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Was der kleine Anton mit Sachsens nettesten Eisenbahner erlebte

Nach dem Besuch bei seinen Großeltern in Jonsdorf wird die Rückfahrt für einen Eineinhalbjährigen zum unvergesslichen Erlebnis - und macht den Dresdner Lokführer zum "Eisenbahner mit Herz".

Von Markus van Appeldorn
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Trilex-Lokführer Jörg Birkenbusch ist Sachsen-Sieger beim Wettbewerb "Eisenbahner mit Herz“ - er hatte dem kleinen Anton und seinem Vater (kleines Bild) ein schönes Weihnachtsgeschenk bereitet.
Trilex-Lokführer Jörg Birkenbusch ist Sachsen-Sieger beim Wettbewerb "Eisenbahner mit Herz“ - er hatte dem kleinen Anton und seinem Vater (kleines Bild) ein schönes Weihnachtsgeschenk bereitet. © Paul Glaser

Für den kleinen Anton ist die Welt noch ein großes Abenteuer. So richtig dolle laufen kann er mit seinen eineinhalb Jahren freilich noch nicht. Aber wenn ihn die Neugier packt, ist er auf seinen Beinchen oder eben auch auf allen Vieren schon flink unterwegs. Und am zweiten Weihnachtsfeiertag 2023 machte ihm seine Neugier nicht nur ein letztes ganz besonderes Weihnachtsgeschenk. Auf seiner Entdeckungstour durch den Trilex stieß er auch auf einen "Eisenbahner mit Herz" - den Trilex-Triebfahrzeugführer Jörg Birkenbusch (54). Eine zauberhaft niedliche Geschichte von Kinderfreundlichkeit und Eisenbahnbegeisterung.

Anton lebt mit seinen Eltern in Dresden, in der Wilsdruffer Vorstadt. Seine Mama aber stammt aus Jonsdorf. Deshalb war die Familie zu Weihnachten bei den Großeltern im Kurort. Am Morgen des zweiten Weihnachtstages machten sie sich mit dem Trilex auf den Rückweg. Kaum im Zug ging Anton eben schon auf Entdeckungstour. "Er ist langsam die Treppe hoch zum etwas höher gelegenen Abteil hinter dem Führerstand des Triebwagens hochgeklettert", erzählt sein Vater Christian Neumann (40). In dem Moment verließ auch der Lokführer den Führerstand, um noch etwas weiter hinten im Zug nachzuschauen. "Die Tür des Führerstands hat er dabei offengelassen und Anton ist da gleich hin", schildert sein Vater weiter.

Ein unvergessliches Erlebnis

Christian Neumann nahm den Bub auf den Arm und schaute mit ihm in den Führerstand hinein. All diese Hebel und Knöpfe und Anzeigen und diese große Panoramascheibe - so also schaut der Lokführer auf die Strecke vor sich. Einige Augenblicke später war der Lokführer zurück - und erkannte gleich das Interesse seines kleinen und großen Fahrgasts. "Ihr könnt ruhig in der offenen Tür stehen bleiben und mir zuschauen", erzählt Neumann von der Einladung.

Dann ging die Fahrt los. Jedes Signal, jeden Knopf, jedes Licht in seinem Cockpit erklärte Lokführer Jörg Birkenbusch. Eigentlich wollten die beiden nach dem ersten Stopp in Oderwitz dann zurück auf ihre Plätze. "Aber der Lokführer hat uns eingeladen, noch ein bisschen zu bleiben, weil er uns noch eine Pferdekoppel an der Strecke zeigen wollte", erzählt Neumann. So durften die beiden dann bis zum Halt in Neugersdorf die Fahrt aus Lokführer-Perspektive erleben. "Das war einfach Bombe. Super. Und Anton hat wirklich ganz große Augen gemacht", sagt Neumann. Beim Ausstieg im Hauptbahnhof Dresden haben sie sich noch mal beim Lokführer bedankt. Doch das sollte es noch nicht gewesen sein.

"Wir haben eine Dankesmail an die Länderbahn geschickt, weil das wirklich nicht selbstverständlich und ganz besonders war", erzählt Neumann. Und die Länderbahn reagierte schnell und machte ihn auf den Preis "Eisenbahner mit Herz" des Vereins "Allianz pro Schiene" aufmerksam, zu dem er Jörg Birkenbusch nominieren könne. Die Allianz ist ein von Umwelt-, Verkehrs- und Fahrgastverbänden gegründeter Verein. Seit 20 Jahren zeichnet der Verein bundesweit Eisenbahner mit diesem Preis aus. Und Neumann nominierte Birkenbusch auch - und eine Jury kürte ihn auch gleich zum sächsischen Landessieger. Doch die wichtigste Auszeichnung folgt erst: der Publikumspreis.

Bis zum 31. März kann das Publikum bundesweit abstimmen. Und: Birkenbusch liegt bislang tatsächlich auf Platz 2. In der Beschreibung für seine Nominierung auf der Internetseite heißt es: "Für den einen mag es Alltag sein, für den anderen Abenteuer: Jörg Birkenbusch sorgt mit seiner Kinderfreundlichkeit und Offenheit für dieses einmalige Vater-Sohn-Erlebnis – ein unvergessliches Weihnachtsgeschenk von einem waschechten Eisenbahner mit Herz."

"Ich weiß, wie eisenbahnbegeistert Kinder sind"

Und Birkenbusch ist nicht nur ein Eisenbahner mit Herz, sondern auch mit Leib und Seele. Sein gesamtes Berufsleben hat der Dresdner in verschiedenen Funktionen bei der Bahn verbracht - angefangen noch bei der Reichsbahn der DDR. Triebfahrzeugführer ist er aber erst seit 2008, fuhr im Rheinland oder auch bei der Odeg zwischen Cottbus und Berlin. "Aber ich bin Ur-Dresdner. Als die Länderbahn hier den Zuschlag für die Strecken nach Zittau und über Löbau nach Görlitz für den Trilex bekommen hat, bin ich sofort zurück nach Dresden", erzählt er.

Und jener Weihnachtstag ist auch für ihn unvergesslich. "Der kleine Jakob schaute so mit erwartungsvollen großen Augen", erinnert er sich. Und es liege einfach in seinem Naturell, so etwas zu tun. "Ich weiß, wie eisenbahnbegeistert Kinder sind. Da mache ich so etwas natürlich gerne", sagt er, und: "Es herrschte noch so eine Weihnachtsstimmung - und das mit Anton und seinem Vater war auch für mich eine wunderschöne Abrundung von Weihnachten." Mitte Januar habe er dann von seiner Nominierung für den Preis "Eisenbahner mit Herz" erfahren. "Das hat mich natürlich sehr gefreut", sagt er und denkt dabei gar nicht so sehr an seine eigene Auszeichnung: "Das ist ja auch eine schöne Auszeichnung für die Länderbahn und lenkt auch Aufmerksamkeit auf den Bahnverkehr in der Region."