neugersdorfer aber bereits früher. Seine Anfänge in diese Richtung reichen ins Jahr 2017 zurück.

Das Herzstück von Marcel Richters Firma ist diese 3D-Druckmaschine. Bis zu 19 Zentimeter hohe Modelle kann er damit drucken.
Das Herzstück von Marcel Richters Firma ist diese 3D-Druckmaschine. Bis zu 19 Zentimeter hohe Modelle kann er damit drucken. © Matthias Weber
Der Firmensitz von "Einfach3DDruck" in der Beerbergstraße 7 in Neugersdorf. Früher war hier mal Ostsachsen TV .
Der Firmensitz von "Einfach3DDruck" in der Beerbergstraße 7 in Neugersdorf. Früher war hier mal Ostsachsen TV . © Matthias Weber
Ein gedrucktes 3D-Modell eines Teilstücks einer U-Bahnstation für den Schreibtisch.
Ein gedrucktes 3D-Modell eines Teilstücks einer U-Bahnstation für den Schreibtisch. © Matthias Weber
Auch diesen Prototyp eines Anschlussstückes hat die Firma "Einfach3DDruck" für ein Metall-Unternehmen als 3D-Modell gedruckt. Die Herstellung ist preiswerter als eine maschinelle.
Auch diesen Prototyp eines Anschlussstückes hat die Firma "Einfach3DDruck" für ein Metall-Unternehmen als 3D-Modell gedruckt. Die Herstellung ist preiswerter als eine maschinelle. © privat
Ein gedrucktes Teilstück einer Wirbelsäule als Lernmittel.
Ein gedrucktes Teilstück einer Wirbelsäule als Lernmittel. © privat
Auch dieser Prototyp eines Adapters soll gedruckt werden.
Auch dieser Prototyp eines Adapters soll gedruckt werden. © privat

Damals hatte er - noch als Nebenerwerb - mit dem Verkauf von E-Books angefangen. Die Nachfrage danach ist groß. In seinem ersten E-Book hat er Lösungsansätze zum Beheben der 45 gängigsten Druckfehler geschrieben. Nun arbeitet er gerade an einem zweiten E-Bock. 2017 hatte Marcel Richter zudem noch seinen Industriemeister-Metall gemacht.

Nun startet er aber richtig durch und forciert seinen Service im Präzisionsdruckbereich. Hier kann er auf mehrere Druckverfahren zurückgreifen. Richtig stolz ist Marcel Richter aber auf seine große 3D-Druckmaschine. Mit der kann er richtig zaubern. "Ich habe bei HP geschildert, was ich vorhabe und angefragt, ob sie eine solche Druckmaschine für mich hätten", erzählt er.

Und Marcel Richter hat nicht nur eine sehr gut erhaltene gebrauchte Maschine kaufen können, sondern profitiert auch teilweise vom Netzwerk und einigen Kunden des großen PC-und Druckmaschinenherstellers, wie beispielsweise bei Kunden in Bayern.

Maximal zwölf Stunden Druckdauer

Der Neugersdorfer will 3D-Druck für jedermann zugänglich machen, Dienstleister sein. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und kommen die Unternehmen oder Ingenier-Büros billiger, als die sonst übliche maschinelle Herstellung von Prototypen.

Für einen 3D-Drucker braucht man kein Papier. Hier kommt ein spezielles Pulver in eine Form, dazu eine Flüssigkeit und dann wird das Gebilde, das vorher am Computer erstellt wurde, mit Infrarotlicht ausgehärtet. Je nach Modell beträgt die Druckdauer maximal zwölf Stunden. Genauso lange dauert auch die Abkühlzeit. Dafür muss der Druckraum auch komplett gefüllt sein.

Bis zu 33 Zentimeter lang, 25 breit und 19 Zentimeter hoch können die 3D-Modelle werden, die Marcel Richter drucken kann. Meist sind es Prototypen, aber je nach Bauteilgröße können auch Kleinserien und Stückzahlen von 100 bis 200 Stück in einem Druckauftrag gefertigt werden. "Je höher die Stückzahl, um so preiswerter ist es natürlich", sagt er.

Auch schon mal eine U-Bahn-Station gedruckt

Gedruckt hat er schon die unterschiedlichsten Modelle für die Industrie, Architekten oder für den medizinischen Bereich. Dazu gehören Prototypen für Gehäuse aller Art, Greifer für Roboter und Anschlussstücke. Aber auch schon eine U-Bahnstation mit der darüberliegenden Straße, Gebäude oder ein Relief für eine Landschaftsgestaltungsfirma hat er schon gedruckt.

Die Bauteile sind mehrfarbig druckbar, sogar in sich dreh- und verschiebbar, was sie wiederum auch gut für die Medizin verwenden lässt. So hat Marcel Richter ebenso schon Modelle für eine Kinder-Orthese, wie sie bei einem verstauchten Sprunggelenk angewendet wird, ein Anschauungsstück einer Wirbelsäule oder den Querschnitt von inneren Organen gedruckt.

"Die Einsatzmöglichkeiten sind total vielfältig", sagt er. Marcel Richter kann sich gut vorstellen, dass sich 3D-Druck-Modelle hervorragend für den Schulunterricht eignen würden. Als Lehrmittel werden sie ja bereits in der Charité und in der Architektur immer mehr angewandt. "Sie würden sich aber ebenso gut für den Kunst-Unterricht, in Physik, Mathematik, Geografie oder in Technik eignen", schildert er.

Der 3D-Druck ist schon so weit, dass mit dem Prinzip in Tschechien und in Deutschland schon Häuser gebaut werden, berichtet der Neugersdorfer. Aber um solche Bauteile herzustellen, ist sein Drucker natürlich zu klein. Möglichkeiten hat er dennoch genügend. Und was ihn besonders freut, dass er vor allem auch viele Kunden in Sachsen hat.

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